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Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift

Titel: Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt , luebbe digital
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erreicht habe, eine vage Beschreibung einer Frau, die vor ein paar Wochen mal mit ihm zusammen auf seiner Jacht, der Juvenile , gesehen wurde. Sein Liegeplatznachbar hat sie zufällig erspäht, weil er mal spät abends an Deck seines Schiffes war, als Michaelis gerade einlief. Hier ist die Personenbeschreibung: Könnte jede zweite sein ...«
    Broders sah Kriminalrat Horst-Egon Gabler an, dass er Mühe hatte, seine Emotionen in Zaum zu halten. Ihm stand anscheinend die Pressekonferenz zur Havarie der Segeljacht und zu dem toten Segler bevor, und er hatte eigentlich nichts, was er bekannt geben wollte oder konnte. Die Pressesprecherin hatte ihm angeblich vorhin bei einem kurzen Telefonat versichert, sie könnten ermittlungsrelevante Gründe vorschützen, wenn sie noch keine neuen Informationen hätten. Aber vor Kameras, Mikrofonen und gezückten Bleistiften zu sitzen und nichts zu sagen war Kriminalrat Gabler bekanntermaßen ein Graus.
    »Was ist mit den Nachbarn der Familie Michaelis in Neustadt?«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Heinz Broders setzte sich erst mal auf seinem Stuhl zurecht und räusperte sich. »Also, ich war bei den Nachbarn zur Rechten, zur Linken, die Gegenüber sind im Urlaub. Die Nachbarn zur Rechten mit dem Nachnamen Müller behaupten, sie hätten Michaelis einmal ganz zufällig in einem Weinlokal getroffen, in Begleitung einer hübschen, dunkelhaarigen Frau, die sie aber nicht kannten. Das ist aber schon ein paar Monate her. Müllers waren sich nicht sicher, aber es muss vor Weihnachten gewesen sein.«
    »Konnten sie sie näher beschreiben?«
    »Angeblich nicht.«
    »Kalter Kaffee«, tat Gabler die Sache geringschätzig ab.
    »Den gab es auch«, kommentierte Broders, und ein paar der Anwesenden huschte ein Grinsen über das Gesicht. Er konnte nicht anders, er musste Gabler immer dann provozieren, wenn er so schlecht drauf war wie gerade jetzt.
    Sie hatten so motiviert begonnen, geradezu hoffnungsfroh, wenn man die Ermittlungen bei einem Kapitalverbrechen so beschreiben durfte. Und nun saßen sie hier und gingen sich auf die Nerven.
    »Ich habe vorhin mit einem vom K11 gesprochen. Rainer Schneekluth. Die haben eine neue Vermisstensache. Eine Frau. Könnte es da nicht einen Zusammenhang mit dem Schiffsunglück geben?«, fragte Gerlach.
    Oswald Heidmüller, der sich bisher sehr zurückgehalten hatte, schreckte auf. Broders spitzte die Ohren.
    »Wer ist die vermisste Person? Weiß du, wie sie heißt?«, fragte Heidmüller.
    »Liebig, Marlene.«
    »Dann ist sie die Schwägerin von unserer Kollegin Korittki. Ihr Bruder heißt Liebig mit Nachnamen. Ich hatte allerdings gehofft, dass sie inzwischen wieder aufgetaucht sei.«
    Gablers Miene, beobachtete Heinz Broders, wurde, wenn möglich, noch düsterer. Er selbst fand diesen Aspekt faszinierend. Wie klein die Welt war. Ab und zu kam es halt vor, dass Kollegen Opfer oder gar Tatverdächtige persönlich kannten. Das war dann für die Betreffenden eine große Belastung. Entweder ließen sie sich von vornherein aus den Ermittlungen ausschließen oder aber, auch das war schon vorgekommen, sie ließen sich sogar als zusätzliche Kraft anderen Abteilungen zuteilen, um über den Verlauf der Ermittlung informiert zu sein. In diesem Fall war die Korittki aber gerade im Urlaub – was von Vorteil sein konnte.
    »Wenn es eine vermisste Person gibt, deren Verschwinden zeitlich mit dem Fall Michaelis zusammenfällt, dann müssen wir überprüfen, ob sie sich zum Zeitpunkt des Unglücks an Bord der Jacht aufgehalten hat. Ich werde veranlassen, dass das DNA-Material von der Juvenile mit Proben verglichen wird, die wir uns von der vermissten Frau Liebig besorgen müssen. Und sei es nur, um die Möglichkeit eines Zusammenhangs auszuschließen.«
    Gabler erhob sich von seinem Platz. Broders ahnte, was nun in seinem Kopf gerade vor sich ging. Bisher hatten sie im Fall Michaelis zwar einen Haufen Spuren auf der Jacht sicherstellen können, aber die waren bisher mit nichts zu verknüpfen gewesen. Was nutzte ihnen wundervolles DNA-Material, wenn sie keine Daten hatten, mit denen sie es vergleichen konnten? Diese vermisste Frau war zumindest eine Möglichkeit.
    Bisher hatten sie nur Michaelis Spuren auf seinem Schiff eindeutig zuordnen können. Sie wussten nicht, wer ihn auf seinem letzten Törn begleitet hatte. Von der üblichen Crew, die an den Wochenenden manchmal mit ihm segeln gegangen war, war es keiner gewesen. Auch gab es bisher keine Spur des

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