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Blick in Die Angst

Blick in Die Angst

Titel: Blick in Die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chevy Stevens
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um mich zu ärgern.«
    »Leider ist sie genauso.« Ich legte meine Schlüssel neben mir ab.
    »Mein Sohn hat sich am Ende doch noch prächtig entwickelt. Vielleicht sollten Sie ihr einfach etwas Zeit geben.«
    »Lisa hatte schon einige Unfälle.« Blitzartig tauchte vor meinem geistigen Auge das Bild von ihrem blassen Gesicht im Krankenhausbett auf. Wie viele solche Einschläge konnte sie noch überleben? Was, wenn in dem Zentrum irgendetwas schiefging? »Wann soll ich morgen dort sein?«
    Endlich hatte ich etwas zu tun.

    In der Nacht wachte ich erneut unvermittelt und in höchster Alarmbereitschaft auf, überzeugt, ich hätte ein Geräusch gehört. Mit rasendem Herzen lag ich reglos im Dunkeln und lauschte angestrengt. Was hatte mich geweckt? Irgendetwas draußen? Wieder der Truck, der vor meinem Haus langsamer wurde? Doch da war nichts als Stille, dann das Gefühl, dass ich nicht allein war. Jemand stand neben mir.
    Ich streckte die Hand aus, schlug auf den Lichtschalter neben dem Bett und griff gleichzeitig nach dem Telefon und meinem Pfefferspray. Ich rollte mich seitwärts aus dem Bett, kauerte mich in Verteidigungsstellung zusammen, das Gesicht zum Raum gewandt, bereit zum Angriff. Doch da war niemand.
    Nur ein leiser Lavendelduft umwehte mich wie eine flüchtige Erinnerung.

28. Kapitel
    Der Morgen brachte Düsternis und Nässe. Als ich am Eingang zum alten Gelände der Kommune aus meinem Auto stieg, war ich froh, dass ich Jeans, Wanderstiefel und meine warme Gänsedaunenjacke angezogen hatte. Der Regen drang bis auf die Haut, und meine Hände waren rot vor Kälte. Steves Truck parkte bereits auf der Straße, dahinter stand ein schwarzer SUV mit getönten Scheiben. Im Wagen bellte ein Hund, Steve stand mit einem Mann daneben. Der andere war ebenso schlank und hochgewachsen wie Steve, aber sein Gesicht war faltig und Haar und Schnurrbart waren schneeweiß. Beide hielten Kaffeebecher aus Edelstahl umklammert, aus denen Dampf in die kalte Luft aufstieg. Als ich zu ihnen hinüberging, stieß der Hund erneut ein kurzes Warngebell aus.
    Steve stellte mich vor, und ich schüttelte seinem Freund die Hand, als dieser sagte: »Ken.«
    Kaum hatte Ken seinen Deutschen Schäferhund namens Wyatt aus dem SUV geholt, machte der Hund sich schon an die Arbeit und schnüffelte aufgeregt am Ende seiner langen Leine den Boden systematisch von vorne nach hinten ab. Ken erklärte, dass sie zunächst eine grobe Suche durchführen würden, um zu sehen, ob der Hund irgendetwas fand, um anschließend mit einem feineren Raster bestimmte Gebiete abzusuchen.
    Ich folgte ihnen, als sie den Weg zum Camp einschlugen. Dieses Mal, in Begleitung der Männer und des Hundes, fühlte ich mich sicherer. Ken rief Kommandos, seine Stimme wirkte laut im stillen Wald. Der Hund suchte den Boden ab, während sie dem Stall immer näher kamen. Im Hintergrund toste der Fluss. Die Umgebung schien zu verblassen, als der Geruch nach nassen Bäumen und Blättern und feuchter Erde mich umhüllte und eine neue Erinnerung brachte.
    Ich bin unten am Fluss. Aaron befiehlt mir, mich nackt an einen Baum zu stellen. Die Rinde drückt feucht und rau gegen meine Haut, während er meinen Körper anstarrt und mit einer Gerte auf meine Hände schlägt, sobald ich versuche, Teile meines Leibs zu bedecken.
    Er sagt: »Löse dich von deinem physischen Körper. Nimm die Gefühle wahr, aber halte dich nicht am Unbehagen fest, beobachte nur. Beherrsche dein Zittern.«
    Zuerst ist der Schmerz der Kälte und der Demütigung unerträglich. Ich denke, ich muss gleich schreien, aber dann konzentriere ich mich auf das Geräusch des Flusses. Ein Regentropfen fällt von einem Blatt, und ich singe im Stillen mein Mantra, bis ich imstande bin, mich von dem Schmerz zu lösen. Ich bin mir des Schmerzes bewusst, aber ich betrachte ihn aus der Ferne. Danach spielt es keine Rolle mehr, was er tut.
    Kens Stimme, mit der er seinen Hund rief, riss mich aus meiner Erinnerung. Ich schüttelte die nachklingende Scham und Wut ab, die die Erinnerung hervorgerufen hatte, und ging um die Ecke des alten Stalls herum. Ich musterte das alte Gebäude. Vom Regen war das Holz nass und glitschig, der Geruch nach Schimmel und Moder war sogar noch stärker als beim letzten Mal. Vor mir winkte Steve mir zu, um meine Aufmerksamkeit zu erlangen. Ich ging auf ihn zu. Er stand neben dem Stall und deutete auf den Boden. »Ist es hier?«
    »Genau hier.«
    Der Hund lief in immer enger werdenden Kreisen hin und her und

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