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Blood Target: Thriller (German Edition)

Blood Target: Thriller (German Edition)

Titel: Blood Target: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
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angreifen, aber nicht ohne Vorwarnung. Das Haus war zu alt und knackte an viel zu vielen Stellen, als dass ein Mann wie er sich hätte überrumpeln lassen. Und sobald er das Gefühl hatte, angegriffen zu werden, würde er das Bett vor die Tür rücken, um sie kurz aufzuhalten, und dann zum Fenster hinausspringen. Dietrich, hitzköpfig und blutrünstig wie er war, würde beim Geräusch der splitternden Scheibe sofort die Treppe hinunterstürmen, gefolgt von einem der anderen – ob Jaeger oder Coughlin ließ sich nicht sagen –, sodass der dritte Mann das Zimmer durchsuchen konnte. Vielleicht rannte er auch zum Fenster, um nachzusehen, wohin Victor flüchtete. Was ihm einen Absturz aus gut drei Metern Höhe bescheren würde, weil Victor eben nicht zu Fuß das Weite suchen, sondern auf dem Dach über dem Fenster kauern würde. Und wenn der dritte Mann seinen Tod oder zumindest seine Kampfunfähigkeit nicht dadurch selbst inszenierte, dass er sich zu dicht an das Fenster wagte, würde Victor sich eben ins Zimmer zurückschwingen. Mit Coughlin würde er leicht fertigwerden, aber wenn Jaeger der dritte Mann war, dann waren die Glasscherben aus der zerbrochenen Fensterscheibe ein willkommenes Hilfsmittel.
    Dann waren es noch zwei gegen einen, und zwar zu Victors Bedingungen. Nichts weiter als eine Formalität.
    All diese Gedankenspielchen waren jedoch nichts weiter als ein schöner Traum, falls sie ihn in irgendeiner Weise als Bedrohung empfanden. Dann würden sie ihn nicht in seinem Zimmer angreifen, wo er sie kommen hören konnte. Sie würden bis zum Morgen warten und so tun, als sei alles in Ordnung. Es lag ja ohnehin genügend Nervosität in der Luft. Gut möglich also, dass Victor eine zusätzliche Anspannung gar nicht bemerkte. Dann konnten sie ihn in der Küche oder in einem der Flure in die Zange nehmen, sodass er keine andere Wahl hatte, als zu kämpfen.
    Und das würde er tun, weil er, solange er noch atmen konnte, auch eine Chance hatte. Aber Dietrich hatte ein Messer und ließ sich bestimmt nicht leicht entwaffnen, wodurch Jaeger mehr als genug Zeit hatte, um Victor von hinten anzugreifen. Dann war es vorbei.
    Natürlich hätte er ein bisschen Olivenöl aus der Küche mit nach oben schmuggeln können, um die Türangeln zu schmieren, doch das leise Quietschen, das sie bei jeder Bewegung von sich gaben, war der einzig echte Schutz, den die Tür bot. Dietrich und Coughlin hatten seit Stunden keinen Laut mehr von sich gegeben. Jaeger schnarchte laut und regelmäßig.
    Victor machte die Tür auf, und zwar schnell. Dadurch war das Quietschen zwar lauter, als wenn er die Tür langsam geöffnet hätte, aber es war auch innerhalb einer Sekunde vorbei. Jaegers Schnarchen blieb unverändert. Dietrich oder Coughlin hatten vielleicht etwas mitbekommen, waren vielleicht sogar kurz aufgewacht, aber da wieder Stille herrschte, als sie die Augenlider aufschlugen, und kein Geräusch mehr zu hören war, würden sie bald wieder einschlafen und sich am nächsten Morgen nicht einmal mehr daran erinnern. Die Tür stand fünf Minuten lang offen. Erst dann ging Victor hinaus.
    Der Serviceschlüssel des Rolls-Royce steckte in seiner Tasche. Er hatte nicht vor, ihn zu benutzen – noch nicht –, aber er wollte ihn immer bei sich haben. Seine Stiefel hielt er mit einer Hand an den Schnürsenkeln gepackt. Sie baumelten sanft hin und her, während er sich so dicht wie möglich an der Wand des kurzen Flurs entlangschob, damit er die besonders ausgetretenen Dielenbretter in der Mitte nicht belastete. Ebenso verfuhr er auf der Treppe. Sie knarrte und ächzte bei jedem Schritt. Unten angekommen wartete er noch einmal fünf Minuten, für den Fall, dass die Geräusche einen der drei Killer im ersten Stock dazu veranlasst hatten, etwas zu unternehmen. Hatten sie aber nicht.
    Er spürte die Kälte der Küchenfliesen durch die Strümpfe hindurch. Dann verließ er das Haus durch die Küchentür und ging außen herum, bis er unter seinem Zimmerfenster stand. Dort schnürte er die Stiefel, ging langsam den steilen Abhang hinunter und tauchte zwischen die Olivenbäume ein. Dann rannte er los.
    Das Dorf war nicht weit entfernt, und die Sterne schienen so hell, dass er sich ohne Probleme orientieren konnte. Am hinteren Ende des Olivenhains entdeckte er ein Loch in der Hecke. Er schlüpfte hindurch, überquerte die schmale Straße und gelangte in die nächste Olivenplantage. Er lief dicht an der Begrenzungshecke entlang, um in der weichen Erde möglichst

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