Blinder Stolz: Thriller (German Edition)
Empfängnis könnte ein unglücklicher Zufall gewesen sein, mächtig zugesetzt. Sie hatte unbedingt die Wahrheit wissen wollen, sich aber aus Angst, ihr Verdacht könnte sich bestätigen, nie getraut, mich zu fragen.«
»Großer Gott«, stöhnte Dodge.
»Aber ich konnte das klarstellen. Ich habe ihr ausdrücklich versichert, dass ich in einer sehr glücklichen Phase meines Lebens mit ihr schwanger geworden sei und dass weder ich noch ihr leiblicher Vater die Schwangerschaft bereuen würden. Stattdessen hätte es Probleme zwischen uns gegeben, die nichts mit ihr zu tun gehabt hätten, jedoch schwerwiegend genug gewesen seien, um nicht länger zusammenbleiben zu können. Und dass du, also ihr Vater, es für besser erachtet hättest, wenn sie bei mir bliebe.« Sie blickte auf ihre Hände, die sie noch immer rhythmisch knetete. »Sie hat mir geglaubt. Zumindest nehme ich es an, denn sie hat das Thema nie wieder zur Sprache gebracht.«
»Und jetzt?«
»Jetzt?«
Er musterte sie zweifelnd. »Sie ist ein kluges Mädchen, Caroline. Sie muss doch etwas ahnen, meinst du nicht auch?«
»Kann sein. Sie hat nicht konkret danach gefragt, aber zumindest versucht, mehr über dich zu erfahren.«
»Dann vermutet sie also, dass ich nicht nur jemand bin, den dir eine Freundin empfohlen hat.«
»Wahrscheinlich. Aber von einer gewissen Neugier, was deine Referenzen betrifft, zu der Schlussfolgerung, du könntest ihr leiblicher Vater sein, ist es ein ziemlich weiter Weg. Kann sein, dass sie zwar zwei und zwei zusammenzählt, aber noch nicht vier als Lösung herausbekommt.« Caroline hielt einen Moment inne. »Allerdings wäre da noch eine Sache.«
»Was?«
»Selbst wenn sie es ahnt, wird sie es erst preisgeben, sobald sie es für richtig hält.«
»Das heißt, sie lässt sich nicht gern in die Karten sehen?«
Caroline lächelte. »Was das angeht, ist sie genau wie ich.«
Der Walmart tauchte vor ihnen auf. Auf dem Parkplatz herrschte reges Treiben. Streifenwagen des Sheriff’s Department und der Highway-Polizei standen mit rotierenden Blaulichtern herum. Hunde rannten schnüffelnd vor einer Reihe Mülltonnen im Kreis, während Beamte verschiedener Polizeibehörden, darunter auch der Merritt City Police, die Schaulustigen in Schach zu halten versuchten.
Und mittendrin stand Ski Nyland.
Dodge war inzwischen klar, weshalb die Anweisungen des Deputys so knapp gewesen waren. Er und einige andere Ordnungshüter hatten sich um einen schmerbäuchigen Mann mittleren Alters in blauer Walmart-Weste versammelt. Als Ski Dodge auf den Parkplatz biegen sah, löste er sich aus der Gruppe und kam auf sie zu.
»Der Kerl will unsere Tochter flachlegen«, bemerkte Dodge.
»Wenn ich es richtig sehe, beruht das absolut auf Gegenseitigkeit«, gab Caroline zurück.
»Wo steckt Berry?«, fragte Ski.
»Sie ist ins Krankenhaus gefahren, um Ben zu besuchen«, antwortete Caroline. »Ich konnte sie auf dem Handy nicht erreichen.«
»Versuchen Sie es noch mal und sagen Sie ihr, sie soll herkommen.« Er hielt kurz inne, ehe er ein »Bitte« hinzufügte, obwohl Caroline seine Schroffheit nicht bemerkt zu haben schien. Sie zog ihr Handy heraus und drückte die Kurzwahltaste von Berrys Nummer.
Dodge stieg aus dem Wagen und zündete sich eine Zigarette an.
Ski starrte ihn finster an. »Was zum Teufel sollte das, Dodge?«, fragte er wütend.
Dodge ließ sein Feuerzeug zuschnappen und blies eine Rauchwolke gen Himmel. Ski brauchte ihm nicht zu erklären, weshalb er so sauer war. »Ich hatte so eine Ahnung und habe entsprechende Maßnahmen ergriffen.«
»Sie haben Beweismaterial manipuliert.«
»Verklagen Sie mich doch. Außerdem habe ich gar nichts manipuliert. Ich weiß nur, wie man mit Beweisen umgeht.«
»Wo sind sie jetzt?«
»Sicher verstaut. Und was wollen Sie jetzt tun? Unsere unterschiedlichen Ansichten über Polizeiprotokoll und Beweisführung vor aller Welt debattieren? Oder wollen wir uns lieber darüber unterhalten, was die Fotos zu bedeuten haben?«
Ski nahm seine Sonnenbrille ab und wischte sich mit dem Hemdsärmel den Schweiß von der Stirn. Dann sah er zu Caroline, die noch immer im Wagen saß und telefonierte. »Ich kann nur so viel sagen, dass die Fotos mit einem Teleobjektiv aufgenommen wurden«, sagte er leise.
»Aber er ist trotz allem beängstigend nahe herangekommen.«
Ski nickte ernst. »Nahe genug. Die Dinger sind eine Dokumentation von Berrys Leben hier, verdammt noch mal. Er hat das Haus aus sämtlichen Blickwinkeln
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