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Bleiernes Schweigen

Bleiernes Schweigen

Titel: Bleiernes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Fogli
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Hand.
    »Das ist ein Unterschied.«
    Die Stimme meiner Frau, das erste Mal während dieser Unterhaltung.
    »Ein Unterschied?«
    »Zwischen warten und suchen.«
    Giuseppe nickt.
    »Sie haben recht, das ist ein Unterschied.« Er geht zum Auto. »Kommen Sie, lassen Sie uns was trinken gehen, ich lade Sie ein. Hier können wir eh nichts tun.«
     
    Die Bar unweit der Passeggiata delle Cattive ist fast leer. Nur ein alter Mann sitzt an einem Ecktischchen und schläft, die Sonnenbrille auf der Nase.
    Adriano trinkt seinen Espresso in einem Schluck.
    »Also, worüber müssen wir reden?«
    Giuseppe verschränkt die Arme und lehnt sich auf seinem Stuhl zurück.
    »Über vieles. Oder über nichts.«
    »Zum Beispiel darüber, was ein Polizist beim Castello zu suchen hat.«
    »Zum Beispiel, Signora. Oder zwei Journalisten.«
    Elena trinkt einen Schluck aus ihrer Coladose.
    »Wenn Sie denn wirklich ein Polizist sind.«
    Der Mann nickt und deutet ein Lächeln an. Er lässt sich nicht aus der Reserve locken.
    »Genau, wenn.«
    Meine Frau seufzt.
    »Also, entweder Sie trauen uns oder Sie trauen uns nicht. Und wenn Sie uns nicht trauen, dann können wir genausogut übers Wetter reden.«
    Giuseppe sieht meinen Vater an.
    »Soweit ich weiß, sind wir mit der gleichen Vermutung zum Castello gefahren.«
    Adriano bleibt stumm. Elena muss das Gespräch am Leben halten.
    »Könnte man dieser Vermutung nicht nachgehen?«
    »Wenn Sie mich dort oben getroffen haben … Das ist eine mögliche Vermutung, ja.«
    »Und die anderen?«
    Giuseppe senkt den Blick.
    »Die anderen haben nichts mit einem Beobachtungspunkt zu tun.«
    »Worüber reden wir?«
    Der Mann überlegt. Nach einer gefühlten halben Ewigkeit fängt er wieder an zu sprechen.
    »Sagen wir so. Mit unserem Ausflug haben wir versucht, auf eine Frage bezüglich dieser Bombe eine Antwort zu finden. Doch es gibt noch eine andere.«
    Er bricht ab, bestellt noch einen Espresso, nippt daran und redet mit dem Tässchen in der Hand weiter.
    »Sie haben die Telefone abgehört. In Borsellinos Wohnung, meine ich. Dadurch haben sie gewusst, wann er kommen würde.«
    Meine Frau klingt wie ein enttäuschter Lehrer, der keine Zeit zu verlieren hat.
    »Morgen erscheint ein Artikel, in dem es heißt, einige der Hausbewohner hätten seit einiger Zeit seltsame Leute in der Gegend gesehen.«
    »Haben sie euch das gesagt?«
    Elena denkt an einen der Männer, die sie getroffen hat. Übernächtigt, mit verquollenen Augen, aufgebracht, weil er auf unbestimmte Zeit keine Wohnung mehr hat. Weil er Menschen sterben sehen und um sein eigenes Leben gebangt hat. Er hat kein einziges Mal die Stimme gesenkt und das, was er ihr gesagt hat, auch vor den Kameras der Nachrichtensender wiederholt. Sie hofft, dass sie es heute Abend oder morgen ausstrahlen. Noch ehe die Forderungen nach Rache und Gerechtigkeit laut werden.
    »Sie haben es auch der Polizei gesagt«, entgegnet sie. »Und nicht nur einmal.«
    Giuseppe nickt und trinkt seinen Kaffee aus.
    »Wie ihr wisst, haben wir Sonntagabend rund achtzig Inhaftierte aus dem Ucciardone-Gefängnis verlegt. Nach Pianosa. Was ihr womöglich noch nicht wisst, ist, dass sich damit alles für sie ändert. Die werden die Außenwelt nicht wiedersehen. Wenn alles gut läuft, wird das Leben von dieser Woche an sehr hart für sie. Ob im Knast oder draußen. Es ist die Rede davon, dass das Militär anrückt.«
    »Und Sie glauben das?«
    Adrianos Frage entringt ihm ein Lächeln.
    »Ob ich das glaube … ehrlich gesagt, glaube ich an das, was ich sehe. Und diesmal ist es anders, wie gesagt. Haben Sie sich gefragt, ob das, was passiert ist, einen Sinn hat? Und wenn es einen hat, für wen? Wem nützt das? Und macht nicht den Fehler zu denken, die von der Cosa Nostra seien dämliche Schafhirten, die nicht über den Rand ihrer Coppola hinaussehen. Giovanni Falcone* ist vor zwei Monaten gestorben. Und es ist nichts passiert. Niemand hat reagiert. Die konnten nicht davon ausgehen, dass es genauso werden würde.«
    Mein Vater stützt die Ellenbogen auf den Tisch.
    »Wieso sagen Sie uns das alles?«
    »Glauben Sie mir, Adriano, es gibt viele Dinge, die ich euch nicht sage.«
    »Zum Beispiel, dass dieses Kastell nicht das ist, was es zu sein vorgibt?«
    »Ich bitte Sie, enttäuschen Sie mich nicht. Brauchen Sie mich, um auf so etwas Läppisches zu kommen? Wie viele Studienzentren haben Sie in Ihrem Leben gesehen? Und wie viele davon waren tatsächlich welche?«
    Mein Vater fährt mit dem Finger

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