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Blaubeertage (German Edition)

Blaubeertage (German Edition)

Titel: Blaubeertage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasie West
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Homepage.« Ihre Stimme ist dumpf und flach.
    »Das wird super, Mom. Das bringt unser Geschäft auf Touren, verschafft uns mehr Verkäufe. Das ist der nächste Schritt, um weiterzukommen.«
    »Nein.« Das ist alles, was sie sagt. Dann dreht sie sich um und geht um die Theke herum in die Küche.
    Ich bin verwirrt. »Nein?«
    Sie nimmt sich ein Glas aus dem Schrank und füllt es mit Wasser aus dem Hahn. »Ich möchte keine Homepage.«
    Auch wenn wir kein Kabelfernsehen haben oder Handys oder einfach nur einen neueren Computer, liegt das nicht daran, dass meine Mom neue Technologien für Teufelszeug hält oder so. Es liegt wirklich nur daran, dass wir es uns nicht leisten können. »Es ist wirklich günstig, Mom. Unter zwanzig Dollar pro Jahr für den Namen der Domain und ich kann sie verwalten. Selbst du könntest sie verwalten, wenn wir sie erst mal im Netz haben. Es ist ganz einfach und …«
    »Ich habe Nein gesagt, Caymen. Ich will sie nicht.«
    »Warum?«
    »Weil ich Nein gesagt habe.«
    »Das ist keine Antwort, Mom. Damit beendet man ein Gespräch.«
    »Gut, denn dieses Gespräch ist beendet.« Sie knallt das Glas auf die Küchentheke und ich bin überrascht, dass es nicht zerspringt. Dann stapft sie aus der Küche und in ihr Zimmer.
    Ich schließe die Seiten, die ich auf dem Computer geöffnet habe, und versuche, ruhig zu bleiben. Am liebsten würde ich den Computer auf den Boden werfen. Ich tue es nicht. Ich schalte ihn aus, gehe langsam nach unten und nach draußen. Dann renne ich los. Ich halte auch dann nicht an, als sich meine Wangen taub anfühlen und meine Lungen kurz vorm Bersten sind und mir die Beine wehtun.
    Als ich wieder zurück im Laden bin, bin ich schweißgebadet. Ich muss mit jemandem reden. Ich hebe den Hörer ab und wähle Skyes Nummer. Sofort meldet sich der Anrufbeantworter. Nervös klopfe ich mit den Fingern gegen die Wand und beschließe, keine Nachricht zu hinterlassen.
    Ich sollte Mason anrufen. Ich tue es nicht.
    Ich ziehe den Ordner unter dem Tresen hervor und lasse ihn auf unseren überdimensionierten Terminkalender fallen. Ich suche Mrs Daltons Telefonnummer heraus.
    Beinahe lege ich wieder auf, als ich das Klingelzeichen am anderen Ende der Leitung höre.
    »Hallo?«, meldet sich Mrs Dalton.
    »Hi …« Ich habe mich verwählt . Ich schnappe vor Schreck nach Luft, als mir klar wird, dass es schon nach neun ist. Lag sie schon im Bett? »Es tut mir leid, dass ich noch so spät störe. Hier ist Caymen … aus dem Puppenladen.«
    »Es ist überhaupt nicht spät und ich kenne nur eine Caymen«, sagt sie. »Wie geht’s dir?«
    »Mir geht’s gut.«
    »Habe ich irgendetwas bestellt? Ich kann mich nicht erinnern, aber das heißt nicht, dass ich es nicht doch getan habe.«
    »Als wenn Sie je vergessen würden, wenn Sie etwas bestellt haben«, sage ich.
    »Das stimmt. Dann wolltest du dich bestimmt nur vergewissern, dass ich nicht gestorben bin? Ich mag zwar alt aussehen, bin aber erst siebenundsechzig.«
    »Im Ernst? Und ich dachte, Sie wären um die vierzig.«
    »Netter Versuch.«
    Ich hole Luft. »Ich wollte Sie fragen, ob Sie mir eine Telefonnummer geben könnten. Ich glaube, er würde sie mir auch selber geben … äh, also was ich damit meine, ist, dass ich nicht versuche, sie mir hinter seinem Rücken zu besorgen oder so. Er hat mich sogar schon angerufen. Ich glaube nicht, dass es ihm etwas ausmachen würde, wenn ich sie hätte.«
    »Hol erst einmal tief Luft, Schätzchen.«
    »Tut mir leid.«
    »Möchtest du Alex' Telefonnummer haben? Er kann sehr charmant sein, nicht wahr?«
    »Nein. Ich meine, ja, das ist er, aber wir sind bloß befreundet.« Und im Moment brauche ich dringend einen guten Freund.
    »Genau so klingt es auch.«
    Ich lache. Mrs Dalton ist witzig.
    »Ich hole sie dir schnell. Ich hab zwar so ein schickes Telefon, das Hunderte von Nummern speichern kann, aber ich schreibe sie mir immer noch in ein kleines rotes Büchlein.«
    Ich merke, dass ich vor lauter Erwartung die Luft anhalte.
    »Bereit?«, fragt sie.
    Mehr als bereit. »Ja.« Ich notiere mir die Nummer auf dem Kalender. »Vielen, vielen Dank.«
    »Kein Problem. Grüß ihn von mir.«
    Ich lege auf und starre die Nummer eine Ewigkeit an. Ich möchte mit ihm sprechen. Ich muss mit ihm sprechen. Aber in meinem Inneren hat sich alles zusammengezogen. Ich kneife meine Augen fest zu, und als ich sie wieder öffne, wähle ich schnell die Nummer, bevor ich mir es anders überlegen kann. Es klingelt dreimal und ich habe

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