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Blutbeichte

Blutbeichte

Titel: Blutbeichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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schwiegen, während ihre Blicke zwischen dem Brief und den Fotos, die noch immer auf Joes Schreibtisch lagen, hin und her wanderten.
    Schließlich meldete Bobby sich wieder zu Wort. »Wir hatten da mal diesen Fall, bei dem es um einen Burschen ging, der Studentinnen an der Columbia University überfallen und ausgeraubt hat. Hat einer von euch davon gehört? Jedenfalls haben wir damals Kontakt zur Presse hergestellt und denen ein paar Einzelheiten gesteckt. Ungefähr eine Woche später hatten wir den Täter.«
    »Nein«, sagte Joe. »Das werde ich nicht tun. Wir wissen nicht genug über …«
    »Weißt du, über welchen Fall ich spreche?«
    »Ja, aber das spielt keine Rolle.«
    »Was soll das heißen, es spielt keine Rolle?«, fragte Bobby.
    Joe blickte ihn an. »Wie weit waren deine Ermittlungen vorangeschritten? Ganz ehrlich? Den Kontakt zur Presse hast du nach wie vielen Überfällen hergestellt? Neun? Zehn? Oder noch mehr? Und du hast eine Menge über den Täter gewusst. Was haben wir? Wir stehen ganz am Anfang einer Mordermittlung , haben keine Zeugen, keine brauchbaren Beschreibungen, keinen Verdächtigen und nichts Vorhersehbares.«
    »Ich glaube trotzdem, er könnte …«
    »Nein«, unterbrach Joe ihn. »Das mache ich nicht.«
    Das Cardino’s in der Broome Street war ein kleines, lautes Lokal. Anna hatte sich einen Eckplatz ausgesucht. Sie trug eine Jeans, ein schwarzes, schulterfreies Top und abgetragene schwarze Stiefeletten. Ihr Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und an ihren Ohren baumelten silberne Ohrringe.
    Joe lachte, als er auf sie zuging. Sie kicherte und küsste ihn auf den Mund. Er sah an ihren Augen, dass sie vermutlich schon zwei Gläser Wein getrunken hatte.
    »Sind das nicht die Sachen, die du damals getragen hast?«, fragte er.
    »Fast. Die Jeans und die Stiefeletten, ja. Aber ich glaube, das hier geht jetzt wirklich nicht mehr.« Anna nahm die Spange aus dem Haar und zog die Clips von den Ohren.
    Joe schaute sich in dem Lokal um. »Die Mädchen hier sehen irgendwie alle gleich aus.«
    »Ja, sie sind alle um die zwanzig und alle ähnlich gekleidet. Man macht jede Mode nur einmal mit.« Anna seufzte. »Wenn sich ein Trend wiederholt, ist man stets zu alt dafür.«
    »Heißt das, ich kann nie mehr knallenge Jeans tragen?«, fragte Joe.
    Anna kicherte. »Die konntest du schon damals nicht tragen.«
    »Ich glaube, ich hole uns lieber was zu trinken. Möchtest du aus Nostalgie ein Coors-Bier?«
    »Du weißt, was damals in der Nacht geschehen ist, als ich zu viel von diesem Bier getrunken hatte.«
    »Ja, eben.«
    »Sauvignon Blanc, bitte.«
    »Spielverderberin.«

11
    »Shaun?« Anna klopfte leise an die Schlafzimmertür und drückte sie langsam auf. Die Bettdecke war zusammengeschoben und verbarg Shauns Gesicht – und das des Mädchens, das neben ihm lag, wie Anna vermutete, als sie zwei Riemchensandalen auf dem Boden stehen sah.
    Sie ging rückwärts aus dem Zimmer, schloss leise die Tür hinter sich, drehte sich um und prallte beinahe mit Joe zusammen.
    »Was ist?«, fragte er.
    »Pssst! Sei leise. Tara ist in Shauns Zimmer. So ein kleines Luder!«, zischte Anna.
    »Tatsache?«
    »Ja! Sie liegt bei ihm im Bett!«
    »Nun ja«, sagte Joe, »ich hab auch nicht damit gerechnet, dass sie auf dem Boden liegt.«
    »Und wie es da nach Bier stinkt!«
    »Mach bloß nichts Verrücktes, sonst kriegen die zwei Turteltauben noch einen Schock fürs Leben«, sagte Joe. »Warten wir ab, wie die beiden damit umgehen. Ich kann jetzt keinen Stress gebrauchen, ich habe morgen meinen Zahnarzttermin, falls du’s vergessen hast.«
    Anna spähte zur Tür.
    »Nein, lass sie«, sagte Joe. »Komm, wir gehen ins Bett. Ich sorg schon dafür, dass du dich entspannst.«
    »Versprochen?«
    »Versprochen.«
    Am nächsten Morgen saß Anna mit einem Glas Grapefruitsaft am Küchentisch und Joe machte Pfannkuchen, als Shaun in die Küche kam. Er trug eine Shorts und ein T-Shirt. Sein Haar war zerzaust, seine Augen waren verquollen.
    »Morgen«, quetschte er hervor, nahm einen Karton Orangensaft aus dem Kühlschrank, trank einen Schluck und stellte ihn zurück.
    »Ist der Orangensaft leer?«, fragte Anna.
    »Ja.«
    »Dann wirf den Karton bitte in den Müll«, sagte Anna. »Das habe ich dir schon tausendmal gesagt.«
    »Meine Güte, ist doch nur ein Karton.«
    »Aber wenn ich einkaufen gehe, weiß ich nicht, was wir brauchen, wenn der eine Karton im Kühlschrank leer und der andere noch voll ist.«
    Shaun riss

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