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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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wohl schon früh schlafen? Immer wenn ich mich hinsetze zum Schreiben, fliegen die Flieger ein. Aber heute geht es nach Südwestdeutschland. Gestern hatte ich mich schon um 9 Uhr hingelegt, und mußte dann ¾ 10 Uhr wieder aus dem Bett. War aber nur Voralarm und dauerte es nur eine Viertelstunde. Daß Erika zurück ist, habe ich Dir ja schon oft mitgeteilt. Heute sind Erika und Heinz nach Berlin. Erika kommt am Sonntag zurück, und Heinz fährt nach Ostpreußen schippen. Wenn Du Mutti mal schreiben willst, wird sie sich sehr freuen. Ihre Adresse ist jetzt Leipzig S3, Märchenwiese 12. Als nächste Geburtstage sind Erika, wenn Du ihr gratulieren willst, am 13.11. und dann Mutti am 16.11. Dann ist wieder bis 1945 Ruhe. Hoffentlich hast Du Glück gehabt, und den Fotoladen noch vorgefunden. Das Elend kann ich mir vorstellen, wenn Frauen und Kinder mit ihrer letzten Habe wandern, das hat man ja hier auch kennengelernt, wenn die Menschen auch in der Heimat bleiben konnten. Aber ein Bild des Elends ist es doch. Am Mittwoch war ich mit Schlichts bei Lisa eingeladen. Lisa hatte ihre Dose Ananas geopfert, die sie schon über vier Jahre behütet hatte. Es war gleichzeitig eine Abschiedsfeier für Martin, denn Martin soll am 1.10. einrücken. Evtl. wird er noch mal vier Wochen zurückgestellt, aber das ist dann das letzte und muß er dann dran glauben. Es war recht nett, und hatte Lisa alles sehr hübsch gemacht. Das erste Glas wurde auf Deine gesunde Rückkehr geleert, das zweite auf die Martins. Drei Gläser habe ich getrunken und mich dann ¼ 10 Uhr verkrümelt. Leider verpaßte ich die Bahn und konnte so erst mit der letzten ¾ 10 Uhr fahren. Leider bekam ich dann keine 8 mehr, und bin so mit der 4 gefahren und von der Zschocherschen runter gelaufen. Durch das miese Wetter der letzten Tage hatte ich mich erkältet und war wie zerschlagen die Nacht und gestern. Jedes Haar, jedes Glied tat mir weh und beim Atmen sogar die Lunge. Bei Schlichts habe ich gestern daraufhin zwei wunderbare Schnäpse und von Mutti zwei Tee mit Rum bekommen, und war das für mich mehr Medizin, denn heute bin ich wie neugeboren und tut mir nichts mehr weh. Also keine Sorgen. Heute war ich mit Mutti, Ulli und Heidi nochmal im Garten, da ein wunderbarer Tag war. Ulli und Heidi haben sich sehr geliebt, und hat Ulli Heidi immer wieder abgedrückt. Also sind es doch nicht immer bloss die Frauen. Die Eltern sind wieder ins Kino und werden wohl bald zurückkommen. Am Mittwoch bekam ich von Gretel eine Keksdose (von Dir) voll Pflaumen, und habe ich da gleich gestern Pflaumenknödel gemacht, die Heidi so sehr gern ißt. Dann haben noch Mutter und ich je einen Pflaumenkuchen gebacken, der wunderbar geschmeckt hat. Armer kleiner Mann, Dir kann ich das nur sagen, aber die Zeit wird schon mal wieder kommen, wo wir uns so richtig in den Kuchen reinlegen können. Unserem Kerlchen geht es gut und ist auch ihr Appetit gut. Heute, als wir vom Garten nach Hause gingen, sagte ich: “Ob denn der Vati da ist?” “Nein”, sagte Heidi, “der ist doch in Holland bei den Soldaten, schießen, die bösen Soldaten ins Grabloch.” Wer ihr das wieder weisgemacht hat, weiß ich nicht. Gestern früh nach dem Alarm (war nur in Leuna) sagte Heidi ...
    (Rest fehlt)
     
     
     
    E.O., den 1.10. 44
    Meine liebe kleine Lenifrau!
    Nun sind wohl schon wieder drei Tage seit meinem letzten Brief vergangen und nehme ich an, dass Du ihn mit den übrigen vorherigen bekommen hast. Leider sind wir hier immer noch ohne Post aus der Heimat, es werden ja nun bald drei Wochen, seitdem ich Deinen letzten Brief bekommen habe und zerrt das Ganze schon an den Nerven. Aber ich hoffe, dass nun doch in den nächsten Tagen etwas kommt, denn die Umleitung nach Apeldoorn ist ja schon vor 14 Tagen von der Kompanie beantragt worden. In Arnheim ist es ja nun ganz ruhig geworden und drücken den Tommy stark auf Nijmegen zurück. Dafür hatten wir aber am 29., also vorgestern, einen schweren Tieffliegerangriff, von dem wir sehr überrascht waren. Es ging ziemlich heiss zu, aber ich hatte wieder mal Glück gehabt und bin ohne Schaden davon bekommen. Leider hatten wir dabei zwei Schwer- und zwei Leichtverletzte, unter ersteren befand sich auch Kamerad Noack, der schwer am linken Unterschenkel durch Splitter verletzt wurde. Er kam sofort zum Lazarett nach Apeldoorn und konnte ich mich leider nicht mehr um ihn kümmern, da ich sofort mit Leitungsflickerei beginnen musste. Ich bin nun gestern per Rad mit einem

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