Blinde Zeugen: Thriller
Murrays Kinder umzubringen!«
»Bringen Sie einfach nur Steve Preston in Nummer drei, und lassen Sie den Rest meine Sorge sein.«
»Ähm, Sir«, sagte Pirie, »eigentlich hatte ich gehofft, bei der Vernehmung dabei sein zu können –«
»Sie haben Wichtigeres zu tun.« Der Detective Chief Inspector war aufgestanden und ging schon zur Tür. »Da draußen bricht gerade ein Drogenkrieg los, und wir haben einen Wohnwagen voller automatischer Waffen gefunden. Ich werde nicht zulassen, dass ein Haufen hergelaufene Gangster meine Stadt in ein Basra des Nordens verwandeln.«
»Stellen Sie sich nicht dümmer, als Sie sind.« Finnie stützte sich mit beiden Händen auf dem Tisch ab und starrte den Gefangenen grimmig an. »Wir wissen, dass Sie es waren.«
Logan konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Steve Preston sich gar nicht zu verstellen brauchte – seine Dummheit war echt.
»Ich sag gar nix ohne mein’ Anwalt.« Um acht Uhr morgens klang der Manchester-Akzent ein bisschen rau, aber er passte zu dem grauen Gesicht und den blutunterlaufenen Augen. Was immer er am Tag zuvor eingeworfen hatte, die Wirkung war längst verpufft, und jetzt musste er sich ganz allein der Wirklichkeit stellen.
Finnie verschränkte die Arme und formte die wulstigen Lippen zu einem Flunsch. »Och, tut mir wirklich leid – habe ich Ihr kleines Gehirn überfordert, als ich Ihnen die Sache die ersten vier Male erklärt habe? Sie bekommen einen Anwalt, wenn ich es sage, nicht eher.«
»Nee, Mann, ich bin schon x-mal verhaftet worden, ich kenn’ meine Scheißrechte!«
Der Chief Inspector schloss die Augen und knirschte mit den Zähnen. »Herrgott noch mal … McRae?«
Logan versuchte es noch einmal. »Das schottische Rechtssystem ist anders, Steve. Sie können erst mit Ihrem Anwalt sprechen, wenn wir hier fertig sind.«
»Ich kenn’ meine Rechte!«
»Warum haben Sie Kevin Murray dazu angestiftet, das Turf ’n Track abzufackeln?«, fragte Finnie.
»Kevin Mornay? Nie gehört, den Namen.«
»Nein? Da erzählt Kevin Murray uns aber etwas anderes. Er sagt, Sie und Ihre Freunde hätten gedroht, seine Mutter und seine Kinder umzubringen, wenn er nicht täte, was Sie sagten. Wir haben seine Aussage hier …« Finnie nahm ein Blatt Papier aus einer Aktenmappe und knallte es auf die zerkratzte Resopal-Tischplatte.
Pause.
»Der blöde Wichser lügt, okay?«
Logan tippte auf die Tischplatte. »Sie erinnern sich nicht an mich, Steve, oder? Ich war dabei, als Sie und Ihre Kapuzenfreunde Kevin Murray das Gesicht aufgeschlitzt haben.«
Steve rutschte auf seinem Stuhl hin und her. »Nee … Ich war überhaupt gar nich’ in der Gegend.«
Logan starrte die Hände des Mannes an. In dem Haut lappen zwischen Daumen und Zeigefinger war eine selbstgemachte Tätowierung zu erkennen. Sie war viel zu klein, um ihn als Kapuze Nummer eins zu identifizieren, und zudem an der falschen Hand, aber … was soll’s, dachte er. »Natürlich waren Sie da. Ich glaube sogar, dass Sie derjenige waren, der ihn mit dem Messer attackiert hat.« Logan wandte sich an Finnie. »Was kriegt man inzwischen für Körperverletzung mit einer tödlichen Waffe?«
Finnie dachte darüber nach. »Acht Jahre. Zehn, wenn man an Sheriff McNab gerät, der ist ein richtig harter Hund.«
»Ich hab keinen mit dem Messer attackiert!«
»O doch«, erwiderte Logan. »Und wissen Sie was? Detective Constable Rennie hat Sie auch gesehen. Zwei Polizeibeamte als Zeugen, das wird den Geschworenen allemal genügen.«
»Ich bin’s nicht gewesen! Baz war’s …« Und dann weiteten sich seine Augen, und er klappte den Mund zu. »Ich mein’, ich war nicht da. Und sonst auch keiner.«
Logan schrieb in großen Blockbuchstaben »ES WAR BAZ« in seinen Notizblock, und zwar so, dass Steve es unmöglich übersehen konnte.
»Was? Nee, das können Sie nich’ schreiben – ich hab nie behauptet, es wär’ Baz gewesen!«
»Wir können das Band zurückspulen und es überprüfen, wenn Sie wollen.«
Finnie nahm noch ein zweites A4-Blatt aus der Akte. »Wo wohnen Sie zurzeit, Steve?«
»Ich hab nie behauptet, es wär’ Baz gewesen! Sagen Sie ihm das!«
»Hier steht, dass Sie sich jeden Mittwochmorgen bei Ihrem Bewährungshelfer zu melden haben. In Manchester.« Finnie sah auf seine Uhr. »Oje, das werden Sie kaum schaffen, wie’s aussieht. Denken Sie, dass er enttäuscht sein wird, wenn ich ihm erzähle, dass Sie in Aberdeen wegen Drogenhandels und versuchten Mordes verhaftet worden
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