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Blood Sun

Blood Sun

Titel: Blood Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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getrunken hatten und ihr Atem wieder ruhiger ging, kroch Flint noch ein paar Meter weiter und schob einen tief herabhängenden Ast zur Seite.
    Hinter dem Saum aus Bäumen befand sich eine Brache, ein halber Kilometer freies Land, das sich wie eine tiefrote Narbe durch die Landschaft zog.
    »In dieser Gegend gibt es bewaffnete Patrouillen. Sie haben die Schneise durch den Wald geschlagen, damit sie alle sehen können, die nicht hier sein sollten. Niemand kommt hinein, außer er hat extrem viel Glück.«
    »Warum denn? Was wird denn hier so gut bewacht?«
    Flint wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht. Aber dafür zu sterben lohnt sich nicht, das steht fest.«
    Max’ Blick wanderte vom verwüsteten Terrain hinauf zu den gigantischen Felsen. Hinter dem gerodeten Land bedeckte dichter Wald die Strecke bis zum Fuß der Berge und reichte bis zu den Gipfeln, wo die Bäume nur noch spärlich wuchsen. Max schätzte, dass die Gebirgskette zwei- bis dreitausend Meter hoch war. Sie bildete einen ungeheuer weiten Bogen, woraus er schloss, dass sich auf der anderen Seite ein Halbkessel befand. Ein verborgener Ort.
    »Das ist es, nicht wahr?«
    Flint nickte. »Den Vulkan sieht man heute nicht. Oft wird seine Spitze von Wolken verdeckt. Und durch die vielen Wasserfälle sind die Felswände unbesteigbar.«
    »Du willst das wirklich machen, Chico ? Da raufkraxeln? Mann, ich glaub, das wird nicht mal deinen Schutzengeln gefallen«, sagte Xavier.
    Flint entfaltete ein Stück Stoff, auf das eine einfache Landkarte gezeichnet war. »Rein und raus gelangt man nur an drei oder vier Stelle n – und dort kommen die Leute immer um.« Er zeigte erst auf die jeweilige Stelle auf der Karte und deutete dann in die passende Richtung.
    »Wo ist die Höhle der Steinschlange?«, wollte Max wissen.
    Flint wies gen Süden. »Hinter diesem freien Gelände, tiefer im Wald. Dort gibt es massenhaft kleine Bäche, deren Schlamm dich in die Tiefe ziehen wird. Und im Bachbett haust die große Schlange. Verstehst du? Die erwürgt dich und schluckt dich runter. Du musst da sehr schnell durchrennen. Die Strecke ist bloß einen Kilometer lang, dann kommt eine steile Schlucht. Sie endet sechzig Meter weiter unten in einem Fluss. Der fließt schnell, aber ein Boot gibt es nicht. Du bleibst auf dem Ufer. Wenn du den Wasserfall hörst, findest du da auch die Höhle. Ein offener Schlund, Max, aus dem Rauch kommt. Du kannst die Toten riechen.« Flint verstummte. Er sah noch einen Moment auf die in Wolken gehüllten Berggipfel und drehte sich bedauernd zu Max um. »Ich kann dich nicht begleiten, Junge. Das weißt du.«
    Max nickte. Er musste seine Angst in Schach halten. Wenn er sich all die schrecklichen Dinge ausmalte, die ihm zustoßen konnten, würde er niemals weitergehen. »Was ist denn hier die vorherrschende Windrichtung?«
    »Wind?«, fragte Flint.
    Max nahm das Foto seiner Mutter heraus. »Sehen Sie, hinter ihr in der Ferne steht der Vulkan. Die Rauchwolken ziehen nach rechts. Falls der Wind von Westen oder von Norden kommt, weiß ich, dass sie auf der südlichen Seite dieser Berge war. Vielleicht ist sie ja durch die Höhle gegangen?«
    Flint nickte. »Verstehe. Um diese Jahreszeit kommt er in der Regel aus Norden. Aber im Gebirge kann er schnell umschlagen. Deshalb kann man das nie genau wissen. Wir haben auch Stürme, die vom Meer aufziehen. Die Höhle liegt südlich des Vulkans.«
    Max steckte das Foto wieder weg. »Okay, dann sollten wir mal langsam los.«
    »Ich brauche eine Zigarette«, sagte Xavier.
    »Du kannst hier nicht rauchen«, erwiderte Max. »Die Männer, die diese Gegend bewachen, würden den Qualm riechen.«
    »Hey, Cousin, mir ist das alles zu gefährlich. Ich will nach Hause. Ich habe nämlich auch ’ne Familie, weißt du?«
    »Dann fang mal an, allein nach Hause zu laufen«, sagte Flint. »Ich bringe dich ganz bestimmt nicht dorthin.« Er hielt Max zum Abschied die Hand hin. »Viel Glück, Junge. Ich warte noch, bis ihr drüben seid, dann hau ich ab.« Mit einem Seitenblick auf Xavier fügte er hinzu: »An deiner Stelle würde ich mich vor dem Jungen in Acht nehmen.«
    Xavier zeigte mit dem Finger auf Flint. »Du bist ein verrückter Buschmensch, weißt du das, Pflanzenmann? Dir wächst Unkraut im Kopf. Max ist mein Freund. Bei dir wäre ich nicht mal geblieben, wenn du mich nett darum gebeten hättest.«
    Flint lächelte Max zu. »Wie es schärfer nage als Schlangenzahn, ein undankbares

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