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Blut Von Deinem Blute

Titel: Blut Von Deinem Blute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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einem Mal uralt. Uralt und verbraucht.
    »Es hat mit dieser Frau zu tun, von der alle reden, nicht wahr?« In Lynns Katzenaugen glomm kaum verhohlene Neugier. »Laura Bradley?«
    »Nein«, antwortete er, ohne sicher zu sein.
    »Man erzählt sich, du hättest was mit ihr gehabt, damals.« Sie zögerte, aber nur kurz. Dann setzte sie mit jugendlicherUnbekümmertheit hinzu: »Kurz bevor sie ihren Vater kaltgemacht haben.«
    Ryan fragte sich, ob ihr bewusst war, wie grausam sie klang. »Wer sagt das?«, fragte er, bemüht, ruhig zu bleiben.
    Sie zuckte ihre wohlgeformten Schultern. »Alle.«
    »Aha.« Er stand auf, um seine Hose zu holen, die im Eifer des Gefechts auf dem Teppich neben dem Frisiertisch gelandet war.
    »Sie sieht verdammt gut aus«, stellte Lynn hinter ihm ohne jede Eifersucht fest.
    »Ja«, räumte er ein, indem er sich schwer auf die Bettkante fallen ließ, wobei er bewusst die andere Seite wählte. »Das tut sie wohl.«
    »Und?«
    »Was und?«
    »Hattet ihr was miteinander?« Sie rutschte über die zerwühlten Laken auf seine Seite herüber und drückte ihren erschreckend jungen Körper gegen seinen Rücken.
    Er ließ es geschehen, auch wenn ihm eigentlich eher danach war, sie wegzuschubsen.
    »Nun komm schon.« Ihre Stimme hatte jetzt einen klein-mädchenhaft-schmeichelnden Ton. Etwas, das er hasste wie die Pest. »Mit mir kannst du doch ganz offen reden.«
    »Ich will aber nicht.«
    »Ryan ...«
    Er drehte den Kopf und sah ihr ins Gesicht. Idiotischerweise musste er dabei wieder an Ginny denken. An die Szenen, die sie ihm gemacht hatte, früher, zu Beginn ihrer Ehe. An ihren Blick, wenn er sich wieder einmal nicht an eine Verabredung gehalten hatte oder irgendwann spätnachts erschöpft und mit einem angenehm leeren Gefühlim Kopf von einem T ê te-à-t ê te nach Hause gekommen war.
    »Erzähl doch mal«, startete seine junge Geliebte derweil einen neuen Versuch, ihn zum Reden zu bringen. »Wie ist sie so?«
    »Wer?«, fragte er verwirrt, bis ihm einfiel, dass sie nicht wissen konnte, an wen er gedacht hatte.
    »Laura Bradley.« Lynn verdrehte die Augen. »Ich meine, bei so einer Familiengeschichte würde es mich nicht wundern, wenn sie einen totalen Knall hätte. Aber so sieht sie eigentlich nicht aus.« Sie schob die Unterlippe vor, die voll und wohl geformt war. »Sie wirkt eher wie eine von diesen Karriere-Tussen, die sich ihren Spaß nehmen, wann immer sie ihn kriegen können, und sich ansonsten hauptsächlich um ihren Job scheren.« Sie hielt inne und musterte ihn von der Seite, als wolle sie sehen, ob ihn ihre Analyse überzeugte. »Hat sie sich sehr verändert seit damals?«
    Ryan sah zur Tür. Dann auf seine Armbanduhr. »Wir sind uns noch nicht begegnet«, antwortete er ausweichend. »Und jetzt muss ich los, sonst ...«
    »Okay, verstehe schon«, fiel Lynn ihm ins Wort. Und noch immer klang sie wie ein kokettierendes Kind. »Du willst nicht darüber reden. Aber dir ist schon klar, dass man sich das eine oder andere über euch erzählt, oder?«
    Er fuhr herum. »Und was, Herrgott noch mal, erzählt man sich?«
    Die Heftigkeit seiner Reaktion ließ sie unwillkürlich ein Stück zurückweichen. »Hey«, murrte sie, »komm wieder runter, okay? Das ist doch kein Grund, gleich so aus der Haut zu fahren.«
    »Ich fahre nicht aus der Haut.« Auch jetzt war sein Tonviel zu scharf, ganz klar. Aber er hatte keine Ahnung, wie er das ändern sollte. »Ich habe es nur satt, mich über irgendein blödes Gerede aufzuregen.«
    »Dann tu's auch nicht.« Sie lachte. Die Arroganz der Jugend. »Es ist doch am Ende sowieso egal, was andere denken.«
    »Da hast du mal recht.« Ryan schenkte ihr ein ironisches Lächeln und zog seinen Gürtel zu. Seine Beine fühlten sich an, als seien sie mit Blei gefüllt. »Okay«, sagte er, indem er sich vom Bett hochstemmte, »dann also bis später.«
    »Warte!« Sie kam wieder näher und schlang ihm von hinten beide Arme um den Hals. Dann begann sie, langsam und genüsslich seinen Nacken zu küssen.
    Ryan hatte augenblicklich das Gefühl, nicht genügend Luft zu bekommen. »Was denn noch?«, fragte er gereizt.
    Sie verstand sofort und ließ ihn los. »Nichts Neues«, entgegnete sie schnippisch. »Ich bin nur heute früh schon wieder mit Mia aneinander geraten.«
    Ist das mein Problem?, dachte Ryan. Laut sagte er: »Tut mir leid.«
    »Was soll das heißen, es tut dir leid?«, fauchte Lynn, die seine Zurückweisung sehr wohl übel genommen hatte. »Davon habe ich

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