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Blinder Passagier

Blinder Passagier

Titel: Blinder Passagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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für dich. Niemand ist so gut wie Doris.
    Als sie sich von dir scheiden ließ, war das ein Schlag für dich, stimmt's? Und ich habe immer geglaubt, dass keine der Frauen, mit denen du seither zusammen warst, ihr auch nur annäherungsweise das Wasser reichen konnte. Aber wir müssen es versuchen, Marino. Wir müssen leben.«
    »Ja, und sie haben mir alle den Laufpass gegeben. Diese Frauen, die nicht gut genug für mich waren.«
    »Sie haben dir den Laufpass gegeben, weil sie alle nur Kegelbahn-Flittchen waren.«
    Er lächelte im Dunkeln.

37
    Die Straßen von Paris erwachten zum Leben und wurden geschäftig, als Talley und ich zum Cafe Runtz gingen. Die Luft war kühl und fühlte sich angenehm an auf meinem Gesicht, aber ich war wieder voller Ängste und Zweifel. Ich wünschte, ich wäre nie nach Frankreich gekommen. Als wir den Place de l'Opera überquerten und er nach meiner Hand fasste, wünschte ich, ich wäre Jay Talley nie begegnet.
    Seine Finger waren warm und stark und schlank, und ich hätte nie gedacht, dass ein so zärtlicher Ausdruck der Zuneigung mich schockieren und abstoßen würde, wo das, was wir vor ein paar Stunden in meinem Hotelzimmer getrieben hatten, es nicht getan hatte. Ich schämte mich.
    »Du sollst wissen, dass du mir etwas bedeutest«, sagte er. »Ich bin nicht hinter Frauen her. Beziehungen für eine Nacht interessieren mich nicht. Es ist mir wichtig, dass du das weißt.«
    »Verliebe dich nicht in mich, Jay.« Ich blickte zu ihm auf.
    Sein Schweigen sagte alles darüber, wie er sich bei meinen Worten fühlte.
    »Jay, ich will damit nicht sagen, dass mir nichts an dir liegt.« »Das Cafe wird dir gefallen«, sagte er. »Es ist ein Geheimtipp.
    Du wirst schon sehen. Es wird nur Französisch gesprochen, und wenn du kein Französisch kannst, musst du auf die Speisekarte zeigen oder dein Wörterbuch herausholen, und die Besitzerin wird sich über dich amüsieren. Odette ist sehr zurückhaltend, aber auch sehr nett.«
    Ich hörte kaum auf ihn.
    »Sie und ich haben ein Übereinkommen. Wenn sie freundlich ist, gehe ich regelmäßig in ihr Restaurant. Wenn ich freundlich bin, darf ich regelmäßig in ihr Restaurant kommen.«
    »Ich will, dass du mir zuhörst«, sagte ich und lehnte mich an seinen Arm. »Das Letzte, was ich will, ist jemandem wehtun. Ich wollte dir nicht wehtun. Und trotzdem habe ich es schon getan.«
    »Wie sollte ich verletzt sein? Der Nachmittag war unglaublich.«
    »Ja, so war es«, sagte ich. »Aber -«
    Er blieb auf dem Gehsteig stehen und sah mir in die Augen, während Leute um uns herumgingen und das Licht in den Geschäften die Dunkelheit ungleichmäßig musterte. Ich fühlte mich wund und lebendig, wo er mich berührt hatte.
    »Ich verlange nicht, dass du mich liebst«, sagte er.
    »Das ist auch nicht etwas, was man verlangen sollte.«
    Wir gingen weiter.
    »Ich weiß, dass du Liebe nicht großzügig verteilst, Kay«, sagte er.
    »Die Liebe ist dein Loup-Garou. Das Ungeheuer, das du fürchtest. Und ich verstehe auch warum. Sie hat dich dein ganzes Leben lang verfolgt und dir wehgetan.«
    »Versuch nicht, mich zu analysieren. Versuch nicht, mich zu ändern, Jay.«
    Leute stießen uns an, als sie an uns vorbeidrängten.
    Ein paar gepiercte Teenager mit gefärbten Haaren rempelten uns an und lachten. Eine kleine Menschenmenge starrte und zeigte auf ein nahezu lebensgroßes gelbes Doppeldeckerflugzeug, das auf dem Grand-Marnier-Gebäude stand und für eine Ausstellung von Breitling-Uhren warb. Kastanien rochen verbrannt.
    »Ich habe niemanden angerührt, seit Benton gestorben ist«, sagte ich. »Jetzt weißt du, auf welcher Stufe in meiner Nahrungskette du angesiedelt bist, Jay.«
    »Ich wollte nicht grausam sein.«
    »Ich fliege morgen früh nach Hause zurück.«
    »Ich wünschte, du würdest bleiben.«
    »Ich habe eine Mission, erinnerst du dich?«, sagte ich.
    Zorn kroch aus seinem Versteck, und als Talley erneut meine Hand nehmen wollte, entzog ich sie ihm.
    »Oder sollte ich sagen, ich stehle mich morgen früh nach Hause«, sagte ich. »Mit einer Aktentasche voller illegaler Beweismittel, die noch dazu ein biologisches Risiko darstellen. Ich befolge meine Befehle und werde versuchen, DNS von den Abstrichen zu kriegen. Und sie mit der DNS des nicht identifizierten Toten vergleichen. Und eventuell feststellen, dass er und der Mörder Brüder sind. In der Zwischenzeit hat die Polizei vielleicht Glück und findet einen Werwolf in den Straßen, und der wird euch alles über

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