Blind Date Mit Einem Rockstar
Darum hatte ich auch nicht gemerkt, dass unter meinem Herzen ein anderes Organ für die ganzen körperlichen Probleme gesorgt hatte.
»Bitte lass Serena ihn nicht noch einmal verlieren«, bat ich leise.
Ich hob einen kleinen Stein vom Boden auf und warf ihn gedankenverloren in einen Teich.
Es müsste ein Buch darüber geben, an welchem Ort man seinem ehemaligen Freund am besten die Lüge seines Lebens beichten konnte.
Ich hatte mir einfach den Park ausgesucht. Mit den ganzen Bäumen und Schotterwegen erinnerte er mich an den kleinen Wald, in dem Simon und ich früher viel Zeit miteinander verbracht hatten.
Irgendwie war ich froh gewesen, als meine Mom mir im Krankenhaus eröffnet hatte, dass wir wegen eines neuen Jobangebots umziehen mussten. In der Stadt, in der ich zu der Zeit lebte, hatte mich alles an Simon erinnert. Salzburg hingegen war unbefleckt gewesen wie ein weißes Blatt Papier.
Als zwischen Simon und mir noch alles okay gewesen war, hatten wir uns an warmen Sommertagen im Wald verkrochen und ich hatte mich stundenlang bei ihm ausgeheult. Er war mein einziger Halt gewesen. Ohne ihn wäre ich elendig zu Grunde gegangen. Ich war damals ein schwacher Mensch gewesen – geistig, obwohl ich körperlich auch nicht viel hatte stemmen können. Simon war meine Stütze gewesen, die mir über die Zeit meiner Gebrechlichkeit hinweggeholfen hatte.
Ich nahm einen weiteren Stein und schleuderte ihn weg.
»Aua!«
Erschrocken blickte ich auf.
Irgendwie hatte ich den Teich verfehlt und stattdessen Simon getroffen.
Er rieb sich die Stirn. »Eine nette Begrüßung, Serena«, rief er mir zu. »Ich dachte, du willst mich nicht mehr umbringen!«
»Sorry, Simon!«
So schnell es ging rannte ich um den Teich herum. »Serena tut es leid! Serena war ganz in Gedanken!«
»Es ist doch nicht schlimm«, beruhigte mich Simon. »Es gibt Schlimmeres. Du hättest auch ganz in Gedanken mit einem Luftdruckgewehr rumhantieren können.«
Er zog mich in seine Arme und küsste mich zuerst sanft, bevor seine Lippen sich immer fester an meine drängten. Ich konnte nicht anders, als mich ebenfalls immer dichter an ihn zu drängen. Ich brauchte Simon. Das war die Wahrheit. Ohne ihn fühlte ich mich einfach unvollständig. Fünf Jahre lang hatte ich mich unvollständig gefühlt. Auch, wenn meine Freundinnen einen kleinen Teil von Simons fehlendem Teil eingenommen hatten, ganz hatten sie ihn nie ersetzen können.
»Simon.«
Ich säuselte leise seinen Namen. Plötzlich fühlte ich mich nicht wie mehr wie die achtzehnjährige Serena, sondern wieder wie die dreizehnjährige Sera, die sehnsüchtig auf ihren Freund wartete … Jahrelang hatte ich vergeblich auf seine Rückkehr gewartet. Nun war Simon wieder da. Ich konnte ihn endlich wieder berühren und küssen, mit ihm reden und mich an ihn kuscheln. Wenn da nicht das kleine Geheimnis wäre.
»Serena hat dich vermisst.«
»Wir haben uns vor nicht mal zwanzig Stunden gesehen« sagte Simon. Er berührte mit seinen Finger mein Kinn und zwang mich so, ihm tief in die Augen zu blicken. Er sah irgendwie besorgt aus, aber auch irritiert. »Was ist los, Serena?«
Seine andere Hand hielt meine umschlossen.
Es war der Moment der Wahrheit. Ich musste es Simon sagen. Ich würde ihm nichts von meinem hinterhältigen Plan verschweigen. Ich hatte genug Kitschfilme gesehen, um zu wissen, dass es die Lage nur verschlimmern würde.
»Weißt du noch, als du Serena versprochen hast, dass du wieder zurückkommst?«
Eine kleine rhetorische Frage – dafür umso wirksamer.
Simon schwieg, doch seine Reaktion war unübersehbar. Seine Augen waren geweitet und er hielt die Luft an.
»Serena weiß es noch genau«, fuhr ich unbeirrt vor. »Es war Ende Oktober und so kalt, dass es sogar ein wenig geschneit hatte. Serena ist sich sicher, dass noch irgendwo die dutzend Wärmekissen rumliegen, die du ihr geschenkt hast … Wenn Serena für einen Moment kitschig werden dürfte: Seit du Serena verlassen hast, fühlte sich ihr Herz kalt an. Und jetzt, da du wieder da bist, ist es so, als würde sie von einem dieser Wärmekissen gewärmt werden. Doch wieder zurück zum eigentlichen Thema. Du hast es ihr versprochen und Serena hat fünf Jahre lang auf deine Rückkehr gewartet.«
Ich war Simon in der Zeit zwar nicht treu geblieben – so wie er mir auch nicht –, aber das zählte genauso wenig wie die Tatsache, dass aus Monaten Jahre geworden waren.
Ich war hier. Er war hier. Wir waren hier.
Wir beide konnten etwas
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