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Blutengel: Thriller

Blutengel: Thriller

Titel: Blutengel: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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glaubten?
    Kaja ging wieder zum Fenster. Die Gewitterfront bewegte sich langsam auf das Haus zu. Gerade setzten erste Windböen ein, und ein paar Regentropfen schlugen gegen die Scheibe. Ein Spaziergänger auf der anderen Seite des Kanals spannte seinen Regenschirm auf.
    Das Kind. Das, was in ihrem Körper heranwuchs, war kein Fremdkörper. Es war auch ein Teil von ihr. Und eine Abtreibung bedeutete auch ein Wegmachen ihres Kindes.
    Kaja setzte sich auf die Couch und zog die Füße hoch. Ihre Augen fielen zu. Plötzlich hatte sie das Bild vor sich, wie Tanja Binkel als junges Mädchen in das Badezimmer ging, sich über den Wannenrand beugte und ihren Bruder unter Wasser drückte.
    Sie schreckte aus ihrem Kurzschlaf hoch.
    Konnten sie Binkel wirklich eindeutig ausschließen? Wie war er bei der Vergewaltigung vorgegangen? Kalt und berechnend? Triebgesteuert und psychotisch?
    Sie sprang von der Couch auf und rief an ihrem PC noch einmal die Akte Binkel auf. Das Opfer hatte keine Details zu Protokoll gegeben. Oder war das dem vernehmenden Beamten nicht wichtig gewesen?
    Sie würde das Opfer befragen, um mehr über Jens Binkel zu erfahren. Sie würde es zumindest versuchen.
    Kaja rief Tannen an und bat um die Adresse des in Berlin lebenden Vergewaltigungsopfers. Nach zwei Minuten wurde er fündig.
    »Mangold ist gerade nicht im Raum, Sie sollten …«
    »Hier kann ich im Moment wenig tun, vielleicht bringe ich in Berlin etwas heraus.«
    »Ich informiere die Kollegen. Ich will auf keinen Fall, dass Sie dort alleine ermitteln.«
    Kaja sah auf die Uhr. Mit ein wenig Glück konnte sie in zweieinhalb Stunden in Berlin sein.
    Gerade als sie ihr Notebook herunterfahren wollte, signalisierte das E-Mail-Programm eine Nachricht der deutschen Botschaft in Argentinien.
    Der Konsulatsbeamte bedauerte, dass die Beantwortung ihrer Anfrage so lange gedauert hätte. Doch man habe »tief in den Keller steigen müssen«, um die alten Unterlagen aufzuspüren.
    Nach ihren Informationen hätte Schwan sein Abitur in einer deutschen Schule in Buenos Aires gemacht. Ein Internat habe er nicht besucht, und er habe auch nicht in einem Heim gelebt. Thomas Schwan habe als 21-Jähriger das Land mit dem Ziel Berlin verlassen. Mit Unterstützung der Botschaft hätte er sich erfolgreich um einen Studienplatz an der Berliner Freien Universität bemüht und den auch bekommen – und zwar im Studienfach »Freie Kunst«.
    *
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie das alles vernetzt ist«, sagte Viktor Riehm und hielt ein Bündel Kabel in die Höhe. »Mal ganz zu schweigen von den Geräten.«
    Mangold stand unschlüssig neben dem Techniker, der sich in den roten Knautschsessel sinken ließ und dabei einen Fluch ausstieß.
    »Vielleicht finden wir in seinem Computer einen Hinweis darauf, wohin er wollte. Kommen wir an seine Festplatten?«, fragte Mangold.
    Der Techniker griff auf den Schreibtisch und hielt einen schwarzen Würfel hoch, der über den USB-Anschluss mit dem Rechner verbunden war.
    »Ein Fingerabdruck-Erkennungssystem, er scheint von Iris-Abtastung und Gesichtserkennung nichts zu halten.«
    »Können wir das umgehen?«, fragte Tannen, der sich neben Mangold stellte und die Monitore betrachtete.
    »Keine Chance«, sagte Riehm.
    »Dann müssen wir eben auf unsere alten Methoden zurückgreifen«, sagte Mangold. Er zog eine Pinzette und eine Plastiktüte aus der Tasche und tütete einen Plastikbecher ein, aus dem Sienhaupt Tomatensaft getrunken hatte. Er bat den Techniker, die gewonnenen Abdrücke auf Folie zu übertragen.
    Während sie warteten, beauftragte er Tannen, in den Datenbanken der Berliner Universität weiter nach Thomas Schwan zu suchen. Der verleugnete Priesterssohn musste doch irgendwo auftauchen.
    Dann blätterte er die Stapel von Ausdrucken durch, die Sienhaupt fein säuberlich sortiert in einem Karton verstaut hatte. Akribisch geordnet lagen da die Abgleiche von Internet-Netzwerken und der Rentenkasse, dazwischen Listen mit Namen und dazugehörigen IP-Nummern, mit denen die einzelnen Internetzugänge verschlüsselt waren.
    Auch Skizzen von Raumschiffen, die eine verrückte Fangemeinde ins Internet gestellt haben musste, hatte Sienhaupt ebenso ausgedruckt wie ein Interview mit dem Wissenschaftler Stephen Hawking, der fest von der Existenz außerirdischen Lebens ausging.
    In einem mit »PeterStarShip« gekennzeichneten Umschlag waren Skizzen eines ballonartigen Gefährts, am Rande der Zeichnungen befanden sich zahlreiche

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