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Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Titel: Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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klar, da hatte Heini doch mal wat zu erzähl’n, wat?«, munterte ihn sein Freund auf.
»Ja, was denn?«, fragte Judith Brunner, obwohl sie es längst wusste.
»Na, das mit dem Heitmann. Hatte ich doch schon in der Firma gehört.« Nun klang auch Heini begeistert.
Aha. In der Firma also. »Von wem denn?«, fragte Judith Brunner interessiert.
»Na, vom alten Schröder, der macht immer aufm Bahnhof Mittag und da hat er’s mitgebracht.«
Vielleicht hatte Judith Brunner diesen Schröder sogar gesehen, als sie dort ihre Untersuchung begann. Sie musste dessen Aussage in den Vernehmungsprotokollen nachlesen, aber die Geschichte des Jungen klang plausibel. »Und Sie, Herr Wede, kannten Sie Herrn Heitmann?«
»Ich? Nö. Ich wohn nich hier. Ich komm aus Breitenfeld. Paar Kilometer mit ’m Mofa noch.«
»Aber Sie sind doch sicher öfter hier?« Judith deutete mit einer Geste auf die Gaststube.
»Ja, und?«
»Na, war Herr Heitmann nie hier? Ich habe da etwas anderes gehört.«
»Ach, so meinen Sie das. Stimmt schon, wir trinken hier unser Feierabendbier und dann mach ich los nach Hause. Und bestimmt saß er hier drin. Aber geredet ham wa nich zusammen.«
Heini nickte und Judith Brunner wollte es mit der Befragung gut sein lassen. »Danke für Ihre Mithilfe.«
Sie ging zurück an ihren Tisch und wartete auf Walter Dreyer. Doch der schien in ein heftiges Gespräch im hiesigen Dialekt verwickelt, dem sie nur bedingt folgen konnte, und so sah sie sich den Schankraum näher an. Über der Eingangstür hing ein großes, mit lindgrüner Farbe grundiertes Holzschild, auf das mit schwarzer Farbe eine örtliche Weisheit gemalt war: »Wo ein Brauhaus steht, kann kein Backhaus stehn« . Verziert war das Ganze mit Hopfendolden und -ranken. Neben der unzweifelhaften Wahrheit des Satzes, musste Judith lächelnd denken, waren damit eindeutige Prioritäten gesetzt. Ihr war die Leidenschaft der Bewohner zur Präsentation von Lebensweisheiten schon in mehreren Häusern im Ort aufgefallen. In Lauras Küche gab es einen Handtuchhalter, der von einem mit »De tied, de löppt, un wi löppt mit« bestickten Tuch geziert wurde. Und bei dem alten Lehrer hatte im Flur ein Holzschildchen an einem Nagel gehangen: »Ohne Denken und Sinnen musst du nichts beginnen.«
»Was schmunzeln Sie so?« Walter Dreyer sah sie amüsiert an. »Haben Sie die Lösung unseres Falles?«
»Nein, leider nicht. Aber ich dachte über die hiesige Volksweisheit nach.« Sie nickte in Richtung der Tür.
»Ich verstehe. Aber das stimmt, was da steht«, verteidigte Dreyer seine Landsleute scherzhaft.
»Unbedingt«, gab Judith zu und deutete auf ihr leeres Glas.
»Oh!«, Dreyer orderte zwei neue Pils. »Schmeckt es Ihnen?«
»Ja, sehr schön würzig.«
»Ist von hier, aus Gardelegen, das ist nämlich eine alte Bierbrauerstadt. Im Mittelalter gab es Hunderte Braustellen dort. Und was heute davon übrig ist, braut gutes Bier.«
Die Gaststube füllte sich langsam mit weiteren Männern. An der Theke warteten einige auf ihr Bier und nickten Dreyer zu, als er das für Judith und sich abholte.
»Danke schön. Haben Sie etwas erfahren können?«, fragte sie, bereits neugierig geworden.
»Ja, ich denke, das Gespräch war ganz aufschlussreich.« Er trank einen Schluck Bier. »Die Stammtischbesatzung hatte sich die Fremden gut eingeprägt. Offenbar waren die nicht zum ersten Mal in der Gegend. Sie sind schon vorher mal dem einen oder anderen aufgefallen, auch in den Nachbardörfern.« Walter Dreyer legte wieder eine kleine Pause ein, damit die Spannung stieg. »Wissen Sie, was die hier wollten: Bauernmöbel, Trödel und so ’n Kram!«
»Nach dem Motto – Dachbodenfund mit Gebrauchsspuren?«, wusste Judith Brunner sofort was damit anzufangen.
»So etwa. Bringt das in der Großstadt wirklich so viel Geld?« Walter Dreyer schaute noch nicht ganz überzeugt drein.
»Sicher, wenn man es geschickt verkauft. Traditionelles Wohnen ist ja ein beliebter Stil. Wobei ich Landhausstil in Stadtwohnungen immer irgendwie traurig finde. Sehnsucht nach der ländlichen Idylle«, tat Judith ihre Meinung kund.
Walter war da etwas anderer Auffassung: »Solange sich die Leute wohlfühlen, ist das doch in Ordnung. Und die Sammler, die über die Dörfer tingeln, scheinen davon offensichtlich gut zu leben. Immerhin kehrten sie mit schöner Regelmäßigkeit im Sommer stets wieder, wie die Stammtischrunde wusste.«
»Und die beiden spendablen Trödler hat in letzter Zeit niemand wieder

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