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Blaubeertage (German Edition)

Blaubeertage (German Edition)

Titel: Blaubeertage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasie West
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nicht. Und … Moment, versucht sie gerade, das Thema zu wechseln? Beinahe hätte es funktioniert. »Und was ist jetzt mit dem Geld?«
    »Ich hab’s Samstag nicht zur Bank gebracht.«
    Sie hat das Geld nicht eingezahlt? Meine Mom ist total pingelig, was die Einzahlungen betrifft. Und hat sie gestern Abend nicht gerade gesagt, dass wir im Rückstand sind?
    Sie muss meinen Blick bemerkt haben, denn sie sagt: »Ist keine große Sache. Ich bringe es gleich rüber, sobald sie aufmachen.«
    »Okay.« Ich schnappe mir meinen Rucksack, streiche meinen Pullover glatt und drehe mich zur Tür. Mein Herz fängt unerwartet ein bisschen an zu flattern – zum ersten Mal wieder, seit ich mich mit Xander gestritten habe. Ich lächele und trete hinaus in die Kälte.
    Xander ist nicht da.
    Der Weg zur Schule fühlt sich doppelt so lang an wie sonst. Vielleicht, weil ich ständig über meine Schulter schaue, oder vielleicht, weil ich langsamer gehe, um ihm noch ein bisschen Zeit zu geben. Er taucht nicht auf.
    Nach der Schule, während meine Mom oben Bestellungen in den Computer eingibt, hole ich Xanders Fotoapparat, den ich im Schreibtisch im Lagerraum versteckt habe, und mache ein paar Fotos von den Puppen. Noch nie bin ich so motiviert gewesen, die Homepage fertig zu bekommen und ins Netz zu stellen. Wir brauchen dringend zusätzliche Kunden. Als ich durch den Sucher in die leblosen Augen Aislyns starre, fällt mir ein, wie meine Mom heute Morgen mit der Banktasche in der Hand vor der Kasse stand und versucht hat, meinen Fragen auszuweichen.
    Ich lege den Gurt der Kamera um meinen Hals und schleiche mich in ihr Büro. Als Erstes suche ich nach dem Bilanzbuch. Die rote Zahl ist noch höher geworden, über dreitausend Dollar. Das überrascht mich nicht; so etwas in der Art hatte sie ja bereits angedeutet. Aber jetzt mache ich mir noch mehr Sorgen. Ich ziehe die Seitenschublade auf, in der sie die Banktasche aufbewahrt, und nehme sie heraus. Der Reißverschluss ist zugezogen; ich starre sie einen Moment an und fühle ihr Gewicht in meinen Händen. Ich traue mich nicht, sie zu öffnen, um zu sehen, ob das Geld immer noch drin ist. Ich habe keine Ahnung, was es zu bedeuten hätte, wenn das Geld immer noch in der Tasche wäre. Dass meine Mom weiterhin etwas vor mir geheim hält? Machen wir’s kurz und schmerzlos. Ich ziehe den Reißverschluss auf und schaue hinein. Leer. Obwohl das Geld weg ist – ich gehe davon aus, sie hat es eingezahlt –, fühle ich mich unbehaglich.
    Die Ladenglocke an der Tür geht. Ich stopfe die Tasche zurück in die Schublade und renne wieder nach vorne.
    Ein großer Mann mit dunklen Haaren und dunklem Bart steht im Laden direkt an der Tür. Ich brauche eine Sekunde, um ihn einzuordnen, aber dann fällt mir wieder ein, dass er vor ein paar Wochen im Laden gewesen ist und mit meiner Mom gesprochen hat.
    »Ist Susan da?«, fragt er und bleibt mit seinem Blick auf der Kamera hängen, die ich um den Hals trage.
    »Nein, sie ist nicht da.« Vermutlich könnte ich ihm sagen, dass sie oben ist, aber das beklemmende Gefühl, das ich im Büro meiner Mom hatte, ist schlimmer geworden.
    »Kannst du ihr bitte ausrichten, dass Matthew vorbeigekommen ist?«
    »Gibt es irgendetwas, womit ich Ihnen helfen kann?«
    In seinen Augen funkelt es und sein Mund verzieht sich zu einem Lächeln. »Nein.« Und damit geht er rückwärts aus der Tür hinaus. Er läuft am Ladenfenster vorbei. Ich warte ein paar Sekunden, trete dann schnell aus dem Laden und halte mich dicht an der Hauswand, damit er mich nicht sehen kann. Er steigt in einen dunkelblauen SUV, den er ein paar Läden weiter am Straßenrand geparkt hat. Ich schieße schnell ein paar Fotos, zoome das Nummernschild heran und dann sein Gesicht. Mir bleibt beinahe das Herz stehen, als er in die Kameralinse hineinguckt. Der Türgriff bohrt sich in meinen Rücken, als ich mich hastig zurückziehe. Wahrscheinlich hat er mich nicht gesehen. Ich hatte ihn ziemlich stark herangezoomt.
    Im Laden nehme ich den Telefonhörer ab und bin schon kurz davor, auf die interne Nummer zu drücken, halte aber inne. Ich möchte meiner Mom am Telefon nichts von Matthew sagen. Ich möchte ihr überhaupt nichts von Matthew sagen. Es ist nicht so, dass meine Mom nie mit jemandem ausgeht. Sie verabredet sich … ab und zu. Aber das erzählt sie mir dann immer. Also muss ich davon ausgehen, dass Matthew, wer auch immer das sein mag, nicht jemand ist, mit dem sie Dates hat. Und wenn sie ihn nicht datet,

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