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Blut und rote Seide

Blut und rote Seide

Titel: Blut und rote Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu Xiaolong
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hübsch und talentiert, einige haben sogar einen Magister- oder Diplomabschluß. Sie verstehen sich auf die Kunst der Unterhaltung.«
    »Also gut, zeigen Sie mir den Weg«, sagte er in Shanghaier Dialekt. Er konnte dort vielleicht Dinge erfahren, die ihm Weiße Wolke nicht anvertraute.
    Der Eingang des Nachtclubs war von einigen kräftigen Männern flankiert, die Chen gähnend, aber mißtrauisch beäugten; offenbar unterschied er sich von der üblichen Kundschaft.
    Die Frau brachte ihn in einen Raum im ersten Stock. Kaum hatte er auf dem schwarzen Ledersofa Platz genommen, als auch schon eine Schar Mädchen in Slips oder Bikinis ihn umschwärmte. Ihre nackten Schultern und Schenkel schimmerten wie ein Paravent aus Frauenkörpern.
    »Suchen Sie sich eine aus«, forderte ihn die Frau mit breitem Grinsen auf.
    Er nickte einem Mädchen in schwarzem Minislip zu, die ihn mit Mandelaugen und Kirschmund anlächelte. Sie war Mitte Zwanzig, und damit etwas älter als die anderen. Sie ließ sich neben ihm aufs Sofa gleiten und legte den Kopf so zutraulich auf seine Schulter, als kennten sie sich seit Jahren.
    Nachdem die anderen Mädchen verschwunden waren, kam ein Kellner und stellte eine Obstplatte auf den Couchtisch, daneben legte er die Speisenkarte. Chen hielt sich nicht lange damit auf, sondern bestellte für sich einen Tee und Fruchtsaft für das Mädchen. So ein Saft konnte nicht die Welt kosten; er hatte gehört, daß diese Mädchen die Rechnung in schwindelnde Höhen trieben, indem sie den teuersten Wein auf der Karte bestellten.
    »Ich bin ziemlich erschöpft. Unterhalten wir uns doch einfach.«
    »Gern. Worüber Sie möchten – das Spiel von Wolken und Regen, Pfirsichblütengelächter im Frühlingswind oder Gucklöcher bohren, um Blicke zu erhaschen. Sie kennen die Welt. Ich heiße übrigens Grüne Jade.«
    Wolken und Regen – schon wieder begegnete ihm diese Metapher für Geschlechtsverkehr, der häufig in den alten Liebesgeschichten vorkam – oder das »Gucklöcher bohren, um Blicke zu erhaschen« – jener Euphemismus aus dem Buch Menzius . Klug wie sie war, wäre sie – wie in Liu Guos Gedicht – in der Lage, die Träne des Helden mit dem roten Taschentuch zu trocknen, das sie aus dem Ärmel ihres grünen Kleides zöge.
    Nur mit dem Unterschied, daß sie nichts weiter trug als einen schwarzen Slip. Sie schlüpfte aus den hochhackigen Schuhen, zog die Beine an und kuschelte sich in die Sofaecke.
    »Bitte erzählen Sie mir etwas über Ihre Arbeit hier«, bat er.
    »Wie Sie möchten, mein Herr«, entgegnete sie und trank einen Schluck von ihrem Saft. »Das ist kein leicht verdientes Geld, wie manche meinen. Natürlich bekomme ich von großzügigen Kunden wie Ihnen ein Trinkgeld von zwei- bis dreihundert Yuan. Wenn’s gut läuft, habe ich zwei Kunden pro Abend. Doch bei der Konkurrenz so vieler Mädchen geht man oft tagelang leer aus. Der Club zahlt mir nicht einen Yuan. Im Gegenteil, ich muß hier noch eine ›Tischgebühr‹ abführen.«
    »Aber wieso? Das leuchtet mir nicht ein, wo Sie doch für den Club arbeiten.«
    »Der Besitzer behauptet, er müsse für Miete und Management aufkommen und außerdem Schutzgelder zahlen, an die Triaden und an die Polizei.«
    »Und wie steht es mit Dienstleistungen, die über das Karaoke-Singen hinausgehen?«
    »Kommt drauf an, was Sie wollen, wo und wann. Da müssen Sie schon konkreter werden«, sagte sie. »Aber zuerst möchte ich für Sie singen.«
    Vielleicht waren ihr seine Fragen unangenehm. Sie mußte ein, zwei Lieder abliefern, um sich ihr Trinkgeld zu verdienen. Ihre Wahl überraschte ihn – Su Dongpos Nacht des Mittherbstfests nach der Melodie Shuidiao getou . Sie begann zu singen und tanzte dazu; ihre nackten Füße schwebten wie Lotosblüten über den roten Teppich. Die zweite Strophe des Liedes lautete:
     
    Er dreht sich zum roten Pavillon, der Mond,
    lugt durch den Zierat der Fenster
    und scheint auf die Schlaflosen.
    Teilnahme erwarten wir nicht, nur warum
    ist immer er voll, wenn die Trennung schmerzt?
    Der Mensch kennt Trauer, Freude, Trennung, Wiedersehen,
    der Mond durchläuft die vorbestimmten Phasen:
    Von jeher sind die Dinge unvollkommen!
    So wünsch ich uns, lange zu leben, über die Weiten
    vereint uns der Anblick des Himmelslichts.
     
    Plötzlich erschien Madam wie eine Erscheinung von einem fernen Planeten. »Was für ein wunderbares Mädchen! Sie hatte nämlich Ballettunterricht. So wünsch ich uns, lange zu leben, über die Weiten vereint uns

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