Bleib doch für immer!
vor.
„Bestimmt wären sie von dir dann genauso überrascht, wie ich es von Shana war. Ich habe nie darüber nachgedacht. Für mich war sie immer die Kleine – als wäre die Zeit stehen geblieben. Vielleicht reicht es deinen Brüdern ja schon, wenn sie diese Wohnung sehen. Dann werden sie merken, dass du für dich selbst sorgen kannst.“
„Hoffentlich. Was hast du Shana denn über uns erzählt?“
„So wenig wie möglich. Sie weiß, dass wir so tun, als wären wir verheiratet. Außerdem habe ich vergessen, den Ring abzuziehen. Du übrigens auch, wie ich sehe.“
„Im Büro glauben sie, dass ich verheiratet bin.“
Er griff zu seinem Weinglas. „Möchtest du den Plan sehen, den Shana gezeichnet hat, oder willst du dich überraschen lassen?“
„Glaubst du, dass mir irgendetwas nicht gefallen könnte?“
„Im Gegenteil. Sie hat sich auch Gedanken über Bilder gemacht. Sollen wir morgen mal ein paar Galerien besuchen?“
„Die meisten schließen um fünf. So früh kann ich nicht Schluss machen. Aber ich könnte meine Mittagspause verlängern, wenn dir das recht ist.“
„Ich muss hierbleiben. Morgen werden die Möbel geliefert – irgendwann zwischen zehn und fünf.“
Jedes Mal, wenn Gavin sie ansah, meldete sich sein schlechtes Gewissen. Sie war so still, und ihre Augen leuchteten auch nicht so wie sonst. Vergangene Nacht hatte er an einen wunden Punkt bei ihr gerührt, und das hatte sie noch nicht verwunden – sosehr sie sich auch den Anschein gab.
Schweigend nahmen sie das Abendessen ein. Angestrengt überlegte er, wie er die Stimmung aufheitern konnte.
„Lass uns einen Spaziergang machen“, schlug er nach dem Essen vor. „Was hältst du von einem Schaufensterbummel? Vielleicht findest du in irgendeiner Galerie schon ein passendes Bild.“
In Beccas Nachbarschaft befanden sich unzähligen Boutiquen und Galerien, Kneipen und Klubs und zahlreiche Restaurants. Jeden zweiten Samstag im Monat gab es einen Kunstmarkt in den Straßen, der Tausende von Schaulustigen anzog.
Auf der Straße griff er nach Beccas Hand. Sie schien überrascht zu sein, entzog sie ihm aber nicht. „Vielleicht sollte ich bis zum Kunstmarkt warten“, überlegte sie. „Shana hätte doch wohl nichts dagegen?“
„Wahrscheinlich würde sie zwischenzeitlich etwas anderes an die leere Wand hängen. Sie hat sich nämlich in den Kopf gesetzt, dass dort ein Farbfleck hinmuss – sozusagen als Gegenwicht zum Rest der Einrichtung.“
Sie bummelten etwa eine Stunde durch die Straßen, bis sie in einem Laden eine bronzene Nachbildung der Tower Bridge entdeckten, eine der Sehenswürdigkeiten von Sacramento.
„Das würde mir gefallen.“ Becca blieb stehen. „Shana hoffentlich auch.“
„Lass es uns herausfinden.“ Gavin zog sein Handy aus der Tasche und machte ein Foto. Dann mailte er die Aufnahme an seine Schwester. Keine Minute später hatte er ihre Antwort. „Perfekt. Kauft es!“
„Gleich morgen früh rufe ich in der Galerie an und lasse sie mir liefern“, beschloss Becca. „Wenn sie nicht zu teuer ist.“
Gavin begleitete sie nach Hause zurück. Als sie vor dem Aufzug warteten, sagte er: „Ich glaube, ich lasse dich jetzt allein.“
Beccas Magen verkrampfte sich. Mussten sie nicht noch über einige Dinge reden? „Möchtest du noch ein Glas Wein?“
„Nein, lieber nicht.“ Ein Klingelton kündigte die Ankunft des Lifts an. „Gute Nacht, Becca.“
„Danke für alles.“ Plötzlich kam sie sich ganz verloren vor. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er so früh gehen würde.
Sie trat in den Lift, und Gavin ging zur Tür. Doch wie auf Kommando drehten sie sich noch einmal um. Beide zögerten. Becca machte den ersten Schritt. Sie rief seinen Namen, während sich hinter ihrem Rücken die Aufzugtür schloss. Sie kam einen Schritt näher, und dann fielen sie sich in die Arme.
Ihre Lippen trafen sich, seine Zunge erforschte ihren Mund, und ihre Erregung wuchs im gleichen Maß wie seine. Ihr wurde ganz heiß, als sie seinen Körper so nahe an ihrem spürte.
„Komm mit mir nach oben“, murmelte sie, die Lippen dicht an seinem Mund. Jeden Moment konnte jemand zur Tür hereintreten.
„Ich kann nicht“, erwiderte Gavin, obwohl sein Kuss noch leidenschaftlicher wurde.
„Warum nicht?“, stieß sie hervor.
„Weil ich es wirklich möchte.“
Sie wartete, ob er noch etwas hinzufügen wollte, aber er schwieg. Ihr war klar, was er meinte. Hätte er doch bloß nicht einen so starken Willen
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