Blockade
Scrimgouer, ohne den Lagerraum zu betreten. »Sie haben noch nichts gegessen!«
Dods Hand bewegte sich von der Waffe weg. Es wäre, als wollte man einen treuen Hund töten.
»Kommen Sie?« schrie Scrimgouer und schob seinen Kopf um die Tür herum. »Die Instrumente für die Operation sind fertig, aber zuerst müssen Sie essen!« Sein Gesicht blickte voller Mitgefühl, als er Dod schweigend dastehen sah.
Blockiert oder nicht blockiert, Dod vermochte es nicht zu tun. Scrimgouer war eine tödliche Gefahr, die dadurch nicht weniger gefährlich und tödlich wurde, daß sie ihm selbst nicht bewußt war. Irgendwo im Fort würde es ein Psych-Steuergerät geben, einen geheimen, gut verborgenen Empfänger – und vielleicht noch mehr von ihnen als Attrappen –, über den er seine Weisungen von Psych erhielt. Und von Plag.
Scrimgouer, der sein Schweigen falsch deutete, sagte: »Sie sollten essen – auch wenn Sie aufgeschnitten werden. Sie hat gesagt, Sie würden Kraft brauchen.«
Dod mußte herausbekommen, was Scrimgouer an Plag weitergegeben hatte, was bedeutete, daß er nach dem versteckten Empfänger suchen mußte. Das bedeutete Zeitverlust, wieder einmal Zeitverlust! Aber die Alternative war, den Psychmann mit der Sprengpistole zu erledigen.
Dod nahm das Essen. »Nehmen Sie die auf Film auf«, sagte er zu Scrimgouer und drückte ihm den Berg gelber Papiere in die Hände. »Schnell, dann können wir das Gerät ausprobieren. Aber erst müssen Sie mir die machen.«
Scrimgouer blickte auf die alten Papiere und zuckte mit den Schultern. »Wird gemacht«, sagte er. Doch er sah verdutzt aus.
»Entwickeln Sie sie einzeln«, fügte Dod kurzangebunden hinzu. Der ungeübte Scrimgouer würde mindestens eine Stunde dazu brauchen, doch diese Zeit konnte ihm das Leben retten. Und er schuldete ihm ein Leben, dachte Dod.
»Sie sind der Chef!« murmelte Scrimgouer.
Dod rannte eilig aus dem Lagerraum, als er sah, wie Scrimgouer davonschlurfte, um die ihm aufgetragene Arbeit sogleich zu erledigen. Wo sollte er in dem riesigen Fort zu suchen beginnen? Was würde Plag tun?
Scrimgouers Blockierung konnte eine präzise und einfache Sache sein, ein »Stopp für alle Kontaktversuche mit Fremden«, was bedeutete, daß der Psychmann ihn notfalls töten würde. Andererseits konnte sie aber auch eine ständige Weisung sein, alles zu melden, was Dod tat. Oder, dachte Dod, sie …
Dann stampfte Dod die Korridore entlang, die sich vor ihm ausstreckten, Übergossen von dem blaßrosa Licht, das die Asiaten am liebsten gehabt hatten. Ihm war gerade eine andere Weisung eingefallen, die Scrimgouer erhalten haben konnte.
Er gelangte zum Kampfraum und wußte, daß er richtig vermutet hatte.
Die seltsamen, ungewohnten Kontrollbanken waren leblos. Alles war inaktiviert und demobilisiert worden. Selbst die überaus wichtigen Perimeter-Warnsignale waren ausgeschaltet. Scrimgouer mußte auf Dods Entdeckung des Mikrogerätes sehr scharf reagiert haben – da er Schalter zerschmettert und Schaltkreise durchschnitten hatte. Einen Moment hatte Dod Scrimgouer vor Augen, wie er das Totenbett verließ – wie Dod dachte, aus Taktgefühl, um ihn mit Großmama allein zu lassen. Doch seine Blockierung hatte ihn offenbar veranlaßt, sich schnellstens Instruktionen zu holen, und das war das Ergebnis. Fluchend sah Dod zu, wie Relais in düsterem Licht ausbrannten, während er Ketten unmöglicher Befehle an die Schirme des Forts ausgab. Plötzlich aber leuchtete die große panoramahafte Kampf-Sichtanlage auf, und er konnte den Feind sehen. Das schien den Nebel aus seinem Kopf zu vertreiben: der Anblick der Plag-Kreuzer, die träge niedergingen, und die Schwärme von Aufklärern, die lässig zur Landung in den weit offenen Häfen des Forts ansetzten.
Er handelte instinktiv.
Die Asiaten hatten für mögliche Sabotageakte und Verrat Vorsorge getroffen – und sogar für Schiffe, die ihre Abschirmungen durchbrachen.
Dod drückte die Knöpfe, durch die die Zyklon-Torpedos bewaffnet wurden, und eine Batterie von Lichtern glimmte schwach rot auf, blinkte zweimal und verfärbte sich dann zu flammendem Scharlachrot, als die tödlichen, massiven, klumpenförmigen Zylinder aus ihren jahrhundertealten Löchern hervorkrochen und, auf ihre Weisungen wartend, aufrecht standen.
Man war nicht um eine schnelle Aktion bemüht: die Aufklärer schwebten vorsichtig heran, denn sie nahmen an einem Säuberungsfeldzug gegen ein unbewaffnetes Fort teil. Dod wählte seine Ziele mit
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