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Blinde Zeugen: Thriller

Titel: Blinde Zeugen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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heißt?«
    »Karaoke?«
    »Oh … ist gleiche auf Polnisch. Also, Karaoke-Mann fängt gerne Streit an. Viele, viele Leute. Sehr betrunken.«
    Logan machte sich wieder eine Notiz. »Er ist also –«
    »Dann da ist Frau, wo arbeitet in Café. Wir wissen, dass spuckt in unsere Getränke. Wir beschweren, aber niemand tut etwas.«
    »Wirklich? Sind Sie ganz sicher, dass sie tatsächlich –«
    »Dann da ist Taxifahrer, wo weigert sich, zu fahren Polen. Sagt, wir sind dreckig. Wir trinken zu viel und kotzen seine Auto voll.« Marek kramte einen Zettel aus der Innentasche seiner Jacke. »Sind noch mehr. Ich machen Liste.«
    »Ah, ja …« Logan nahm das Blatt. »Danke.«
    Marek zuckte mit den Achseln. »Wenn ich kann helfen, ist gut.«
    Der Priester tätschelte dem alten Mann die Schulter. »Danke Marek, Sie haben uns sehr geholfen.« Dann wechselten die beiden noch ein paar Worte auf Polnisch und endeten, wie es sich anhörte, mit einem schmutzigen Witz.
    Der Priester stand auf und sah dem alten Mann nach, während er immer noch in sich hineinlachte. Logan überflog die Liste der Einheimischen, die etwas gegen Polen hatten. Es waren bedrückend viele.
    »Das wird ja ewig dauern.«
    »Nicht gerade ein herzlicher Empfang, wie?« Father Burnett ging auf eine kleine Tür in der Apsis der Kirche zu. Dahinter verbarg sich ein kleiner Raum mit einem abgetretenen burgunderfarbenen Teppich, einem Safe, einem alten Küchentisch und einem klapprigen Schrank. Der Priester streifte sein Gewand über den Kopf und hängte es auf. »Sie haben gefragt, ob irgendjemand plötzlich nicht mehr zur Messe gekommen sei. Nun, spontan fiel mir niemand ein. Erst als ich mich mit Marek unterhielt, erinnerte ich mich wieder daran.«
    Er schloss die Schranktür. »Vor langer Zeit – es ist jetzt gut zwanzig Jahre her – lebte hier ein Mann namens Daniel Gilchrist. Daniel arbeitete auf einem Fischkutter. Er war kein besonders liebeswürdiger Mann – er trank zu viel, und gelegentlich hatte er seine Gefühle und seine Fäuste nicht ganz im Griff, aber jeden Sonntag kam er mit seiner Frau und seinem Sohn zur Messe.«
    »Das wird doch hoffentlich nicht eine von diesen Geschichten, wo Sie am Ende sagen, dass das Ganze ein bisschen an Jesus erinnert, oder?«
    »Daniel bekam Krebs und konnte nicht mehr hinausfahren. Als er starb, bestand er nur noch aus Verbitterung und Tumoren. Ich habe ihm die Letzte Ölung gespendet.«
    Logan lehnte sich an die Wand. »Na, dann können wir ihn ja wohl ohne Bedenken von unseren Nachforschungen ausschließen.«
    »Sein Sohn hielt die Familientradition aufrecht. Jeden Sonntag erschien er mit seiner Mutter in Sacred Heart.« Father Burnett griff nach einem großen, stachligen Etwas aus Gold und Silber – wie eine Sonne mit einem Kreuz obendrauf – und hüllte es in ein Seidentuch. »Ich war natürlich ein paar Jahre lang drüben in Polen, aber als ich wiederkam, war er immer noch da, saß immer noch jeden Sonntag in der Bank neben seiner Mutter. Und eines Tages kam er plötzlich nicht mehr.« Der Priester öffnete den Safe, legte seine Utensilien hinein und schloss ab. »Ich glaube, seine Mutter wurde krank oder etwas in der Art. Ich habe sie seitdem nicht mehr gesehen.«
    »Das ist interessant.« Logan ging noch einmal Mareks Liste durch. Wahrscheinlich nahmen sie sich am besten zuerst die Beschwerden über tatsächliche Gewalttaten vor und setzten ein Team darauf an, die Täter zu identifizieren. Dann konnten sie sie zur Vernehmung aufs Präsidium bringen und ein bisschen in ihrer Vergangenheit herumstochern.
    »Daniels Sohn hat rote Haare und Sommersprossen.«
    Wer hätte gedacht, dass es in Aberdeen so viele rassistische Arschlöcher gab? »Dafür kann ich ihn aber schlecht verhaften.«
    »Er ist derjenige, der den Leuten nach der Messe nach Hause folgt.«
    Und jetzt hatte Father Burnett Logans ungeteilte Aufmerksamkeit. »Wann hat er aufgehört, in die Kirche zu kommen?«
    »Vor einem halben Jahr. Kurz bevor Sacred Heart wegen der Renovierung geschlossen wurde.«
    Genau zu der Zeit, als das mit den Ödipus-Briefen losging.

31
    Logan hörte, wie Finnies Handy mit einem Piepsen auf die Mailbox schaltete. Er hinterließ eine Nachricht, als er den Castlegate-Platz in Richtung Präsidium überquerte. Dann versuchte er es im Büro des DCI. Wieder kein Glück. Laut der Uhr hoch oben im Turm des Town House war es kurz vor halb sieben. Inzwischen war die Tagschicht seit fast neunzig Minuten um, und nach dem

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