Blood Target: Thriller (German Edition)
Augen. Englischsprachig mit abwechselnd britischem und amerikanischem Akzent. Er dürfte auf der einen Seite des Atlantiks geboren worden sein und verbringt jetzt die meiste Zeit auf der anderen. Sein Kleider- und Autogeschmack scheint darauf hinzudeuten, dass er aus Großbritannien stammt, aber es könnte genauso gut sein, dass er in den Staaten aufgewachsen ist und sich den Stil der britischen Oberschicht zugelegt hat.«
»Unter dreißig kommt mir sehr jung vor für jemanden in dieser Branche.«
»Auf meine Augen ist Verlass«, erwiderte Victor.
»Das wollte ich damit nicht sagen. Ich meine, er ist jünger als Sie oder ich, aber er vermittelt Mordaufträge. Das ist schon sehr außergewöhnlich. Ich möchte wissen, wie er das geschafft hat.«
»Vielleicht ist die Antwort ganz einfach: Er macht seine Sache wirklich gut.«
Muir nickte. »Vielleicht ist es auch ein Familienunternehmen.«
»Aber dann ist er schon eine ganze Weile mit im Geschäft. Kooi ist nicht der erste Auftragskiller, mit dem er auf diese Art und Weise zu tun gehabt hat.«
»Woher wissen Sie das?«
»Weil er nicht die geringste Angst vor mir gehabt hat.«
»Haben Sie nicht gesagt, dass er einen Exmilitär als Leibwächter und noch einen Scharfschützen dabeihatte? Das sind zwei sehr gute Gründe, um keine Angst zu haben.«
»Ich habe etliche Minuten alleine mit ihm im Fonds der Limousine gesessen. Während dieser Zeit konnte der Scharfschütze mich gar nicht sehen. Er hätte also auch nicht eingreifen können, während ich seinem Boss direkt gegenübergesessen habe, geschützt durch das beste Panzerglas auf dem Markt. Und die Trennscheibe zwischen Fahrerkabine und Fonds war geschlossen. Ich hätte Leeson das Genick brechen können, bevor der Fahrer überhaupt etwas geahnt hätte.«
»Tja, so gesehen …«
Die Kellnerin brachte Muirs Kaffee und ein Glas Eiswasser für Victor.
»Danke«, sagte er.
Sie lächelte und zog sich zurück.
Muir schlürfte ihren Kaffee und sagte: »Erzählen Sie mir von der angeblichen Taxifahrerin.«
»Sie hat sich als Francesca Leone vorgestellt. Ich habe Grund zu der Annahme, dass der Name echt sein könnte.«
Muir warf ihm einen Blick zu. »›Grund zu der Annahme‹?«
»Ich weiß, wie man Menschen zur Ehrlichkeit ermutigen kann.«
Muir hob kurz die Augenbrauen und trank noch einen Schluck Kaffee. »Danke, das habe ich gebraucht. Was ist der Leibwächter für ein Typ?«
»Etwas über eins achtzig groß. Neunzig Kilogramm schwer. Mitte dreißig. Seinen Namen kenne ich nicht, und seinen Akzent kann ich auch nicht richtig einschätzen.«
»Der Kerl mit dem Gewehr?«
»Den habe ich nicht gesehen.«
»Woher wissen Sie dann, dass er da war?«
»Aus Erfahrung. Der Scharfschütze wäre eine saubere und bequeme Lösung gewesen, wenn Leeson nicht zufrieden gewesen wäre.«
»Also muss er einen positiven Eindruck bekommen haben, sonst würden wir jetzt nicht hier sitzen. Aber ich dachte, Sie hätten gar nicht über einen konkreten Auftrag gesprochen?«
»Das ist richtig.«
»Trotzdem war er zufrieden mit dem, was er gesehen hat?«
»Ich glaube schon.«
Muir stellte ihre Tasse ab. »Also, was genau ist passiert?«
»Er hat mich einer Prüfung unterzogen.«
»Ich gehe davon aus, dass es nichts Schriftliches war.«
»Er hat von mir verlangt, die Fahrerin zu töten, diese Francesca.«
Muir ließ sich gegen die Stuhllehne sinken und starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an. »Und? Haben Sie es getan?«
»Nein.«
»Wieso nicht?«
Victor sagte: »Weil ich so nicht arbeite.«
»Sie sollen auch nicht so arbeiten wie Sie, sondern wie Kooi arbeiten würde.«
»Wäre es Ihnen lieber, ich hätte sie umgebracht?«
Sie zögerte, dann ignorierte sie seine Frage. »Wie hat er auf Ihre Weigerung reagiert?«
»Er hat versucht, mich zu überreden. Und als das nicht geklappt hat, hat er das Treffen beendet.«
»Scheiße.«
Victor trank einen Schluck Wasser.
»Entschuldigen Sie, bitte«, sagte Muir. »Procter hat extra noch gesagt, ich soll in Ihrer Gegenwart keine unflätigen Ausdrücke benutzen.«
»Ist schon okay.«
»Sie haben gesagt, Sie hätten nicht über einen konkreten Auftrag gesprochen. Aber vielleicht war ja Francesca der Auftrag.«
»Nein, das war ein Test. Um sie zu töten, hätte Leeson mich nicht extra einfliegen lassen müssen. Das hätten der Scharfschütze oder der Fahrer genauso gut erledigen können. Oder er selbst, ohne große Probleme.«
»Also gut, aber so oder so haben Sie sie
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