Blicke windwärts
Kultur-Kriegsschiff unterwegs sei, nur noch ein paar Tage entfernt. Gegenwärtig waren die Techniker nicht sehr zuversichtlich, dass sie die Drohne rechtzeitig fertig bekommen würden.
Das Bild vom ausgeräumten Rumpf des Schiffswracks war in seinem Gehirn eingebrannt.
~Major Quilan?~
~Sir?~
~Melde mich zum Dienst, Major. Bitte um Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen.~
~In Ordnung, Sir. Schwester Technikerin? Verlegen Sie Hadesh Huyler in das Substrat in meinem Körper.~
~Sofort~, antwortete die Frau. ~Läuft.~
Er hatte sich gefragt, ob er etwas spüren würde. Er spürte etwas: ein Kribbeln, dann Wärme in einem kleinen Bereich in der Genickkuhle. Die Schwester Technikerin hielt ihn auf dem Laufenden; die Übertragung verlief problemlos und dauerte etwa zwei Minuten. Die Überprüfung, ob alles gut gegangen war, dauerte doppelt so lange.
Welch seltsame Schicksale oder Technologien man sich für uns ausdenkt, dachte er, während er so dalag. Hier bin ich, ein männliches Wesen, und werde schwanger mit dem Geist eines alten, toten Soldaten, um über die Grenzen des Lichts zu reisen, das älter ist als unsere Zivilisation, und eine Aufgabe zu erledigen, für die ich fast ein Jahr lang ausgebildet wurde, von der ich aber bis jetzt keine richtige Vorstellung habe.
Die Stelle an seinem Hals kühlte sich allmählich ab. Er hatte den Eindruck, als ob sich sein Kopf ein klein wenig wärmer anfühlte als zuvor. Aber vielleicht bildete er sich das auch nur ein.
Man verliert seine Liebe, sein Herz, seine Seele, dachte er, und gewinnt – ›einen Landzerstörer!‹ hörte er sie sagen, mit gespielter Leichtigkeit in ihrem Ton und tapferer Fröhlichkeit in seinem Sinn, während aus dem regenverhangenen Himmel Blitze herabzuckten und das gewaltige Gewicht über ihm ihn festnagelte. Die Erinnerung an diesen Schmerz und diese Verzweiflung drückte ihm Tränen aus den Augen.
~Fertig.~
~Alles klar?~, fragte die trockene, lakonische Stimme von Hadesh Huyler.
~Hallo, Sir.~
~Wie geht es Ihnen, Junge?~
~Mir geht es gut, Sir.~
~Hat’s weh getan, Major? Sie wirken ein bisschen… betrübt.~
~Nein, Sir. Nur eine alte Erinnerung. Wie fühlen Sie sich?~
~Verdammt komisch. Ich wage allerdings zu behaupten, dass ich mich daran gewöhnen werde. Anscheinend ist alles in Butter. Scheiße, diese Technikerin sieht mit den Augen eines Mannes betrachtet auch nicht besser aus als durch eine Kamera.~ Natürlich; was er sah, sah auch Huyler. Bevor er antworten konnte, fügte Huyler hinzu: ~Sind Sie sicher, dass Ihnen nichts fehlt?~
~Absolut, Sir. Mir geht es gut.~
Er stand im Rumpf der Wintersturm. Die Marine-Drohne bewegte sich auf dem seltsamen, beinahe flachen Boden des Wracks hin und her und suchte nach irgendetwas, wobei sie im Rastermuster vorging. Sie kam an dem Loch im Boden vorbei, wo das Substrat von Aorme geborgen worden war.
In den zwei Tagen, seit sie das Substrat gefunden hatten, hatte Quilan die Techniker dazu überredet, dass es die Sache wert sei, die Drohne so zu rekalibrieren, damit sie nach Substraten suchte, die um einiges kleiner waren als das Substrat, in dem sich Huyler befunden hatte, genau gesagt Substrate in der Größe eines Seelenhorts. Die übliche Standardsuche war bereits durchgeführt worden, doch er konnte die Maßgebenden immerhin dazu überreden, noch einen weiteren Versuch zu unternehmen und dabei gründlicher zu suchen. Die Bettelschwestern auf dem Tempelschiff hatten ihm bei der Überredungsarbeit geholfen; jede Gelegenheit, eine Seele zu retten, musste mit vollem Krafteinsatz wahrgenommen werden.
Als die Drohne fertig war, war das Kultur-Schiff, das ihn über die erste Teilstrecke seiner Reise befördern sollte, bereits dabei, seine Geschwindigkeit zu verringern. Die Marine-Drohne würde noch Zeit haben für einen Durchgang, allerdings nur für einen einzigen.
Er sah ihr bei der Arbeit zu, indem er ihr auf ihrem unsichtbaren Rastermuster über den Boden folgte. Er blickte hinauf und ließ den Blick über die lückenhafte Hülle des Schiffsrumpfes schweifen.
Er versuchte, vor seinem geistigen Auge das Bild des Schiffsinneren wieder herzustellen, so wie es im unversehrten Zustand gewesen war, und überlegte, in welchem Teil davon sie gewohnt, wo sie sich bewegt und wo sie in der simulierten Nacht des Schiffs den Kopf zum Schlaf gebettet hatte.
Die Hauptantriebseinheiten waren wahrscheinlich dort oben, wo sie das halbe Schiff ausfüllten, der Fliegerhangar war dort hinten, im Heck, die
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