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Blood Sun

Blood Sun

Titel: Blood Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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Verkehrsüberwachungskameras würden ihr Kennzeichen aufnehmen und dann konnten die Gerichte entscheiden, ob gewisse Leute Gesetze ignorieren durften oder nicht. Doch es musste schon um etwas sehr Wichtiges gehen, wenn jemand solche Privilegien von höchster Stelle eingeräumt bekam.
    Sie stellte ihr Motorrad ab, schritt auf das Säulenportal zu und ließ den Wachmann am Eingang kurz ihren Ausweis sehen.
    Der Junge war ganz offensichtlich hinter Informationen her. M r Blacker hatte in der Dartmoor High einen Vortrag über Quipus gehalten. Sie würde in der Bibliothek warten. Der Professor brauchte nur zu wissen, dass sie einen Jungen suchten, der von der Schule weggelaufen war. Und wenn Max Gordon hier auftauchte, wäre sie schon da. Sie würde nicht riskieren, ihn noch einmal entwischen zu lasse n – sie musste dieser zähen kleinen Ratte das Handwerk legen.
    Max bewegte sich im Zickzack durch die schmalen Gassen. Er hatte sich vorher zwar den Stadtplan angeschaut, aber diese vertrackten Seitenstraßen hatten es in sich. Er brauchte irgendeinen festen Orientierungspunkt und blickte daher zu den Dächern hinauf. Satellitenschüsseln zeigen in England immer nach Süden. Das half ihm weiter. Gleich darauf fand er die kleine Museum Street und erkannte an deren Ende das imposante Gebäude, nach dem er suchte. Die mächtigen Eingangssäulen schienen der Welt zu verkünden, dass dies ein Ort der Zivilisation und des Wissens war.
    Trotz der späten Stunde waren noch Leute unterwegs. Er trat in den Schatten hinter einer Säule und sah sich erst einmal um. Vor dem Haupteingang standen Wachposten, Touristen kamen und gingen, Dozenten und Studenten eilten über den Hof zur Ostseite des Gebäudes. Da waren die Büros. War der Mann, mit dem er reden wollte, dort zu finden?
    Er faltete den Touristenstadtplan auseinander. Der gesamte Gebäudekomplex erstreckte sich über sechs Hektar, doch der Treffpunkt war auf dem Plan nicht verzeichnet. Er hatte keine Zeit, lange danach zu suchen. In weniger als einer halben Stunde würde das Haus für die Öffentlichkeit geschlossen werden. Max trat an einen Wachmann heran.
    »Ich suche die Anthropologische Bibliothek«, sagte er.
    Der Mann war es gewohnt, solche Fragen zu beantworten. Er nickte nur und zeigte zum Hauptportal. »Durch den Eingangssaal, durch Zimmer vierundzwanzig, dann die Nordtreppe hinunter. Die schließen allerdings bald«, sagte er.
    Max war schon losgegangen. Ein römischer Löwe, der einige Meter groß und aus Stein gemeißelt war, bewachte den Eingang. Vielleicht hatte er einst am Kolosseum gestanden und die blutigen Kämpfe auf Leben und Tod miterlebt. Max trat in die riesige Eingangshalle, die so groß wie das Fußballstadion in Wembley war und auf Max wie eine Arena wirkte. Er konnte nur hoffen, dass dort keine modernen Gladiatoren warteten, um über ihn herzufallen.
    Die Trägerkonstruktion stützte ein vierzig Meter hohes Glasdach, aber jetzt fiel von oben kein Licht mehr herein. Es kam Max so vor, als wären er und die anderen Besucher in einer gewaltigen Bienenwabe gefangen. Und er war eine Arbeitsbiene, die verzweifelt ihre Aufgabe zu bewältigen versuchte. Die mächtigen Holztüren vor ihm standen offen, doch die Nebenräume wurden von den Wachleuten bereits geschlossen. Das Rasseln der schweren Ketten und Vorhängeschlösser war deutlich zu hören. Max beschleunigte seine Schritte. Er durfte diese Verabredung nicht versäumen. Er lief durch die Galerie und kam dabei an zahlreichen Ausstellungsvitrinen vorbei. Der Raum stand unter dem Motto Leben und Sterben . Hoffentlich ist das kein schlechtes Omen, dachte er.
    Schließlich fand er die Nordtreppe. Einige Nachzügler verließen das Gebäude durch den Hinterausgang, neben dem ein Wachmann stand, um die Tür abzuschließen. Max kam zu spät. Die Glastüren zur Bibliothek waren schon zu. Man kam nur noch rein, wenn man eine Zahlenkombination in die Tastatur daneben eingab. Max rüttelte an den Türen. Drinnen brannte noch Licht, aber es war niemand zu sehen.
    »Hey!«, rief der Wachmann. »Wir haben geschlossen!«
    »Ich habe einen Termin. Ich werde erwartet.«
    »Nicht so spät am Abend, Junge. Mach dich vom Acker!«
    Voller Verzweiflung hämmerte Max gegen die Glastüren, er drückte das Gesicht auf den schmalen Spalt dazwischen und rief in den mit Büchern vollgestellten Raum: »Hallo! Hier ist Max Gordon! Ich muss mit Ihnen reden!«
    »Jetzt reicht’s!« Der Wachmann kam auf ihn zu.
    Ein Schatten fiel auf

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