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Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition)

Titel: Blut: Ein Kay-Scarpetta-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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eines Morgens nach dem Hofgang selbst erdrosselt, indem sie sich ein Hosenbein um den Hals und das andere um die Knöchel gewickelt hat. Dann hat sie sich auf den Bauch gelegt. Das Gewicht ihrer Beine, die über die Bettkante hingen, hat genug Druck auf ihre Halsschlagader ausgeübt, um die Sauerstoffzufuhr zum Gehirn zu unterbrechen.«
    Wir folgen einem weiß gekachelten Flur, von dem Umkleideräume, Toiletten, verschiedene Lagerräume und der Autopsiesaal für verwesende Leichen mit seinem einsamen Tisch und einer Kühl-Gefrier-Kombination abgehen. Colin erklärt weiter, es handle sich um eine ungewöhnlich kreative und buchstäblich todsichere Selbstmordmethode. Nachdem er mir jede Einzelheit geschildert hat, an die er sich noch erinnert, berichtet er von einem weiteren Fall, Rea Abernathy, die erst im letzten Jahr mit dem Kopf in der Toilettenschüssel aufgefunden wurde. Todesursache Ersticken.
    »Sie wies kein Einschnürmal auf, doch das war zu erwarten, da sie sich ja angeblich mit einem breiten und verhältnismäßig weichen Stück Stoff stranguliert hat«, erläutert Colin den Fall Shania Plames. »Innere Verletzungen im Halsbereich fehlten ebenso, was bei einem Selbstmord durch teilweises Erhängen oder Erdrosseln durch das Einnehmen einer bestimmten Körperhaltung nicht selten vorkommt. Auch bei Rea Abernathy konnte ich keine Verletzungen oder andere Hinweise feststellen, die mir weitergeholfen hätten.«
    Wie bei Barrie Lou Rivers basierten seine Befunde hauptsächlich auf der Vorgeschichte und entstanden nach dem Ausschlussverfahren.
    »Nicht unbedingt die Art und Weise, wie ich forensische Medizin praktizieren will«, fügt Colin mit finsterer Miene hinzu, als wir ein Vorzimmer betreten, das mit tiefen Waschbecken aus Stahl, roten Tonnen für kontaminierte Abfälle, Wäschekörben und Regalen voller Einweg-Schutzkleidung ausgestattet ist. »Verdammt frustrierend.«
    »Warum war Rea Abernathy im Gefängnis?«, erkundige ich mich.
    »Sie hat jemanden damit beauftragt, ihren Mann im Swimmingpool zu ertränken. Es sollte wie ein Unfall aussehen, tat es aber nicht. Er hatte nämlich eine riesige Beule am Hinterkopf, ein großes intrakraniales Hämatom, und war bereits tot, als er ins Wasser gefallen ist. Außerdem hatte sie eine Affäre mit dem Mann, den sie dafür bezahlt hat.«
    »Und was ist mit ihr? Sie ist doch sicher nicht in der Toilette ertrunken?«
    »Das wäre nicht möglich gewesen. Gefängnistoiletten sind flach und länglich. Wie alles in den Zellen sind die Toiletten selbstmordsicher konstruiert. Man müsste sein Gesicht schon ganz tief hineinhalten, um zu ertrinken oder zu ersticken. Und das geht eigentlich nur, wenn einen jemand gewaltsam hinunterdrückt. Dafür gab es jedoch keine Hinweise, keine Verletzungen, wie ich bereits sagte. Es hieß, ihr sei übel gewesen und sie sei an Erbrochenem erstickt. Vielleicht habe sie ja auch absichtlich versucht, sich zu übergeben. Man deutete an, sie könnte an einer Essstörung gelitten haben. Womöglich habe sie auch das Bewusstsein verloren oder Herzrhythmusstörungen bekommen.«
    »Immer ausgehend davon, dass sie noch gelebt hat, als sie in der Toilettenschüssel landete.«
    »Von etwas auszugehen, entspricht eigentlich nicht meiner beruflichen Vorgehensweise«, erwidert Colin bedrückt. »Aber ich hatte nichts in der Hand. Die toxikologische Untersuchung war ohne Befund. Wieder eine Diagnose nach dem Ausschlussverfahren.«
    »Dazu das Symbolhafte«, ergänze ich. »Ihr Mann ist angeblich ertrunken, und sie endet mit dem Kopf in der Toilettenschüssel, was zumindest für einen Laien auf den ersten Blick auch wie ein Tod durch Ertrinken aussieht. Shania Plames hängt erst ihre Kinder auf und dann sich selbst.« Ich erinnere mich an Tara Grimms Worte, einem Kind oder einem Tier Schaden zuzufügen, sei unverzeihlich. Das Leben sei ein Geschenk, das einem gegeben und wieder genommen werden könne. »Barrie Lou Rivers vergiftet andere Menschen mit Thunfischsandwiches und bekommt eines als Henkersmahlzeit serviert«, füge ich hinzu.
    Wir ziehen Ärmelschoner, flüssigkeitsabweisende Schürzen, Überschuhe, Chirurgenhauben und Masken an.
    »Ich fand es früher besser, als man sich nicht mit den vielen Klamotten abplagen musste«, schimpft Colin.
    »Nicht dass es nicht nötig gewesen wäre.« Ich bedecke Nase und Mund mit einer Chirurgenmaske. »Wir wussten es einfach nicht besser.« Ich setze eine Schutzbrille auf.
    »Heutzutage muss man vorsichtiger sein,

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