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Blockade

Blockade

Titel: Blockade
Autoren: B. N. Ball
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außerdem für die Theorie, die seine Eltern beweisen wollten und derentwegen sie den Tod gefunden hatten.
    In einer plötzlichen Panik stellte Dod das Triebwerk wieder an. In der Unermeßlichkeit des asiatischen Forts ging die Zeit zu Ende, fühlte er verzweifelt.
     
    Der Tod schien im Zimmer zu lauern.
    Dod blickte hinunter auf den winzigen dünnen Körper seiner Großmutter, der sich kaum noch bewegte, während sie die letzten Atemzüge ihrer fast hundert Jahre aushauchte.
    In seinem Geist rollten die Jahre zurück, und er sah sie, wie sie gewesen war, als er sich zuerst an sie erinnerte. Auch damals war sie schon alt gewesen, doch ihre Persönlichkeit war noch eine helle Flamme, obwohl ihr Geist von den Jahren und von vielen Unglücksfällen verdüstert war.
    »Wie lange noch?« fragte Dod Scrimgouer.
    »Nur Stunden.«
    »Kann sie sprechen?«
    »Sie wird ihre Kräfte noch einmal sammeln, bevor es zu Ende geht. Sie wußte, daß Sie kommen würden, deshalb wird sie ausharren, solange sie kann.«
    »Können Sie sie aufwecken?«
    »Besser nicht.«
    »Durch Drogen?« Die Zeit war kostbar, und Großmama hatte den Schlüssel.
    Scrimgouer schüttelte den Kopf. »Ihr Lebenswille wird sie wieder zum Bewußtsein bringen.«
    Das mußte er, dachte Dod. Er mußte ganz einfach. Trotz aller brillanten technischen Fähigkeiten seiner Eltern und seiner eigenen Begabung für intuitive Erkenntnisse von Geistesprozessen war Großmutters reines Genie unerläßlich, um das Problem zu lösen. Der WAHRNEHMER konnte freigesetzt werden, aber wie konnte man ihn steuern?
    Sie gingen vom Bett weg. »Wie ist es ihr in diesen letzten Monaten gegangen?« fragte Dod.
    Scrimgouer blickte finster. »Sie hatte eine Art Schock, als ich sie fand und hierher brachte. Plag hatte ihr gesagt, Sie seien tot, als sie Sie blockierten. Einfach so. Wegen eines I RRTUMS hingerichtet. Sie hatte jahrelang mit niemandem gesprochen.«
    »Wie sind Sie zu ihr durchgedrungen?«
    »Hab’ sie überzeugt, daß ich mit Psych gebrochen hätte – es hat eine Weile gedauert, und dann habe ich ihr allmählich alles über Sie erzählt. Über den Halo und Ihre Blockierung. Schließlich hat sie Interesse gezeigt – und dann hat sie es mit den Fremden in Verbindung gebracht.«
    »Was war ihre Erklärung?«
    Scrimgouer lachte. »Sie wollte es mir nicht sagen! Aber sie hat mir eine Theorie erzählt, die, oberflächlich betrachtet, gut zu sein scheint, und eine Weile habe ich auch daran geglaubt. Doch dann wurde mir klar, daß sie mich nur an der Nase herumführte.«
    »Fahren Sie fort.« Das sah Großmama ähnlich, dachte Dod.
    »Es hat den Anschein, daß Ihre Eltern, als sie starben, in dem Bruchteil einer Sekunde, ehe ihre Maschine explodierte, mit den Fremden in Verbindung treten konnten. Was für ein Bild auch immer in ihren Köpfen war, es hat nach Aussage Ihrer Großmutter einen Eindruck auf die Fremden gemacht.«
    »Es ist möglich.«
    »Und Ihr Vater hatte einen besonderen Satz für den Ausdruck der Verwunderung.«
    »Hängt das hiermit zusammen?« fragte Dod, indem er auf den Halo zeigte. »Was für einen Satz?«
    »Einen alten Satz, den er irgendwo gelesen hatte.«
    »Heiliger Sankt Michael!« rief Dod aus.
    »So sagte Ihre Großmutter. Als er starb, war er in seinem Gehirn eingebrannt – ein Schatteneffekt wie die Abdrücke von Schatten, die durch Kernexplosionen eingebrannt werden.«
    »Und der Abdruck in seinem Gehirn könnte fortgewirkt haben. Ein heiliger Halo!«
    »Etwas anderes hat sie mir nicht gesagt. Sie hat alles für Sie aufgehoben. Ich habe das Thema nicht berührt, weil es sie ermüdete und sie dann in die Vergangenheit zurückfiel. Nicht, daß ich etwas von dem verstünde, woran sie gearbeitet hat. Ich bin strenggenommen ein Zuschauer, kein Denker – ich habe ziemlich viele von den Apparaten gesehen, die bei den Kindet-Tests benutzt wurden, aber ich habe nicht einmal das verstanden.«
    »Also warten wir«, sagte Dod. Es war alles, was er tun konnte.
    »Ja, warten wir«, stimmte Scrimgouer zu. Sein häßliches Gesicht zeigte einen Augenblick lang Mitgefühl, dann sah er weg.
    Der müde, kaum merklich atmende Körper auf dem Bett zeichnete sich unter den Wolldecken fast nicht ab. Dod blickte auf das schöne Haupt seiner Großmutter und dachte an seine Kindheit im Detweiler-Schloß, wie sie ihm jedesmal bis zum Tor entgegengekommen war, wenn er aus der Raumschule nach Hause kam; wie sie allmählich sein Interesse an ihrem Lieblingsthema geweckt hatte.
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