Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blood Target: Thriller (German Edition)

Blood Target: Thriller (German Edition)

Titel: Blood Target: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
Vom Netzwerk:
»Selbstverständlich steigen Sie zuerst aus«, sagte Leeson, und in seiner Stimme lag ein Hauch ungläubigen Staunens. »Wie wollen Sie mir sonst die Tür aufmachen?«
    Nachdem Leeson die Schlüssel eingesteckt hatte, machte Victor die Fahrertür auf und stieg aus. Die Luft war mild. Aus der Ferne waren Verkehrslärm und Musik zu hören. Während er die hintere Tür aufmachte, hielt er den Blick auf die Auffahrtrampe gerichtet.
    »Verraten Sie mir mal etwas«, sagte Leeson bei einem Blick auf den Treppenhauseingang. »Wozu eigentlich im Luxus reisen, wenn man anschließend weiter gehen muss als nötig?«
    »Beine zu haben ist ein Luxus.«
    Leeson nickte, als fände er diesen Einwand eines ernsthaften Gedankens wert, dann sagte er: »Haben Sie mittlerweile Appetit bekommen?«
    »Ich könnte durchaus etwas zu mir nehmen«, erwiderte Victor.
    »Wunderbar. Mögen Sie japanisches Essen?«
    »Wer nicht?«
    Leeson deutete Richtung Ausgang. »Dann werden Sie es genießen. Ich glaube, es ist das einzige in der Stadt. Die italienische Küche ist wirklich himmlisch, aber ein bisschen mehr Abwechslung könnte den Italienern auch nicht schaden. Ich empfehle das Katsu-Curry, vorausgesetzt, Sie haben einen feuerfesten Gaumen.«
    Victor ging ein kleines Stück voraus, wie es von Leeson erwartet wurde. Dabei behielt er die Tür permanent im Auge. Ab und zu warf er einen kurzen Blick auf die nebenstehenden Gebäude und stellte sich vor, wie Coughlin an einem Fenster oder auf einem Dach stand und durch sein Zielfernrohr starrte, so wie auf jenem verlassenen Fabrikgelände in Budapest.
    Drei Meter vor der Tür bedeutete er Leeson, stehen zu bleiben. Victor machte die Tür auf, warf einen Blick hinein, um sich zu versichern, dass dort keine unliebsamen Überraschungen lauerten, dann bat er Leeson hindurch.
    »Fahrstuhl oder Treppe?«, wollte Leeson wissen.
    »Immer Treppe.«
    »Um den Luxus unserer Beine zu genießen, stimmt’s?«
    »Um überhaupt in diesen Genuss zu kommen, muss man am Leben sein.«
    Leeson musterte ihn mit einem dünnen Lächeln, während er das Gehörte verdaute. »Ich muss schon sagen, Mr. Kooi, ich bin schwer beeindruckt vom Umfang Ihrer Vorsichtsmaßnahmen. Weder Mr. Dietrich noch Mr. Coughlin haben ein auch nur annähernd vergleichbares Gefahrenbewusstsein bewiesen.«
    »Und Jaeger?«
    Leeson blickte ihn an. »Ich könnte mir vorstellen, dass die Welt sich vor ihm in Acht nehmen muss. Und nicht anders herum.«
    »Kein Laut, während wir nach unten gehen«, sagte Victor und fügte, als Leeson verwirrt die Augenbrauen hochzog, hinzu: »Unsere Stimmen hallen im Treppenhaus nach. Dadurch kann jeder potenzielle Gegner uns besser lokalisieren als nur durch unsere Schritte. Und außerdem hören wir potenzielle Bedrohungen schlechter, wenn wir miteinander reden.«
    Er rechnete gar nicht mit einer Bedrohung. Er wollte aber auf dem Weg nach unten hören, ob auf einem der Parkdecks ein dickes Geländewagenauspuffrohr grummelte.
    »Es ist sehr entlastend, Sie an meiner Seite zu wissen, Mr. Kooi«, sagte Leeson und blickte auf seine Armbanduhr.
    Victor seinerseits hätte es als sehr entlastend empfunden zu wissen, wo Jaeger, Dietrich und Coughlin gerade waren und, noch wichtiger, was sie dort machten.
    »Fürchten Sie, dass wir zu spät kommen?«
    Der jüngere Mann hob den Blick und begegnete Victors. Er schüttelte den Kopf, als wäre eine Verspätung so ungefähr das Letzte, weswegen er sich Sorgen machen würde.
    Sie gingen die Treppe hinunter, Victor zuerst, einen halben Treppenabsatz hinter ihm Leeson. Ihre Schritte dröhnten auf den Betonstufen und hallten durch das Treppenhaus. Der Ausgang lag im Erdgeschoss, gleich neben den Parkhausautomaten. Er war hell erleuchtet, die Schatten nur als schwache Umrisse rund um die Autos und Säulen zu erkennen.
    »Wie weit ist es bis zu dem Restaurant?«, wollte Victor wissen.
    »Nicht weit«, entgegnete Leeson. »Höchstens zwei, drei Minuten.«
    Auf der Straße wandten sie sich nach links. Victor ging direkt neben Leeson her, wie ein gut ausgebildeter Leibwächter. Weiter vorn konnte er zwar Bedrohungen, die frontal auf sie zukamen, besser begegnen, war aber hilflos, falls Leeson von hinten angegriffen wurde. Und umgekehrt galt das Gleiche. Neben Leeson war der beste Kompromiss. Dann konnte er ihn, wenn nötig, auch zu Boden stoßen oder in Deckung befördern. Victor war kein Leibwächter, er wollte ihn nicht vor potenziellen Gefahren beschützen, aber er wollte, dass Leeson das

Weitere Kostenlose Bücher