Blicke windwärts
vorausgegangen war, dass ein Silberfeld seitlich von ihnen verschwand, dann stand ein zweiter Avatar neben demjenigen, mit dem er gesprochen hatte, ähnlich, aber nicht gleich gekleidet.
Kabo tippte gegen sein Nasenring-Terminal. »Tersono?«
»Ja?«, sagte die Stimme der Drohne.
Die silberhäutigen Zwillinge verneigten sich flüchtig voreinander.
»Wir sind auf dem Weg.«
Kabo empfand etwas, das er später so beschreiben würde, als habe jemand anderes einen Wimpernschlag für ihn durchgeführt, und als sich der Kopf des Avatars nach der kurzen Verneigung wieder hob, standen sie plötzlich beide im Eingangsflur von Zillers Wohnung in Aquime, wo die Drohne E. H. Tersono sie erwartete.
16 Erlöschendes Licht
DIE SPÄTNACHMITTÄGLICHE SONNE schien durch eine kilometerhohe Lücke zwischen den Bergen und der Wolke. Ziller kam aus dem Bad und pustete sich das Fell mit einem kräftigen kleinen Handgebläse trocken. Er musterte Tersono stirnrunzelnd und sah mit einiger Verwunderung zu Kabo und dem Avatar hinüber.
»Hallo, alle miteinander. Ich habe immer noch nicht die Absicht hinzugehen. Sonst noch was?«
Er ließ sich auf eine große Couch plumpsen und streckte sich aus, wobei er das aufgeplusterte Fell an seinem Bauch rieb.
»Ich habe mir erlaubt, Br. Ischloear und Nabe hierher zu bitten, um ein letztes Mal zu versuchen, mit Ihnen zu sprechen«, sagte Tersono. »Es ist immer noch reichlich Zeit, um auf angemessene Weise ins Stullien-Stadion zu kommen, und…«
»Drohne, ich weiß nicht, was es da nicht zu verstehen gibt«, erwiderte Ziller lächelnd. »Es ist doch ganz einfach. Wenn er hingeht, gehe ich nicht hin. Bildschirm, bitte, das Stullien-Stadion.«
Ein Holo-Bildschirm leuchtete über die ganze Wand an der anderen Seite des Raums auf, gleich hinter den Möbeln. Die Projektion füllte sich mit ein paar Dutzend Ansichten des Stadions, seiner Umgebung sowie verschiedener Gruppen von Leuten und sprechender Köpfe. Das alles ohne Ton. Nachdem die Probe beendet war, sah man ein paar Begeisterte, die bereits in das riesige Amphitheater unterwegs waren.
Die Drohne drehte sich flink um die eigene Körperachse und machte einen Satz, um anzudeuten, dass sie zuerst den Avatar und dann Kabo ansah. Als keiner von beiden etwas sagte, sprach sie: »Ziller, bitte!«
»Tersono, Sie sind im Weg.«
»Kabo, würden Sie bitte mit ihm reden?«
»Klar«, sagte Kabo und nickte heftig. »Ziller, wie geht es Ihnen?«
»Danke, es geht mir gut, Kabo.«
»Ich hatte den Eindruck, dass Sie sich ein wenig schwerfällig bewegen.«
»Ich muss zugeben, dass ich etwas steif bin; ich habe heute in der Früh ein Halssprung auf ein Kusseis Janmandresil gemacht, und es hat mich abgeworfen.«
»Haben Sie noch andere Verletzungen davongetragen?«
»Ein paar Prellungen hier und da.«
»Ich dachte, Sie halten nichts von derlei Betätigungen?«
»Jetzt erst recht nicht.«
»Dann würden Sie es also nicht empfehlen?«
»Ihnen ganz bestimmt nicht, Kabo; wenn Sie einen Halssprung auf ein Kusseis Janmandresil machten, würden Sie ihm wahrscheinlich den Rücken brechen.«
»Da haben Sie wahrscheinlich Recht«, bestätigte Kabo schmunzelnd. Er legte sich die gewölbte Hand ums Kinn. »Hmm. Kusseis Janmandresile, die findet man doch nur auf…«
»Würden Sie wohl damit aufhören!«, schrie die Drohne schrill. Ihr Aurafeld loderte vor Zorn.
Kabo drehte sich blinzelnd zu der Maschine um. Er breitete die Arme weit aus und stieß gegen einen Kerzenhalter, der schwankte und klirrte. »Sie haben doch gesagt, ich soll mit ihm reden«, murrte er.
»Doch nicht so, dass er damit angibt, wie er sich einem lächerlichen so genannten Sport hingibt! Ich meine über die Veranstaltung im Stadion, darüber, dass er hingehen und seine eigene Symphonie selbst dirigieren soll.«
»Ich gebe nicht an. Ich bin mindestens hundert Meter weit auf dem riesigen Tier geritten.«
»Es waren höchstens sechzig, und es war ein hoffnungsloser Halssprung«, widersprach die Drohne, dabei erweckte sie gekonnt den vokalen Eindruck eines vor Wut geifernden Menschen. »Es war nicht mal ein Halssprung! Es war ein Rückensprung, gefolgt von einem unwürdigen Gezappel. Wenn man so was in einem Wettbewerb macht, bekommt man Negativpunkte für schlechten Stil.«
»Ich habe trotzdem nicht…«
»Sie haben angegeben!«, schrie die Maschine. »Dieser Halbaffe in den Bäumen am Fluss war Marel Pomiheker, Nachrichtenlieferant, Guerillajournalist, Medienraubvogel und
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