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Blood Target: Thriller (German Edition)

Blood Target: Thriller (German Edition)

Titel: Blood Target: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
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steht dort im Anbau«, erläuterte Leeson. »Warten Sie bitte einen Augenblick hier, ja?«
    »Natürlich.«
    Der Jüngere ging auf die Scheune zu, während Victor in der Sonne stand. Er drehte sich nach allen Seiten um und betrachtete die umgebende Landschaft. So weit das Auge reichte, nichts als riesige Olivenhaine. Im Osten erhoben sich grüne Hügel. Ab und zu war ein einsames Bauernhaus zu sehen. Das nächste Dorf lag ungefähr fünf Kilometer südlich.
    Leeson öffnete das Scheunentor, trat ein und zog das Tor sofort wieder zu. Etwas später kam er wieder heraus, dicht gefolgt von einer riesenhaften Gestalt.
    Der Mann füllte den Türrahmen komplett aus. Victor hatte sich ducken müssen, um nicht gegen den oberen Holm der Eingangstür des Bauernhauses zu stoßen, aber dieser Hüne musste in die Knie gehen und die Schultern schräg stellen, um die Scheune überhaupt verlassen zu können. Dabei neigte er auch noch den Kopf, sodass er mit einem Ohr beinahe die Schulter berührte.
    Kopf und Hände besaßen dieselben Proportionen wie der Rest seines Körpers, also war klar, dass er diese Statur nicht dadurch erworben hatte, dass er Gewichte stemmte. Sie war vielmehr in seinen Genen festgelegt.
    Leeson sagte: »Das ist Mr. Jaeger.«
    Jaegers Schatten fiel auf Victor, und er streckte ihm seine rechte Hand entgegen. Es war eine gewaltige Pranke. Jaegers Finger waren doppelt so dick wie Victors. Das Handgelenk breit und sehr kräftig. Dicke Muskelbündel wölbten sich über den gesamten Unterarm.
    »Du musst der Neue sein«, sagte Jaeger.
    Sein Akzent klang deutsch. Er war ungefähr vierzig Jahre alt. Seine Jeans waren mit Ölflecken übersät, und das weiße Unterhemd war dunkel vom Schweiß. Seine Arme, Schultern sowie die sichtbaren Stellen seines Brustkorbs und des Rückens waren stark behaart.
    »Ich bin Kooi«, erwiderte Victor. Er schüttelte ihm die Hand und behielt seine gleichmütige Miene bei, obwohl er die ungeheure Kraft seines Gegenübers deutlich spürte. Es konnte keine Zweifel geben, dass Jaeger, wenn er wollte, ihm die Hand brechen konnte, und zwar ohne sich besonders anzustrengen.
    »Aus Holland, stimmt’s?«, sagte Jaeger.
    Victor nickte.
    »Ich mag euren Käse.«
    »Den mache ich nicht.«
    Jaeger grinste und ließ Victors Hand los. Sie war rot.
    Einen Augenblick lang starrten sie einander tief in die Augen. Jaeger schätzte Victor ab und konnte diese Tatsache entweder nicht verbergen oder legte keinen Wert darauf. Victor tat es ihm gleich.
    Jaeger sagte zu Leeson: »Ich gehe dann mal wieder an die Arbeit«, und zu Victor: »Bis demnächst, Kooi aus Holland.«
    »Was ist denn da in der Scheune?«, wollte Victor wissen, nachdem Jaeger sich wieder durch die Tür gezwängt hatte.
    »Mein Phantom«, erwiderte Leeson. »Aber der Zutritt zur Scheune ist allen bis auf Mr. Jaeger und mir verboten. Ich möchte Sie bitten, das zu respektieren.«
    »Selbstverständlich.«
    Schweigend standen sie einen Augenblick lang da. Leeson deutete auf die roten Dachziegel und den Kirchturm des südlich gelegenen Dorfs.
    »Sehr hübscher Ort«, sagte er. »Jede Menge dicklicher Italiener, die geschäftig ihrem Tagwerk nachgehen, so, als hätte die Welt mit den allerersten Automobilen aufgehört, sich zu drehen.«
    »Es spricht doch nichts dagegen, ein ruhiges Leben zu führen.«
    »Da haben Sie vermutlich recht. Aber für Männer wie Sie und mich ist ruhig eben nicht alles, nicht wahr? Sonst würden wir jetzt nicht hier stehen.«
    »Eines Tages vielleicht.«
    »Wenn Sie alt und grau sind und die Annehmlichkeiten des nicht ganz so ruhigen Lebens Ihnen ein Bäuchlein beschert haben?«
    »So lautet der Plan.«
    »Falls Sie so lange am Leben bleiben, nicht wahr?«
    Victor nickte.
    Leeson tätschelte ihm den Arm, dann wandte er sich ab, legte den Kopf in den Nacken und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Victor drehte sich um und prägte sich besondere Kennzeichen des Bauernhauses, der umgebenden Landschaft sowie Winkel, Entfernungen und Sichtfelder ein. Das Dorf lag ungefähr fünf Kilometer entfernt, bergab, aber querfeldein, da er nicht auf der Straße laufen konnte. Das Risiko wäre zu groß gewesen. Zwanzig Minuten in gemächlichem Tempo, weil er nicht total verschwitzt und außer Atem im Dorf auftauchen konnte. Außerdem musste er anschließend wieder dreißig Minuten bergauf laufen. Wenn der Ort wirklich so malerisch war, wie Leeson behauptet hatte, dann gab es dort bestimmt auch ein Münztelefon. Er musste so

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