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Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Titel: Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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wir einen Kaffee!« Sie wollte nicht über sich reden. »Was ist so interessant an dem Buch?«, nahm sie den Faden wieder auf.
»Nun, es ist mehr ein Nachschlagewerk. Eine nach Stichworten geordnete Geschichte der Altmark. Personen, Gebäude, Ereignisse. Und wissen Sie, wo ich ein Eselsohr gefunden habe?«
»Wo?«, drehte sich Judith Brunner zum Herd um und bemerkte: »Das Wasser kocht gleich.«
»Bei M, M wie Mord«, betone Walter Dreyer, als wenn er damit den Fall gelöst hätte.
»Sie scherzen doch! Da kommt ›Mord‹ drin vor?« Sie suchte große Tassen aus dem Schrank und gab reichlich gemahlenen Kaffee hinein.
»Na ja, Mord nicht gerade, aber ›Mordkreuze‹.«
»Mordkreuze? Was soll das denn sein?« Judith begann, genauer hinzuhören und wollte es mit eigenen Augen sehen. »Zeigen Sie bitte mal her. Was steht da?«
Sie nahm Walter das Buch aus der Hand und las laut: »›Morast‹, ›Morchel‹, ›Mord- oder Totenkreuz‹ – ›Bezeichnet auch in der Altmark eine Stelle, wo jemand ermordet oder eines plötzlichen Todes verstorben ist‹. Mehr nicht? Und das soll Heitmann interessiert haben?« Einen Moment hatte sie das Kaffeekochen vergessen.
Walter Dreyer goss das siedende Wasser in die Tassen und stellte sie auf den Küchentisch. Als er zum Kühlschrank ging, um die Milch herauszuholen, deutete Wilhelmina das als Signal, auf sich aufmerksam zu machen und sprang vom Fensterbrett. Sie hatte gründlich die Butter von den Brothäppchen geleckt und beschnupperte nun mäkelig die Reste. Selbstverständlich erhielt sie erneut etwas Milch in ihr Schälchen.
»Nur an dieser Seite war ein Eselsohr«, machte Walter Judith aufmerksam.
»Hm, Mordkreuze. Klingt, als wäre es eine Erkundigung wert. Gibt es eins in der Nähe?« Judith wurde neugierig.
»Ich weiß es nicht, wir müssen weiter fragen. Ich selbst höre zum ersten Mal davon«, gab Walter Dreyer zu. »Weder vom Aussehen noch von der Größe solcher Mordkreuze habe ich irgendeine Vorstellung.«
Ein Schweigen entstand, welches Walter Dreyer gern genutzt hätte, seine Kollegin nach dem Grund für ihre Traurigkeit zu fragen. Sie hatte geweint, da war er sich jetzt ganz sicher. Wie sollte er sie trösten? Er kannte sie ja kaum. Die Arbeit mit ihr war trotz der Umstände angenehm. Und da war irgendwie auch noch mehr! Von der ersten Sekunde an fühlte er sich zu ihr hingezogen. Walter wollte keinen Fehler machen, und sich ihr aufdrängen. So wandte er sich diskret von ihr ab und Wilhelmina zu.
Die Katze nahm seine ungeforderten Streicheleinheiten gerne an.
»Wo ist Laura eigentlich?«, fragte er, um das Gespräch wieder aufzunehmen.
»Keine Ahnung, ich habe sie seit heute Morgen nicht gesehen. Sie hatte Pläne, wollte mit ihrer Großtante etwas unternehmen. Machen Sie sich Sorgen?«
»Nicht mehr als üblich«, gab er lächelnd zu, »aber Laura kennt sich doch mit Geschichte aus. Vielleicht kann sie etwas über die Mordkreuze herausfinden?«
»Eine gute Idee, ich werde sie fragen, wenn wir von den Ahlsens zurückgekommen sind.«
»Bis dahin könnten wir noch etwas Licht in die Angelegenheit mit den spendablen Fremden bringen. Ich dachte, wir fragen zuerst im Wirtshaus nach. Dort haben die beiden doch gesessen, und den ganzen Laden freigehalten. Merker macht um vier seinen Ausschank auf. Na los, lassen Sie uns auf ein Bier gehen«, schlug Walter Dreyer vor und hoffte, Judiths Stimmung wieder zu beleben.
     
     
    ~ 30 ~
     
    Das Wirtshaus »Zur Altmärkischen Schweiz« gehörte zu den größten Gebäuden im Ort. Judith Brunner kannte bisher nur den Biergarten und war neugierig, wie es wohl drinnen aussehen würde. Über eine relativ steile Steintreppe gelangte man mittig in einen Flur, von dem rechts eine breite Tür in den Gastraum führte. Gegenüber hatte die Poststation des Ortes ihre Dienststelle eingerichtet. »Öffnungszeiten montags bis freitags 7:00 Uhr bis 8:00 Uhr« war auf einer handgeschriebenen Pappe zu lesen, die mit vier Reißzwecken an der Tür befestigt war.
Walter Dreyer bemerkte Judith Brunners zweifelnden Blick. »Um acht kommt das Postauto. Bringt die neue Post mit und holt die ab, die zuvor abgegeben wurde. Dann fährt Lucie Merker, unsere Postfrau, mit ihrem Fahrrad los und verteilt sie im Ort. Damit kommen alle gut klar. Wer es eilig hat, muss nach Gardelegen zur Hauptpost. Früher war hier noch das einzige Telefon im Ort, über das Ferngespräche vermittelt werden konnten. Da stand hier morgens schon öfter mal eine

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