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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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seine Handlanger hinter mir spüren. Nur ein paar Schritte. »Lass die Kleine nicht so lange warten, Joaquín. Das ist grausam. « Gelächter um mich herum. Jeder meiner Atemzüge war ein hilfloses Schluchzen.
    Er war so unvermittelt über mir, dass ich mich zusammengekrümmt und die Arme über den Kopf gerissen hatte, bevor ich wirklich wusste, was ich tat. Ich wusste nur, dass ich schrie. Sein Atem schlug in meinen Nacken; sein Knurren war direkt neben meinem Ohr. Oh mein Gott. Nein! NeinNeinNein. Meine Hände wurden gepackt, herabgedrückt. Ich wimmerte. Ein scharfes Luftholen unmittelbar an meinem Hals. In der nächsten Sekunde war er wieder fort. Ein Klirren, Scharren. Diesmal glaubte ich, seine Atemzüge zu hören. Schwer. Abgehackt. Jeder von einem rauen Grollen begleitet. Als ich es endlich wagte, den Kopf zu heben, konnte ich ihn sehen, wie er sich auf der anderen Seite der Flammen bewegte. Unruhig. Zornig. Ein Schatten zwischen all den anderen. All den anderen, die sich immer mehr um mich zusammenzuziehen schienen. Mit jeder Sekunde, jedem Herzschlag. Die mir immer mehr die Luft nahmen, mich erstickten …
    »Du warst in Sicherheit!« Die Worte drangen dumpf und verwirrend leise zu mir. Ich klammerte mich daran, auch wenn die Anklage in ihnen unüberhörbar war: ein Rettungsanker gegen die Hysterie. »Du warst in Sicherheit, Luz!« Ich ahnte sein Kopfschütteln mehr, als ich es sah. »Wie kommst du hierher?« Klirren.

    »Die Kleine ist freiwill…«
    »Du bist tot, alter Mann. So tot, wie alle schon die ganze Zeit dachten, dass du es wärst.« Heiser. Voller Hass. »Du lässt sie gehen! Sofort!«
    Sein Großvater lachte verächtlich. »Wer will mich dazu zwingen? Du? Die Siegel an deinem Handgelenk blockieren deine Macht! – Mach dich nicht lächerlich.«
    »Sie geht! Jetzt!« Wieder das Scharren, während er sich hin und her bewegte.
    »Du bist nicht in der Position, Forderungen zu stellen.« Diesmal war der Ärger in den Worten von Jesús de Alvaro nicht zu überhören.
    Knurren. Joaquín blieb direkt neben den Flammen stehen. Sagte etwas auf Spanisch, das offenbar seinem Großvater galt. Nur wenige lächerliche Meter von mir entfernt. Seine Augen endgültig wie reinste Diamanten. Entsetzlich wunderschön. Meine Hand stahl sich wie von selbst zu dem tiefen Kratzer an meinem Hals. Sein Blick zuckte zu meiner Kehle. Er entblößte seine Fänge – und vergrub die Hände in seinen Haaren. Wieder das Klirren. Etwas Dunkles war an seinem Handgelenk; hing daran herab; auf den Boden. »Wieso, Luz? Wieso? Du warst in Sicherheit!«
    Ich zwang mich, aufzustehen. Langsam. Trotz des Zitterns, das in meinem ganzen Körper saß. Des Gefühls, dass meine Glieder mir nicht gehorchen wollten. Seine Augen hingen weiter auf mir, folgten jeder Bewegung, ließen mich keine Sekunde los. Ein Raubtier, das jederzeit unvermittelt auf mich losgehen konnte. Wie er es gerade eben schon getan hatte. Bis er sie abrupt von mir losriss. Als könnte er meinen Anblick plötzlich nicht mehr ertragen.

    »Rafael sagte, du wärst entführt worden.« Ich versuchte, das Zittern aus meiner Stimme herauszuhalten. Einem Raubtier durfte man seine Angst nicht zeigen, oder? Was verdammt schwer war, wenn man kaum Luft bekam. Vor Angst. Und drei Monster hinter einem standen.
    Sehr langsam kehrten seine Augen zu mir zurück. Farblos glitzernd. »Entführt. Ja. So kann man das nennen. Zu fünft sind sie am Strand aufgetaucht. Der Elektroschocker war … unfein.«
    Wieder Gelächter hinter mir. Diesmal war sein Zähnefletschen ein Ausdruck hilfloser Wut. Doch dann kam er noch näher an die Flammen heran, neigte den Kopf zur Seite. Sein Oberkörper war nackt, die Haut mit Blut verschmiert; von Schnitten überzogen. Bartstoppeln bedeckten seine Wangen. Die Jeans waren an einer Seite beinah der ganzen Länge nach aufgeschlitzt. »Was hattest du mit Rafael zu schaffen? Auch er hätte dich nicht finden können.« In seiner Stimme war ein lauernder Ton, den ich noch nie von ihm gehört hatte.
    Ich zog die Schultern hoch. »Ich wollte dir sagen, was ich davon gehalten habe, dass du …« Ich biss mir auf die Zunge. Hinter mir waren sein Großvater und zwei weitere Nosferatu. »Was ich von deiner letzten Aktion gehalten habe. Ohne mich zu fragen.«
    Ein Zischen. »Du hast auf Santa Reyada angerufen.«
    »Ja.« Nicht ganz, aber das war im Augenblick Nebensache.
    »Dumm! Du warst in Sicherheit.« Wieder grub er die Hände in die Haare, zog sich von der

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