Blind ist der, der nicht lieben will
der Karten für das Konzert eigentlich mitten in der Nacht bei mir aufgetaucht?“, fragte er in die angenehme Stille hinein, die dem Gelächter von Tristan und Daniel gefolgt war, und gähnte im Anschluss daran hörbar. Wie spät war es überhaupt? So müde wie Nick auf einmal war, war es langsam aber sicher an der Zeit, dass er in sein Bett, beziehungsweise in seinen Schlafsack kam.
Daniel merkte auf. „Mitten in der Nacht? Erzähl.“
Tristan zuckte die Schultern. „Da gibt’s nicht viel zu erzählen. Es war ersichtlich, von wem der Umschlag kam und deswegen habe ihn erstmal ewig und drei Tage ignoriert, weil ich sauer war. Nur war die Neugierde irgendwann so groß, dass ich den Brief am Ende doch aufgemacht habe. Da war es tiefste Nacht und ich wollte eigentlich gerade ins Bett gehen. Nachdem ich einen Blick auf den Inhalt geworfen hatte, habe ich es mir anders überlegt und mich wieder angezogen.“
Daniel lachte leise. „Das kann ich mir gut vorstellen.“
Nick grinste. Im nächsten Augenblick fiel ihm etwas ein. „Wieso warst du gestern eigentlich zu spät?“
„Hm?“, machte Tristan ratlos.
„Tom hat gesagt, du wärst zu spät im Theater gewesen“, wurde er genauer, was Tristan verstehend nicken ließ, bevor er aufstand und sich streckte, wobei er wie er selbst zuvor gähnte.
„Verschlafen. Ich schlafe derzeit nicht gut, das ist alles.“
„Wegen...?“
„Ja“, schnitt Tristan ihm das Wort ab, was deutlich war.
Sein Freund wollte nicht darüber reden und zwingen würde er ihn mit Sicherheit nicht. Eines wollte Nick aber noch loswerden. „Wenn ich du wäre, würde ich um ihn kämpfen.“
„Und das sagst ausgerechnet du, wo du selbst jeder Beziehung aus dem Weg gehst?“, mischte sich Connor ein und Nick wunderte sich über den merkwürdigen Blick, den er danach mit Daniel austauschte, bevor beide ihn ansahen.
„Nur weil ich jeder festen Beziehung aus dem Weg gehe, muss Tris das noch lange nicht tun“, verteidigte sich Nick und runzelte die Stirn, als Tristan Connor einen finsteren Blick zuwarf, worauf der resignierend die Schultern zuckte. Irgendetwas war hier immer noch im Busch.
„Ich soll also eine Strategie entwickeln und danach meine Angel auswerfen, um mir meinen Auserwählten gewissermaßen einzufangen?“, lenkte Tristans belustigte Frage ihn davon ab nachzuhaken.
„Du liebst doch Strategien und mit dem richtigen Köder fängst du dir bestimmt einen dicken Fisch.“ Nick war zufrieden, als Tristan leise lachte. „Und mal ehrlich, wenn er dich nicht will, muss er wirklich verdammt dämlich sein.“
Tristan schüttelte den Kopf, bevor er ihn lächelnd ansah. „Mein möglicher Zukünftiger ist eine ganze Menge, aber nicht dämlich.“
Möglicher Zukünftiger? Wow, dachte Nick und wunderte sich gleich darauf, wieso ihm Tristans Aussage ein merkwürdiges Gefühl in der Magengegend bescherte. Wer immer dieser Mann war, er würde ihn auf Herz und Nieren prüfen, sobald er die Gelegenheit dazu hatte. Nick ließ sich nichts anmerken, als er Tristan zuzwinkerte und danach neckisch meinte, „Na dann ran an den Kerl.“
Irgendetwas riss ihn aus dem Schlaf. Nick blinzelte überrumpelt und lauschte nebenbei in die Dunkelheit. Nichts Besonderes. Nur die typischen, nächtlichen Geräusche des Waldes waren zu hören. Merkwürdig. Er rieb sich die Augen und drehte sich auf die Seite, um festzustellen, dass Tristan nicht mehr neben ihm im Schlafsack lag. Nick sah zum Zeltausgang. Der Reißverschluss stand zur Hälfte offen. Ob Tristan wieder nicht schlafen konnte? Nick gähnte und setzte sich auf, griff dabei nach seinem T-Shirt, um es überzuziehen, bevor er aus dem Zelt kroch und sich umsah.
Das Lagerfeuer war heruntergebrannt und glimmte nur noch schwach vor sich hin, und der zwischen den Bäumen heraufziehende gräuliche Himmel sagte Nick, dass es früher Morgen sein musste. Er lauschte kurz in Richtung des zweiten Zeltes, doch von dort war außer dem leisen Atmen von Connor und Daniel nichts zu hören. Die beiden schienen tief und fest zu schlafen. Nach einem Blick auf seine immer noch nassen Turnschuhe, durchquerte er auf nackten Füßen das Lager, um zum Fluss zu gehen, wo er Tristan vermutete. Nick behielt Recht, denn er fand seinen Freund gleich am Flussufer auf einem Felsen sitzend, die Beine im Wasser baumelnd.
„Hey“, murmelte er und bekam ein 'Hm' als Antwort. Nicht gerade ergiebig. „Alles klar bei dir?“
„Ich konnte nicht mehr schlafen“, antwortete
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