Blutengel: Thriller
Hinweis auf eine Verbindung. Auch in den Polizeiakten scheint sie ein unbeschriebenes Blatt zu sein. Bis jetzt bringt uns die Frau nicht weiter.«
»Es muss einen Grund geben, warum sie Schurmann im Knast besucht hat«, sagte Mangold.
»Sie war Rechtsberaterin, vielleicht gibt es da einen Zusammenhang. Opferbetreuung oder so.«
»Also sie vertritt Carolus, der schickt sie nach Billwerder und verkauft uns das als großartigen Verdacht? Unwahrscheinlich«, sagte Mangold.
Weitz räusperte sich.
»Sie könnte uns auf andere Weise weiterbringen«, sagte er und sah triumphierend in die Runde.
Mangold waren diese theatralischen Selbstinszenierungen zuwider. Auch Kaja Winterstein zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe.
»Die Frau hat einen Bruder, der in Hamburg in der Klapse sitzt.«
»Und der spaziert herum, killt seine Schwester und fährt nach Niendorf, um mit dem Mord an dem Rentner einen kleinen Nachschlag abzuliefern?«, sagte Mangold und stöhnte.
»Gut, Weitz, überprüfen Sie das.«
»Hab’ ich schon«, sagte Weitz. Wieder dieser gespielt überlegene Blick in die Runde.
»Ich hab’ den Mann besucht. Und er ist keineswegs in einer Geschlossenen. Der Mann hat Ausgang …«
»Und das wird nicht überprüft?«, fragte Tannen ungläubig.
»Es gibt eine Abwesenheitsliste auf der Station, aber niemand kontrolliert das.«
»Sie haben mit ihm geredet?«, fragte Hensen, der sich von seiner Skizze löste und ihn ansah.
»Mit dem kann man nicht reden. Der faselt von blutigen Arschlöchern und behauptet, gefährlich zu sein. Und er zeigt keinerlei Regung, wenn die Sprache auf seine ermordete Schwester kommt.«
»Ähnlichkeiten mit der Phantomzeichnung?«, fragte Mangold.
»Nee, aber das hat nichts zu sagen«, antwortete Weitz. »Zeugen und ihre Erinnerungen!«
»Sie sind sicher, dass Binkel kein Alibi vorweisen kann?«, bohrte Mangold nach.
Sienhaupt erhob sich aus seinem Sessel, sagte: »Blutiges Arschloch« und drehte sich im Kreis.
»Ach ja«, sagte Mangold. »Ich will nicht, dass Sienhaupt da in der Ecke sitzt und vor sich hinrecherchiert.«
Er wandte sich dem Autisten zu und machte ihm wort- und gestenreich klar, dass er sich einen Partner aussuchen möge.
»Einen Partner?«, fragte Kaja, erhielt aber keine Antwort.
Tannen und Weitz drehten sich abwehrend zur Seite, während Hensen damit kämpfte, nicht laut loszulachen.
Sienhaupt schien zu verstehen, denn plötzlich hüpfte er um die zusammengestellten Tische und blieb direkt neben Weitz stehen. Seine Arme ruderten durch die Luft, dann ging er leicht in die Knie und umarmte Weitz. Ohne ihn anzusehen, berührte er mit seiner Wange die von Weitz.
»O Gott, nur das nicht«, sagte Weitz und versuchte den Savant abzuschütteln.
»Stellen Sie sich nicht so an«, sagte Mangold.
»Warum ich? Soll ich ihm jetzt die Windeln wechseln und den Nacken massieren oder was?«
»Sie werden eng mit ihm zusammenarbeiten. Sie sind Partner«, sagte Mangold.
Sienhaupt hielt Weitzens Hals immer noch umschlungen.
»Der tickt doch nicht sauber, was soll ich … nun lass mich doch mal in Ruhe.«
Vergnügt tänzelte Sienhaupt zu seinem Knautschsessel zurück. Auf der Höhe von Mangold blieb er noch einmal stehen und sah zu Weitz zurück. Gerade so, als wollte er sich versichern, dass sein Partner auch wirklich noch da war.
»Weitz, Sie sind vielleicht weltweit der erste Partner eines genialen Autisten, da sollten Sie stolz sein«, sagte Hensen.
»Geschenkt.«
Mangold war Kajas sorgenvoller Gesichtsausdruck nicht entgangen. Sie holte tief Atem und sagte: »Peter, wollen Sie sich das nicht noch einmal überlegen?«
Doch Peter Sienhaupt saß wippend auf seinem Knautschsessel und schüttelte den Kopf.
»Und was soll ich jetzt machen?«, sagte Weitz, an Mangold gewandt.
»Geben Sie ihm eine Aufgabe.«
»Eine Aufgabe?«
»Beschäftigen Sie ihn, dafür ist er hier. Er soll sich mit unserem Fall beschäftigen. «
»Na schön«, sagte Weitz. Er griff sich eine auf dem Tisch liegende Phantomzeichnung und brachte sie hinüber zu Sienhaupt. Der nahm sie mit beiden Händen und legte sie sorgsam neben seine Tastatur. Dann begann er auch schon etwas einzutippen.
»War’s das?«, wollte Weitz wissen.
»Ja, sehr schön«, sagte Mangold und zog einen Zettel aus seinem Hefter.
»Tannen, was gibt es zu Carolus, dem Mann, der Sie nach Billwerder geschickt hat?«
»Polizeilich nicht auffällig. Der Mann hat beste Verbindungen zu politischen Entscheidungsträgern. Er ist
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