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Blauwasserleben

Blauwasserleben

Titel: Blauwasserleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Dorsch
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Ostküste
Siziliens. Sizilien war nicht Malta, aber auch nicht so weit von dem Inselstaat
entfernt – und das, was Stefan sagte, bedeutete, dass Land in der Nähe war.
Wenn es auch noch nicht zu sehen war – jetzt waren wir von schwarzen Wänden
umgeben, als würden wir uns zwischen riesigen Kohlenhalden befinden –, dann
ganz gewiss am nächsten Morgen.
    Auf einmal war die See glatt wie ein Aal. Wo blieb der Nordwind?
Laut Wetterbericht sollte sich Nordwind einstellen. Doch der Wind scherte sich
nicht darum, er hatte sich nahezu völlig zurückgezogen. Das, was sich da vor
Tagen zusammengebraut hatte, schien auf einmal Millionen Lichtjahre entfernt zu
sein. Wir beide atmeten auf.
    Â»Segel runter«, rief Stefan. »Wir werfen den Motor an. Hier ist die
Bucht, die du rausgesucht hast.« Wir waren an der sizilianischen Küste
angekommen, natürlich mitten in der Nacht, was man als Segler immer zu
vermeiden sucht. Man wollte sehen, wo man den Anker warf.
    Gerade waren wir noch erleichtert gewesen, schon stockte uns erneut
der Atem. Der Motor sprang nicht an. Pffft . Weißer
Rauch durchschnitt die Schwärze, und das war es dann. Er gab keinen weiteren
Laut von sich. Warum konnte nicht einmal etwas ohne Probleme ablaufen? Nach
fünf aufreibenden Tagen und vier Nächten auf hoher See wollten wir nur noch
ankommen und einen Ankerplatz für Baju finden.
    Nachdem wir wieder die Segel gesetzt hatten, beugte sich Stefan
vollkommen übermüdet über den Motor, wechselte die Filter, spülte die Schläuche
und Leitungen, in der Annahme, dass der Dreck in unserem Tank sich in dem Sturm
erneut mit dem Diesel vermischt und deshalb diese Schwierigkeiten verursacht
hatte. Anschließend holte er den mit zwanzig Litern Diesel gefüllten
Reservekanister hervor und einen Ansaugschlauch, damit der Motor auf keinen
Fall mit dem Diesel aus dem Tank in Berührung kam.
    Himmel, wir hatten Glück! Der Motor sprang an. Nach anderthalb
Stunden nächtlicher Bastelzeit funktionierte die Kraftstoffnotanlage.
    Â»Das war Hardcore«, sagte Stefan. Er grinste aber schon wieder.
»Jetzt können wir in die Bucht motoren.«
    Nachdem der Anker tief im Schlick steckte – inzwischen war es ein,
zwei Uhr nachts –, fielen Stefan und ich uns in die Arme. Vor Erleichterung.
Vor Glück, dass um uns herum ruhiges Wasser war.
    Â»Komm, wir haben noch eine Flasche Schampus, die köpfen wir jetzt«,
rief Stefan erleichtert aus.
    Das Gefühl, sich endlich der Schwimmwesten und der klammen
Segelkleidung entledigen zu können, war herrlich. Es war eine laue
Frühsommernacht, die Sterne leuchteten am Himmel, das Festland war als
Silhouette erkennbar, ein paar rote und grüne Lichter blinkten. Ich fühlte mich
befreit und war stolz, die vergangenen schwierigen Tage überstanden zu haben.
    Obwohl wir beide völlig erschöpft waren, nahmen wir noch ein Bad im
Meer. Stefan glitt nach einem tollkühnen Sprung ins Wasser, ich folgte ihm
etwas geruhsamer hinterher. Das Wasser war angenehm, wir küssten und
beglückwünschten uns zu dem, was wir geleistet hatten. Zurück auf dem Boot
duschten wir mit Süßwasser. Herrlich. Tagelang hatte ich das Gefühl gehabt, in
einer Salzkruste herumzurennen, nun war sie weggespült. Und es kam noch besser:
Endlich konnten wir wieder saubere Kleider tragen und in einem Bett mit frisch
gewaschenem Bettzeug einschlafen, in dem Wissen, länger als drei Stunden
schlafen zu können.
    Eine Flasche Sekt und unzählige Tapas später fragte Stefan: »Haben
wir eigentlich eine italienische Gastlandflagge?«
    Â»Nein«, antwortete ich. »Wir wollten doch nach Malta. Italien stand
gar nicht auf unserem Programm.«
    Â»Also keine Gastlandflagge. Aber die Italiener werden’s uns
nachsehen. Haben wir die nicht bei der letzten Fußball- WM gewinnen lassen?«

    Am nächsten Morgen nach einem langen Tiefschlaf sahen wir
zum ersten Mal, wo genau wir in der Nacht zuvor geankert hatten.
    Â Â»Na wunderbar, das haben wir
ja richtig gut hinbekommen«, machte sich Stefan über sich selbst lustig. »Wir
liegen nämlich mitten in der Fahrwasserrinne. Vor dem Frühstück müssen wir noch
ein neues Ankermanöver einlegen.«
    Â»Das bekommen wir auch noch hin.« Dadurch, dass wir alles heil
überstanden hatten, war ich wieder voller Tatendrang.
    Nach Kaffee und Müsli fuhren wir mit

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