Blut Licht
schien ernsthaft zu überlegen und meinte schließlich nur: „Veränderungen, Faye.“ „Veränderungen“, echote ich zynisch. „Aber sicher. Lass mich raten: Du findest sie zum Kotzen.“
„Teils ja, teils nein“, gab er freimütig zu und lächelte sogar ein wenig. „Mein komplettes System stellt sich um, Faye. Ich schwitze, ich friere, ich habe sogar Hunger, mein Magen knurrt und ich vertrage außerdem Kaffee. Frag mich nicht, wohin das führt, denn ich habe nicht die geringste Ahnung. Ich bemerke nur, dass ich mehr und mehr auf die Einnahme von Blut außergewöhnlich unappetitlich reagiere.“ Das hatte ich freilich mitbekommen. Ich kratzte mich nachdenklich am Kopf. Seine Erklärung klang einleuchtend, zumal diese mit meinen eigenen Beobachtungen übereinstimmte. Eine Tatsache, die mich im Augenblick jedoch ein wenig ratlos werden ließ.
„Mach dich deswegen nicht verrückt, Faye. Es geht mir gut. Wirklich“, schlug Darian erneut die beruhigende Variante ein. Obendrein eroberte sein Arm abermals meine Taille und er schob mich mit sanfter Gewalt zurück zur Beifahrertür. „Komm schon. Es ist vorüber. Ich bin okay.“
Ihn streifte mein zweifelnder Blick. Ein Arztbesuch kam wohl eher nicht infrage. „Ganz sicher?“
Er nickte zuversichtlich. „Ganz sicher.“
Ich entschied, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Zumindest vorerst. Daher beobachtete ich schweigend meinen Mann, wie er in den Wagen stieg, ihn startete und rückwärts aus der Parklücke fuhr. Während der Fahrt vom Parkdeck und der Eingliederung in den fließenden Verkehr blieb mein argwöhnischer Blick weiterhin an ihm haften.
Wortlos ließ er meine Musterungen über sich ergehen. Doch plötzlich fuhr er rechts an den Straßenrand, drehte sich zu mir und zog erbost die Brauen zusammen. „Soll das jetzt die gesamte Zeit über so gehen, oder bist du irgendwann bereit, den Vorfall als simple Bagatelle zu betrachten und ihn abzuhaken?“
„Ich wage zu bezweifeln, dass
„Hör auf, Faye. Bitte hör auf damit“, schnitt er mir harsch das Wort ab. Dann atmete er tief durch, legte mir versöhnlich seine Hand an die Wange und sah mich eindringlich an. „Ich weiß deine Sorge durchaus zu schätzen. Liebes. Vermutlich würde ich ebenso reagieren, wäre es umgekehrt. Trotzdem bitte ich dich, mir zu vertrauen. Du musst mich trotzdem nicht überwachen, als würdest du jede Sekunde einen weiteren Anfall erwarten. Es ist mein Körper, es sind meine Veränderungen. Ich weiß, wie ich damit umgehen muss.“ Er holte abermals tief Luft und blickte mich dann bittend an. „Faye, bitte. Das Ganze macht mir weiß Gott schon genug zu schaffen und ich möchte mir deswegen keine zusätzlichen Gedanken um deine Befindlichkeiten machen müssen. Ich habe es wirklich im Griff.“
Zwar lagen mir weitere Gegenargumente auf der Zunge, doch ich schluckte sie tapfer hinunter. Mir gelang sogar ein winziges Nicken. Was sollte ich auch anderes tun, wenn ich einen weiteren Streit vermeiden wollte? Außerdem sah ich meinem Mann an, dass er weit entfernt von perfekter Gesundheit war. Mehr Stress erschien mir derweil eher destruktiv.
Noch immer glänzten winzige Schweißtropfen auf seiner Stirn, die er ständig mit einem Ärmel abtupfte. Auch wirkten seine Lippen weniger rosig als sonst, irgendwie blutleer, was zwangsläufig mit dem Eisenmangel aufgrund seines Erbrechens zusammenhing. Ebenso schimmerte seine Haut in einem für ihn unnatürlich silbrig weißen Farbton. Gleichzeitig machte mich die ungewohnt helle Farbnuance seiner Augen stutzig. Vormals blaugrau und strahlend wirkten sie nun matt wie hellgrauer, flüchtiger Rauch. Bei seinem so ungewöhnlich schlechten Zustand sollte ich mich beruhigt zurücklehnen und Vertrauen heucheln? Das war verflucht viel verlangt... und dennoch tat ich es.
An seinem Blick konnte ich ablesen, dass er es mir nicht abnahm. Natürlich nicht, denn ich nahm es mir selbst nicht ab. Dennoch ließ er es dabei bewenden. Er lächelte matt und küsste mir flüchtig die Stirn. Dann setzte er vorbildlich den Blinker, fuhr an und fädelte in den fließenden Verkehr ein.
.Kapitel einunddreißig
D arian legte einen Abstecher zum Krankenhaus ein, und ich war mehr als froh, dass er sich auf der Fahrt dorthin vollständig erholt hatte. Die bedenkliche Blässe war verschwunden und er wirkte wieder fit und gesund. Nicht auszudenken, wie das Krankenhauspersonal reagiert hätte, wäre er da leichenblass und kränklich angekommen. Vermutlich
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