Blümchen, Sex und Peitsche: Roman (German Edition)
30 Jahre? Was haben Sie in diesen 30 Jahren für Ihren Mann getan? Und damit meine ich jetzt nicht Kinder bekommen oder Kuchen gebacken. Es interessiert mich einfach.«
»Er wäre heute nicht da …«
»… wo er ist, wenn ich ihm nicht den Rücken freigehalten hätte? Oh bitte, das kann ich nicht mehr hören.« Imogen schüttelte sich. »Das ist doch nur der verzweifelte Versuch einer Frau, ihr Dasein zu rechtfertigen, wenn sie sonst nichts vorzuweisen hat. Schön schwammig formuliert, außerdem klingt es total dramatisch, wenn eine Frau mit brüchiger Stimme sagt: ›Ich habe alles für dich getan.‹ Oder?« Sie grinste Monika an. Die kniff die Lippen zusammen und dachte nach.
»Hahaha!«, fing Heiner an und fuhr sich durchs Resthaar. »Das haben Sie aber schön gesagt. Danke, danke, danke. Dafür gibt’s dann auch eine kostenlose Rechtsberatung. Sie haben nämlich voll ins Schwarze getroffen, hahaha! Antworte ihr, Monika, los, antworte ihr!«
Monika sagte immer noch nichts. Man sah die Gedanken förmlich hinter ihrer Stirn rotieren. »Ich hab mich eben um alles gekümmert.«
Heiner johlte auf. »Gekümmert? Um was bitte? Komm, sag mir eine Sache, um die du dich eigenständig gekümmert hast! Nur eine. Bitte! Tu mir den Gefallen!«
»Hört doch auf jetzt. Es gibt wirklich Wichtigeres.« Berti schüttelte den Kopf.
»Also, wenn ich da ein Wörtchen mitzureden habe, mich würde das schon interessieren«, sagte Herr Sternchen und setzte sich gespannt auf.
»Gemeckert hat sie«, sagte Heiner anstelle von Monika, die ihn böse anstarrte. »Der Mercedes hatte das falsche Blau und die Sitzheizung war zu heiß. Die Cartier-Uhr war zu schwer, die Handtasche von Was-weiß-ich zu unförmig und die Verkäuferinnen in allen möglichen Läden unfähig.«
»Das habe ich so nie gesagt«, verteidigte sich Monika giftig. »Nur manchmal.«
»Wenn manchmal zehnmal am Tag ist, gebe ich dir recht. Gib es doch zu, Monika, du warst und bist mit nichts zufrieden. Dabei hattest du alles. Ich hab mich krumm und buckelig gearbeitet mit der Kanzlei. Und du? Hast nur geklagt. Die ganze Arbeit mit unserer Tochter. Ach je, ach je.«
Nun fuhr Monika ihre Krallen aus. »Ich habe nicht geklagt, ich habe mich beschwert. Und zwar darüber, dass du nie zu Hause bist. Darüber, dass du dauernd fremdgehst und dich dabei auch noch so super dümmlich aufführst. Natürlich musstest du es mit der Sekretärin treiben. Und natürlich hast du die Puffrechnung in der Hosentasche vergessen. Nur zu Hause, da kriegst du dann keinen mehr hoch. Glaubst du wirklich, dass es eine Frau gibt, die so einen Mann noch ernst nehmen kann?«
Heiners Kopf war nun so rot, dass Elsa Angst hatte, er würde einen Schlaganfall bekommen. Monika und er standen sich gegenüber und blickten sich hasserfüllt an.
»Also, wenn ich helfen kann«, sagte Tizian. »Ich bin ja Paartherapeut.«
»Halten Sie sich da raus«, sagte Monika. »Ich brauche keinen Therapeuten. Ich brauche eine Axt.«
»Ihr habt bestimmt alle Mitleid mit meiner Frau.« Heiner keuchte und keiner antwortete. »Das arme Ding, nicht wahr. Fertiggemacht hat sie mich, und zwar dauernd. Ich hätte es im Bett nicht drauf, ich würde sie nicht befriedigen, ich hätte einen zu kleinen … einen zu kleinen …«
»Sagen Sie ruhig Schwanz«, sagte Tizian fürsorglich. »Das muss jetzt mal raus. Nehmen Sie kein Blatt vor den Mund. Wir alle haben Verständnis für Ihre Situation. Reden Sie, reden Sie. Das ist sehr wichtig. Schwanz. Schwanz. Sagen Sie Schwanz.«
Elsa verdrehte die Augen. Wahrscheinlich war Tizian so ein ganz Natürlicher, der auf Fleisch verzichtete, weil man da die Gefühle der geschlachteten Tiere mitaß. Und bestimmt empfahl er menstruierenden Frauen auch, Moos statt Tampons zu nutzen.
»Ich sage Schwanz«, sagte Monika. »Und ich sage auch: Mein Mann hat leider einen viel zu kleinen Schwanz. Ich weiß nicht, wie er seine Tochter gezeugt hat, ehrlich nicht. Vielleicht waren die Spermien so erschrocken darüber endlich draußen zu sein, dass sie so schnell wie möglich in die nächstbeste Höhle gerast sind. Und das war dann leider mein Unterleib.«
»Das ist böse«, sagte Berti. »Sehr böse, Monika.« Sein Kopf dröhnte.
»Mir egal. Es ist die Wahrheit.«
»Deswegen bin ich ja in den Puff gegangen«, erklärte Heiner, und niemand verstand so richtig, wie er das meinte.
»Wie meinst du das?«, fragte Berti schließlich.
»Weil sie mir immer erzählt hat, ich sei ein Versager.«
»Ist er
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