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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Feuerlinie zurück, begann, sich unruhig jenseits des Pfeilers – nein, der Pfeiler – hin und her zu bewegen. In den Schatten. Hin und her. Abermals das Klirren und Scharren. »Das erklärt aber nicht, warum du hier bist.«
    »Cris sagte, es gäbe eine Lösegeldforderung für dich.« Eine
Kette. Was da von seinem Handgelenk hing, war eine Kette. Die ihn aber nicht daran gehindert hatte, mich hier zu erreichen. Unter dem Eisen war sein Handgelenk blutig. Er hatte versucht, sich zu befreien. Und es nicht geschafft. Wieder ein Knurren. Dunkler, zorniger diesmal. War es mir in den letzten Minuten gelungen, ein klein wenig besser Luft zu bekommen, zogen sich meine Lungen bei ihm noch einmal weiter zusammen. Ich musste ein paarmal schlucken, bevor ich wieder genug Spucke zum Reden hatte. »Die Entführer hätten verlangt, dass ich das Lösegeld übergebe.«
    Er blieb stehen. Abrupt. Der fahle Schein der Flammen spielte ihm über Brust und Arme. Und plötzlich wurde mir klar, dass man ihm die Schnitte gar nicht wahllos in die Haut gesetzt hatte. Es waren Siegel. »Und du hast Ja gesagt?«
    Blöde Frage. »Sonst wäre ich nicht hier.« Stille. Er sah mich nur unverwandt an. Sein Blick schnürte meine Kehle zu.
    »Das reicht.« Es war sein Großvater, der die Stille schließlich mit einem Zischen brach. »Du hast es gehört: Das Mädchen ist freiwillig hier.« Seine Stimme war schlagartig wieder zu einem Schmeicheln geworden. »Nimm dir, was dir zusteht, mein Junge.«
    Ein Lachen von Joaquín. Böse und hart. »Mir nehmen, was mir zusteht? Hier?« Seine beinah spöttische Geste wies auf das, was ich die ganze Zeit für Graffiti gehalten hatte, ehe er seinen Großvater wieder ansah. »Inmitten eines Bannsiegels, das du mit meinem Blut geschrieben hast? Mit diesen Siegeln in der Haut?« Mit einem entsetzlichen Kratzen schabten seine Nägel über den Stein des Pfeilers neben ihm. Schwarze Krallen. Schimmernd. Scharf. »Und zu deinem Diener werden? Nein, nicht Diener: Sklaven. Oder soll ich lieber ›Quelle‹ sagen?«
Wieder dieses Lachen. »¡Olvídalo, viejo!« Er fletschte die Fänge. Der hilflos hohe Laut war über meinen Lippen, ehe es mir richtig bewusst war. Abrupt zuckte Joaquíns Blick zu mir. Mit einem qualvollen Stöhnen wandte er sich ab, wich von dem Pfeiler zurück, wieder in die Schatten hinein.
    »Nein? Du denkst tatsächlich, du kannst dich mir widersetzen? « Hinter mir trat Jesús de Alvaro über die Flammen hinweg, packte mich bei den Haaren und zerrte mich dicht an sich heran, bevor ich wirklich begriffen hatte, was er vorhatte. Ich schrie. Jedes Schmeicheln war aus seinem Ton gewichen. Da war nur noch böser Spott und Drohung. »Niemand widersetzt sich mir. Auch du nicht. Du tust, was man dir sagt.« Ein Ruck und mein Shirt klaffte ein Stück auf. Mein Keuchen klang viel zu hoch und schrill. Es ging in dem Brüllen unter, mit dem Joaquín über die Feuerlinie auf uns zustürzte. Die Hände zu Klauen gekrümmt. Die Fänge gefletscht. Und jäh stehen blieb, als sein Großvater mir die Krallen über die Haut zog; erneut Blut floss. Mehr als zuvor. Stehen blieb, als wäre er unvermittelt gegen eine Wand gelaufen; daraufstarrte. Schluckte. Hart. Krampfhaft. Immer wieder. Ich glaubte, ihn stöhnen zu hören. Er war wieder ein Stück zurückgewichen; schien zu zittern. Ein Junkie auf Entzug. Nach meinem Blut. Er starrte mich an, die Kratzer an meinem Hals, ein Stück tiefer, das Blut auf meiner Haut. Die Zähne in einem lautlosen Knurren gebleckt. Hatte ich eben noch wieder halbwegs atmen können? Damit war es von einer Sekunde zur anderen erneut vorbei.
    »Schau sie dir an.« Die Krallen seines Großvaters glitten über meine Wange, meinen Hals. »Diese Haut. Blass. Zart.« Ich stand wie gelähmt. Auch wenn er diesmal kein Blut fließen ließ. »Entzückend verletzlich.«

    Joaquín fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund. »Lass sie gehen.« Heiser. Zwischen zusammengebissenen Zähnen. »Ich tue, was du willst, aber lass. Sie. Gehen.«
    »Ts. Hältst du mich für so dumm? Selbst wenn du mir einen Bluteid leisten würdest, könnte ich dir nie mit absoluter Sicherheit vertrauen. Wir de Alvaros sind gut darin, die Bedingungen für einen Pakt zu formulieren. Zu unseren Gunsten.« Mit einem Ruck riss er mein Shirt zur Seite, entblößte meine Schulter. Ich keuchte hell auf. Genießerisch sog er dicht über meiner Haut die Luft ein. »Delikat.« Um ein Haar hätten meine Beine unter mir nachgegeben. Er hielt

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