Bleib fuer immer - Darling
wir dann drüber?"
"Weil... wenn du dich deswegen von Roger getrennt hast..."
"Daß du mich geküßt hast, war nicht der Grund für die Trennung von Roger." Bryony überlegte kurz. Sollte sie schweigen oder sagen, was sie auf dem Herzen hatte? Bisher hatte sie immer ihren Gefühlen offen Ausdruck verliehen ...
"Ich habe die Verlobung gelöst, weil ich mich verliebt habe", erklärte sie leise. "Und zwar in dich, Jack. Es wäre nicht fair, Roger zu heiraten, wenn ich so für einen anderen Mann empfinde, oder?"
"Bryony ..." sagte er rauh und ließ ihr Handgelenk los. "Ich liebe dich nicht."
Sie blickte auf die Abdrücke, die seine Finger auf ihrer Haut hinterlassen hatten. "Ich glaube, du lügst", erwiderte Bryony sanft und setzte Harry ab. Dann Streichelte sie Jacks Wange.
"Ich glaube, wir wußten in dem Moment, als wir uns zum erstenmal gesehen haben, daß zwischen uns etwas Besonderes ist."
Er schob sie weg und stöhnte. "Zur Hölle, Bryony, ich begehre dic h - aber ich will dich nicht zur Frau."
"Als was denn dann?" fragte sie. "Du willst nicht mit mir schlafen, du willst mich nicht küssen, du willst mich nicht heiraten. Was willst du?"
Jack rieb sich ratlos die Stirn. "Das macht doch keinen Sinn.
Mir wächst das alles über den Kopf, und ich muß da raus."
"Zurück zu Diana?"
"Ja!" rief er heftig, und Harry bellte drohend. "Sie ist vernünftig."
"Und langweilig."
"Sie wird mich wenigstens nicht im Stich lassen."
Bryony schloß kurz die Augen. Sie wußte nun, was sie zu tun hatte. Rasch ging sie zur Tür und öffnete sie.
"Glaub mir, Jack, ich würde es auch nicht tun", sagte Bryony, und ihre Stimme klang zittrig.
"Das behauptest du jetzt. Auch Georgia hatte es mir versprochen. "
"Du glaubst also Diana - mir aber nicht." Sie zuckte die Schultern. "Jack, es ist hoffnungslos. Wenn du mir nicht vertraust, dann liebst du mich nicht. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Ich weiß, wann ich mich geschlagen geben muß. Bitte, geh, Jack. Du bist in meinem Haus nicht länger willkommen -
und auch in meinem Leben nicht."
9. KAPITEL
In den folgenden Wochen nahm Harry zwei Kilo ab und gewöhnte sich daran, an der Leine zu gehen, ohne Bryony beinah den Arm auszurenken. Er lernte, die Kommandos "Bei Fuß", "Sitz", "Platz" und "Aus" zu befolgen und sich wie ein zivilisierter Hund zu benehmen. Er schien es zu genießen.
"Es ist ein Vergnügen, ihn zu trainieren", lobte der Lehrer der Hundeschule ihn.
Das war der einzige Lichtblick in einem trübseligen Monat.
"Du hältst mich bei Verstand", sagte Bryony zu ihrem neuerdings artigen Hund, als sie ihn eines Abends zum dritten, Spaziergang an diesem Tag mitnahm. Das stimmte allerdings nicht ganz - er hielt sie lediglich beschäftigt. Von Jack hatte sie nichts wieder gehört.
"Wenigstens ist noch keine Verlobungsanzeige von Jack und Diana erschienen", meinte Myrna am folgenden Tag. "Und Maddy scheint durchaus glücklich zu sein."
"Gut."
"Bryony, möchtest du vielleicht doch eher als geplant von hier weggehen?"
"Nein, ich bleibe noch, wie versprochen, vier weitere Monate. Ich halte nämlich meine Versprechen. Außerdem", fügte sie betrübt hinzu, "weiß ich nicht, wohin ich gehen soll."
Soviel hatte Bryony noch nie über ihren Kummer verraten.
Myrna umarmte sie, setzte Wasser auf und machte Kaffee. Dann betrachtete sie ihre Freundin besorgt. Nicht nur Harry verlor Gewicht.
"Du wirst doch nicht von Kummer verzehrt, oder?"
Die Idee schien Bryony seltsamerweise aufzumuntern.
"Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Meine einzigen weißen Sachen sind nicht mehr, was sie mal waren, seit sie die Begegnung mit dem Kuhmist hatten. Meinst du, ich kann trotzdem bleich und ausgezehrt aussehen?"
"Und geistergleich herumschweben, auf der Suche nach einem Boot voller Blumen, in dem du deinem Ende
entgegenfährst wie die Lady von Shalott in dem Gedicht?"
Myrna lachte. "Nein, ich glaube, so weit ist es mit dir noch nicht gekommen."
"Ich kann mir gut vorstellen, an einem gebrochenen Herzen zu sterben."
"Und wer füttert dann Harry?"
"Das ist ein Argument fürs Weiterleben. Gut, ich werde mich nicht dem Verfall hingeben." Bryony hob den Hund hoch und lächelte. "In einem Drachen dahinzugleiten, bis er endlich untergeht, wäre ohnehin nicht mein Stil. Ich würde eher tagelang herumschwimmen, bevor ich zum schlammigen Grund des Sees sinke wie ein Jammerlappen. Die Alternativen sind auch nichts für mich: Pistolen sind mir zu laut und Hinfiele um den Hals nicht modisch
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