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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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noch zusätzlich den Ordre in meiner Domäne haben. – Einen schönen Abend, Elaine.«
    Autotüren schlugen. Ein Motor sprang an, Scheinwerfer flammten auf, beschrieben einen Bogen, entfernten sich die Auffahrt hinunter. Ich drückte mich gegen die Palme in meinem Rücken.
    Erst als das Geräusch des Motors nicht mehr zu hören war und sich auch die Haustür endgültig geschlossen hatte, wagte ich es, wieder etwas tiefer zu atmen. Vorsichtig löste ich mich von der Palme, lauschte noch einmal sekundenlang angestrengt auf jedes noch so kleine Geräusch, ehe ich mich weiter aufrichtete. Und losrannte. Geduckt. Immer im Schutz der Büsche, die die Auffahrt säumten; immer darauf bedacht, nur nicht gesehen zu werden. Das Gras raschelte leise unter meinen Schritten. Sobald ich auf der Straße war, war ich gerettet. Ich würde wieder untertauchen, einmal mehr von vorne anfangen. Meine Schritte
wurden langsamer, als das Tor in Sicht kam: Über mannshoch mit gedrehten eisernen Stäben, zwischen denen sich ebensolche Blätter rankten, und flankiert von einer ebenso hohen Mauer, an die sich eine sauber gestutzte Hecke schmiegte, ragte es vor mir auf. Geschlossen.
    »Du da! Stehen bleiben!« Mit einem erschrockenen Laut fuhr ich herum. Ein Mann kam vom Haus her auf mich zu. Nur ein paar Meter trennten ihn noch von mir. Ich hatte ihn nicht bemerkt.
    Ohne nachzudenken, drehte ich mich um, stürzte auf das Tor zu und zog mich an den Gitterstäben in die Höhe, benutzte die Blätterranken als Tritt. Nur auf die andere Seite! Ich musste nur auf die andere Seite und verschwunden sein, bis der Kerl auch drüben war. Eine Hand an meinem Bein; ein Ruck, beinah wäre ich abgerutscht. Das Tor klirrte. Verzweifelt klammerte ich mich fest. Wieder ein Ruck, diesmal am Bund meiner Hose. Ich schrie auf, als ich den Halt verlor. Seine Hand schloss sich um mein Handgelenk, zerquetschte es schier. Er zerrte mich herum. Dass ich mich freizuwinden versuchte, schien er gar nicht zu bemerken.
    »Was hast du hier verloren?«, herrschte er mich an. »Wer zum Teufel bist du? Wie kommst du auf das Grundstück?«
    Anstelle einer Antwort biss ich ihm in die Hand. Mit einem Fluch riss er sie zurück, schlug zu. Seine Faust traf mich im Gesicht. Schmerz flammte durch meine Wange, mein Kopf flog zur Seite. Ich stürzte auf Hände und Knie, sekundenlang zu benommen, um mich zu bewegen. Das Gras war kühl.
    »Na warte!« Im nächsten Moment hatte er mich bei den Haaren gepackt und zerrte mich auf die Füße. Tränen schossen mir in die Augen. Ich jaulte, tastete nach seiner Hand, versuchte,
seine Finger aufzubiegen. Er griff nur noch fester zu, schleifte mich vorwärts. Keuchend vor Schmerz taumelte ich neben ihm her. Die Einfahrt entlang zurück auf das Haus zu. Das Blut rauschte in meinen Ohren. Ein zweiter Mann tauchte aus den Schatten auf. Folgte uns. Um die Villa herum. Ein paar Stufen, eine Tür; die Küche. Er zog einen Stuhl vom Tisch zurück, zwang mich darauf. Seine Hand in meinen Haaren verhinderte, dass ich aufstand, davonzulaufen versuchte. Sie wechselten ein paar Sätze in einer Sprache, die ich nicht verstand, der zweite verschwand, nur um gleich darauf mit dem Mann zurückzukehren, der mit dem anderen zusammen auf Santa Reyada gewesen war. Vampir! Plötzlich war mir eiskalt, war ich wie gelähmt.
    »Was bringst du mir da, Gaspard?« Er musterte mich von der Tür her.
    Der Mann hinter mir gab meine Haare frei. Ich merkte kaum, wie meine Hände sich zu den Armlehnen stahlen, sie umklammerten. »Sie hat einen der Bewegungsmelder bei der Mauer ausgelöst, als sie versucht hat, sich vom Grundstück zu stehlen, Messire«, erklärte er. Es klang, als würde er ein Stück zurücktreten. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie sie überhaupt auf das Gelände gekommen ist, es sei denn, sie war irgendwo in dem Wagen, mit dem Sie und Messire Nestore zurückgekommen sind.«
    »Ach!« Überrascht hob er die Brauen. Gleich darauf erschienen zwei tiefe Furchen auf seiner Stirn, während sein Blick erneut über mich glitt. »Vermutlich im Wagen, sagst du?« Seine Nasenflügel blähten sich, als er die Luft einsog. Für einen Moment vertieften sich die Furchen, musterte er mich genauer, dann verzogen seine Lippen sich zu einem Lächeln. »Ja, das
macht Sinn.« Ohne Hast durchquerte er die Küche. Ich bemühte mich, ruhig weiterzuatmen, obwohl meine Brust mit jedem seiner Schritte enger wurde. »Sieh an, sieh an.« Langsam ging er um mich herum, betrachtete mich

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