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Blinde Zeugen: Thriller

Titel: Blinde Zeugen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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…« Er kroch aus dem Bett, tappte über die nackten Dielen und begann in den Klamotten zu wühlen, die er in einem wirren Haufen auf dem Stuhl in der Ecke deponiert hatte. Sein Jackett lag ganz unten, vollkommen zerknautscht und zerknittert. Er zog das Handy aus der Tasche, warf einen Blick aufs Display und fluchte. Es war DI Steel.
    »Hallo?«
    »Aye , Laz, wo steckst du denn? «
    Er zog die Schlafzimmervorhänge zurück und kniff die Augen zusammen, als die glitzernden Granitfassaden und der makellose saphirblaue Himmel ihn blendeten. »Es ist Samstagmorgen …« Er gähnte und ließ sich auf die Bettkante sinken. »Ich bin total erledigt. Hab mir bis in die frühen Morgenstunden Überwachungsvideos reingezogen.«
    » Na los, komm in die Gänge. Ich werde entlassen und brauche jemanden, der mich fährt. «
    Er stöhnte, ließ sich rückwärts auf die zerknüllte Bettdecke fallen und starrte an die frisch gestrichene Decke. Er hatte eine Stelle vergessen. »Sag doch Susan, sie soll dich abholen.«
    » Susan hat … sie hat heute Morgen schon was vor. « Sie senkte die Stimme zu einem heiseren Flüstern. » Und die Schwestern hier benehmen sich so komisch, als wär’ ich ’ne Serienmörderin oder so was. «
    »Aber es ist –«
    » Du kannst mein Auto vom Präsidium abholen. Der Schlüssel liegt in meiner Schreibtischschublade. «
    Logan rieb sich mit dem Handballen die Augen und gab sich einen Moment lang der Vorstellung hin, wie er DI Steel durch einen Häcksler jagte. »Okay«, sagte er schließlich, »in zwanzig Minuten.«
    Der Krankensaal war fast leer; nur eine grauhaarige alte Frau lag in der Ecke und brabbelte wirres Zeug: Die IRA benutzte das Aberdeen Royal Infirmary als Tarnung, und irgendwelche Leute mit Vogelköpfen wollten ihr die Kekse stehlen.
    Steel stopfte gerade ihre Kleider von gestern in ein kleines rosa Köfferchen und murmelte halblaut vor sich hin.
    Logan rief ihr quer durch den Krankensaal zu: »Madame, Eure Kutsche wartet.«
    Sie starrte ihn wütend an. »Du kommst aber spät.«
    »Du hast ja noch nicht mal fertig gepackt.«
    »Kann meinen verdammten Ehering nicht finden.« Sie begann das Bettzeug herunterzureißen. »Muss doch hier irgendwo sein …«
    Sie suchte immer noch, als fünf Minuten später eine junge Frau mit einem Rollwagen voller Tee- und Kaffeebecher vorbeikam. Die Dame in der Ecke wurde regelrecht hofiert, Steel dagegen völlig ignoriert – der Rollwagen machte einen großen Bogen um die DI, die suchend unter ihrem Bett herumkroch.
    Logan setzte sein gewinnendstes Lächeln auf und fragte, ob er eventuell auch ein Tässchen haben könne.
    Die Herrin des Teewagens musterte ihn von Kopf bis Fuß und fragte ihn dann, ob er das da  – sie wies auf DI Steels wackelnden Hintern – mitzunehmen gedenke.
    »Gibt’s irgendein Problem?«
    »Es war die Hölle mit ihr. Die Kolleginnen von der Nachtschicht mussten wegen der Gehirnerschütterung alle zwei Stunden nach ihr sehen, und alle hat sie in den Hintern gekniffen oder am Busen begrabscht. Und die Ausdrücke !«
    »Ah …« Er sah zu, wie seine Vorgesetzte sich daranmachte, den Nachttisch auseinanderzunehmen. »Falls es Sie irgendwie tröstet: Ich erlebe das jeden Tag. Na ja, bis auf das Busengrabschen.«
    Das brachte ihm einen mitfühlenden Blick, eine Tasse Tee mit viel Milch und einen Vollkornkeks ein.
    Um Viertel nach zehn war DI Steel dazu übergegangen, die Abfalleimer zu durchwühlen.
    Logan überließ sie ihrem Schicksal und machte einen Rundgang durch das Krankenhaus, wanderte die vertrauten Flure entlang, betrachtete die vertrauten Bilder an den Wänden, spürte die vertraute deprimierende Atmosphäre. Und dabei näherte er sich wie zufällig der kleinen Station, auf die man Simon McLeod zur Beobachtung verlegt hatte.
    Der hünenhafte Mann lag im Bett, gestützt auf einen Berg kratziger Krankenhaus-Kopfkissen. Zwei dicke Mullpolster, gehalten von weißen Verbänden, lagen auf seinen Augen … oder vielmehr auf den Stellen, wo seine Augen gewesen waren.
    Auf einem Stuhl am Bett saß eine Frau, hielt Simons Hand und schniefte in ein Taschentuch. Anfang dreißig, blond, verschmiertes Make-up, die Nägel knallrot lackiert, jede Menge Goldschmuck. Hilary Brander, Simons Lebensgefährtin, war im Grunde eine jüngere Ausgabe seiner Mutter, was die eine oder andere beunruhigende Frage bezüglich des Liebeslebens der beiden aufwarf, aber wohl erklärte, warum die beiden Sprösslinge von Hilary und Simon so geraten waren,

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