Blut muss fließen
oben gesteuerten kommerziellen Scheiß.«
Gut informierte Metaller konfrontierten ihn mit seinem politischen Sündenregister. Zum Beispiel damit, dass »Kategorie C« am 21. Oktober 2006 bei einer Solidaritätsveranstaltung der NPD unter dem Motto »Freiheit für Lunikoff« in Berlin aufgetreten war, wo »Landser«-Sänger Michael »Lunikoff« Regener gerade im Knast saß. Die Hooligan-Kapelle hatte dafür sogar ihren Song Ha ho he – Kategorie C umgetextet, wie auf einem Szenevideo festgehalten ist: »Ha ho he – Luni ist okay.« Dieser Einsatz bei der NPD-Aktion gipfelte darin, dass Hannes Ostendorf im selben Lied die Legende von der unpolitischen Band fortschrieb: »Denn Fußball ist Fußball – Politik bleibt Politik. Nur der Bessere gewinnt.« Verbunden mit dem Hinweis, der wie eine Drohung klang: »Wenn die Schlacht beginnt, weißt du, wer wir sind.«
Die Reaktion von »Hannes O.« im Metaller-Forum: »Berlin war vor zwei Jahren.« So nach dem Motto: Lange ist’s her. Und die Neonazi-Band »Nahkampf«, als deren Sänger er galt, habe sich schon »vor | 231 | 7 Jahren aufgelöst«. Und was es mit dem Song Deutschland dein Trikot auf sich hatte? Darin hieß es: »Deutschland, dein Trikot, das ist schwarz und weiß, doch leider auch die Farbe deiner Spieler. In München, Rom und Bern, da gab’s nur echte Deutsche, solche Jungs, und diese Siege hätten wir gerne wieder. Deutschland ist der Schlachtruf, für Deutschland stehen wir alle ein. Doch Deutschland ist nicht BRD.« Hannes teilte im Metaller-Forum mit, es habe sich dabei nur um »eine Probenraumaufnahme« gehandelt, die »ohne unsere Zustimmung« auf einen »rechten Sampler gepresst« worden sei.
Darauf reagierte der Nationale Sozialist, rechte Liedermacher und Musikproduzent – so seine Selbstbeschreibung – Michael Müller auf dem Informationsportal »Widerstand« im Internet: »Fans und mindestens ein Mitglied von KC (Hannes) – vielleicht mehrere sogar in Personalunion – haben gehörige Distanzierungsarbeit und Anbiederungsversuche unternommen, die mir die Galle hochkommen lassen.« Es sei »eine himmelhochschreiende Frechheit«, den Machern des Fußball-Samplers vorzuwerfen, sie hätten das Lied Deutschland dein Trikot ohne Zustimmung von »Kategorie C« missbraucht, und es habe sich nur um eine Probenraumaufnahme gehandelt. »Ich weiß, wann und wo das Lied aufgenommen wurde, da ich persönlich wirkend dabei war«, schrieb Müller und erzählte noch eine Anekdote: »Hannes war sehr wohl glühender Nationalist. Ich stand mit ihm auch zusammen auf der Bühne anlässlich des ›Freiheit-für-Lunikoff‹-Konzertes, welches er nun als Fehler bewertet. Wie dem auch sei, ich glaube ihm den Absprung von unserer ›Szene‹, wenngleich dies entweder ein radikales Umdenken oder eine verlogene bisherige Einstellung voraussetzt.«
Wohingegen »Hannes O.« im Forum des Metal Hammer betonte: »»Hungrige Wölfe‹ (›Kategorie C‹) war keine Nazi-Band, ist keine Nazi-Band und wird auch keine sogenannte Nazi-Band sein!« Idee und Selbstverständnis der Band seien »absolut politisch neutral«. Und: »Wir dulden keine politischen oder volksverhetzenden Abzeichen oder Aufdrucke oder sonst irgendeine politische Propaganda auf unseren Konzerten. Leute, die rechte oder linke Parolen schreien, werden des Konzertes verwiesen. Ihr habt auf unseren Konzerten nichts zu suchen!!!« | 232 |
Der Verfassungsschutz in Bremen, wo die Gruppe verortet ist, schien derlei Behauptungen zu glauben. Im Jahresbericht 2007, herausgekommen im Juni 2008, wurde »Kategorie C« nicht einmal erwähnt. Aufgefallen ist dem Inlandsgeheimdienst aber Folgendes: »Die Kontakte zwischen Bremer Neonazis und Skinheads zu Teilen der gewaltbereiten Bremer Hooliganszene verfestigten sich im Verlaufe des Jahres. [.] Die Neonazi- und Skinhead-Szenen entwickeln sich zunehmend zu einer ›Mischszene‹. Zusammen mit Skinheads und Hooligans traten Bremer Neonazis bei gezielten Übergriffen gegen Aktivisten aus dem antifaschistischen Spektrum in Erscheinung.« Demnach war es hier zu einer Verbrüderung gegen politische Gegner der Nazis gekommen, wie sie bereits die sächsischen Szenebeobachter befürchtet hatten.
Im Bremer Verfassungsschutzbericht 2008 kam »Kategorie C« dann immerhin vor, aber nicht als rechtsextremistische Gruppe: »Neben den drei rechtsextremistischen Skinhead-Bands gibt es im Bremer Raum die überregional bekannte Hooligan-Band Kategorie C (KC) – Hungrige
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