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Blut klebt am Karlspreis

Blut klebt am Karlspreis

Titel: Blut klebt am Karlspreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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dürfte.“
    So weit war es zwar noch nicht, weil ich längst noch kein Rechtsanwalt war, aber ich wusste, was der Kommissar meinte. „Wir haben also nie miteinander gesprochen?“
     
     
    Böhnke lächelte kurz. „Unser Gespräch lässt sich nicht verheimlichen“, entgegnete er mit einem Rundblick durch die gut gefüllte Gaststätte. „Nur über den Inhalt des Gesprächs haben wir selbstverständlich nie gesprochen.“
    „Selbstverständlich“, bestätigte ich. Ich schob sofort die zwingende Frage nach: „Hat unser Treffen etwas mit heute Nachmittag zu tun?“
    Böhnke schien froh, dass ich das Thema anschnitt. „In der Tat, Herr Grundler.“ Er nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Bierglas. „Ich fange am besten mit dem Ergebnis an“, sagte er. „Der Drohbrief, den Sie mir als Kopie gegeben haben, ist offensichtlich auf demselben Papier und mit demselben Drucker hergestellt worden wie ein Schreiben, dass bei dem toten, vermeintlichen Fußballfan in Kerkrade gefunden wurde. Ich vermute, dass beide Schreiben auf einem Computer verfasst wurden.“
     
     
    Ich stutzte. Braute sich da etwas zusammen, von dem ich bisher nichts geahnt hatte? War der AZ-Reporter doch besser im Bilde, als ich es ihm zutraute? Nachdenklich rieb ich an meinem linken Ohrläppchen. „Den Computer haben Sie aber noch nicht gefunden?“
    „Der Computer befand sich nicht in der Wohnung des Niederländers“, bestätigte der Kommissar. Er wirkte auskunftsfreudig, was ich ausnutzen wollte.
    „Was steht denn in dem Schreiben aus Kerkrade?“ Ich war gespannt, wie viel der Schreiberling tatsächlich gewusst hatte und was seiner Phantasie entsprungen war.
    „Das Schreiben ist etwas wirr formuliert“, antwortete Böhnke, „in Deutsch geschrieben, stammt offenkundig von einem Sympathisanten oder Mitglied der Neonazis und lässt sich dahingehend interpretieren, als sei ein Attentat im Zusammenhang mit der Karlspreisverleihung geplant.“
    ,Also doch’, dachte ich mir. Endlich hatte der Kommissar die Katze aus dem Sack gelassen.
    „Ich hätte es Ihnen nicht gesagt, wenn es nicht die auffälligen Parallelitäten zu dem Drohbrief gegeben hätte, Herr Grundler“, betonte Böhnke. „Aber anscheinend besteht tatsächlich ein Zusammenhang zwischen diesem rechtsradikalen Schwachsinn und dem Brief an die Studenten.“ Er sah mich ernst an. „Sie haben mich heute in meinem Büro verdammt auf dem falschen Fuß erwischt, als Sie von eventuellen Attentaten sprachen. Wieso sind Sie überhaupt darauf gekommen?“
     
     
    Ich lächelte ihn verlegen an. „Ach, nur so“, wiegelte ich ab, „das war aus dem Bauch heraus gefragt.“ Schnell wechselte ich das Thema. „Wie ernst sind die Briefe zu bewerten?“
    „Ich weiß es nicht. Ich hoffe, dass es bei diesen verbalen Attacken bleibt, zumindest habe ich noch keine Anhaltspunkte auf Taten bekommen“, antwortete Böhnke. „Aber Sie sehen hier schon eine andere Dimension als bei früheren Attentatsdrohungen, eben wegen der Parallelitäten?“
    Böhnke zögertemit seiner Antwort. „Ich kann sicherlich nicht leichtfertig mit dieser Angelegenheit umgehen. Eine konzentrierte Beobachtung der Lage ist gewiss angebracht“, sagte er floskelhaft. „Aber ich will auch nicht gleich in einen übertriebenen Aktionismus verfallen.“
    „Mit anderen Worten: Sie hoffen, dass sich die heikle Geschichte in Wohlgefallen auflöst?“, fragte ich provokant. „Das wäre mir sicherlich am liebsten, aber ich werde bestimmt nicht den Kopf in den Sand stecken.“ Böhnke leerte das Bierglas und orderte ein neues Getränk. Er kramte in seiner Hosentasche und gab mir ein zusammengefaltetes Blatt Papier. „Das haben Sie nie von mir bekommen und ich bitte Sie eindringlich, niemandem dieses Papier zu zeigen, Herr Grundler.“
    Aufgeregt überflog ich das eng beschriebene Blatt, dessen Gestaltung und Schrifttypen auf den ersten Blick tatsächlich mit denen des Drohbriefes übereinstimmten. Das konnte zwar Zufall sein, musste aber nicht. Dagegen sprach vor allem, dass beide Schreiben schon nach den bescheuerten Regeln der Rechtschreibreform verfasst waren, an die wir uns in der Kanzlei und inzwischen auch schon bei vielen Behörden hielten. Den Inhalt des Blattes verstand ich nicht auf Anhieb, das war konfuses Zeug. Verschachtelte Sätze, die zum Teil nicht schlüssig beendet wurden, enthielten platte Parolen. Ständig wurde zu irgendeinem Kampf aufgerufen, der Höhepunkt aller Aktionen werde der Karlspreis sein. Ich

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