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Blutengel: Thriller

Blutengel: Thriller

Titel: Blutengel: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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Schwangerschaftsabbruch zu verhindern?«
    »Verstehen Sie mich nicht falsch, aber solch ein Abbruch kann … nun ja, Konflikte auslösen.«
    »Das sagen Sie ausgerechnet einer Psychologin?«
    »Ich weiß, aber Travenhorst ist tot. Und das ist auch ganz in Ordnung.«
    »Dann gibt es genau drei Möglichkeiten. Entweder, sein Geist spukt herum, oder jemand gibt sich für Travenhorst aus, oder aber …«
    »Ja?«
    »Ich bin verrückt. Was halten Sie davon: eine verrückte Profilerin? Und was ist mit seiner Botschaft?«
    »Die indirekte Drohung, dass er seine Mordserie wieder aufnehmen könnte?«
    »Nein, die Botschaft, die ich vor einer Stunde erhalten hab’.«
    Kaja zog ihr Handy aus der Jacke, rief den Text auf und reichte Mangold das Gerät.
    »Ein Opfer ist ein Opfer ist ein Opfer.«

15.
    Er sah auf den Boden. Der Priester da unten ruderte mit den Armen und stöhnte. Die Wirkung des Narkosemittels ließ nach. Ja, er sollte es sehen. Die Verwandlung. Bei vollem Bewusstsein aus der Düsternis ins Licht. Ins lodernde Flammenlicht der Hölle.
    Er überprüfte die Fesseln und glättete dann den lilafarbenen Umhang. Dann legte er ihn auf den Sessel und zog den weißen Vorhangstoff aus dem Beutel. Nicht gerade passend, aber er würde seinen Zweck erfüllen.
    Der Priester stöhnte und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Er rang nach Worten und stieß dann einen Satz hervor.
    »Was … was um Gottes willen wollen Sie?«
    »Gottes Willen«, sagte er und öffnete die Farbdose. Dann begann er, den Stuhl gelb zu streichen. Es war schon seltsam, dass der Mann ihn nicht erkannte.
    »Was machen Sie da?«
    »Ich bereite alles vor.«
    »Sie sprechen Deutsch. Kenne ich Sie?«
    Er lachte. Was für eine Schlussfolgerung.
    »Ich habe Geld, drüben in der Schatulle, und nehmen Sie meinen Ring. Nehmen Sie ihn.«
    Er strich mit dem Pinsel über die Lehne und zog anschließend die beiden gedrechselten gelben Holzaufsätze und die gelbe Wäscheleine aus der Tasche.
    »Sagen Sie mir doch, was Sie wollen.«
    »Ihre Fahrt ins Licht, mein Vater«, sagte er. »Sie werden hoch erhobenen Hauptes und mit staunend aufgerissenem Mund heimkehren. Wie ein Papst. Gefällt Ihnen das?«
    »Was hat unser Heiliger Vater damit zu tun?«
    »Sehen Sie diese gelbe Leine?«
    »Was ist damit?«
    »Ich werde sie in einem Viereck um Sie spannen. Wie einen Boxring, verstehen Sie?«
    »Lassen Sie ab …«
    »Es ist keine Kanzel, es ist ein Heiliger Stuhl. Es ist der Stuhl der Gerechtigkeit und der Reinheit. Und auf dem werden Sie jetzt dargebracht.«
    Es amüsierte ihn, so viel mit ihm zu sprechen, und einen Moment überlegte er, ob er sich zu erkennen geben sollte. Der Mann versuchte, seine an den Knöcheln gefesselten Beine zu strecken.
    »Seien Sie vorsichtig und machen Sie keinen Lärm. Es ist ohnehin nichts mehr zu ändern.«
    »Was ist es? Was habe ich dir getan?«
    »Was du deinem Nächsten getan, das hast du mir getan.«
    »Jesus hat das gesagt, und um Jesu Christi willen …«
    »Jesus hat keine Geduld mehr mit dir.«
    »Mein Sohn, du versündigst dich …«
    »Ich weiß.«
    »Wir können über alles reden, verstehst du? Über alles. Was hat man dir angetan, dass du …«
    »Weißt du, was Innozenz bedeutet?«
    »Unschuld«, sagte der Mann am Boden und wiederholte laut: »Unschuld.«
    »Ich aber werde dir deine Schuld nehmen. Zumindest in diesem Leben. Spürst du nicht die Last? Wolltest du sie nicht immer schon loswerden? Endlich frei davon sein?«
    »Jeder von uns sündigt. Wir sind keine Heiligen.«
    »Möchtest du nicht einer werden? Ein Heiliger? Einer, der Heil bringt? Der Wunden schließt? Einer, der in einem weißen Rock vor Gott tritt? Oder vor den Teufel?«
    »Willst du mir nicht sagen, was ich getan habe? Warum du mir diese Strafe auferlegen willst? Was hast du vor?«
    Er schwieg und legte das Eisengeflecht auf den Stuhl, dann sah er sich nach einer Steckdose um und zog ein Verlängerungskabel aus seiner Tasche.
    »Sprich endlich. Ich will wissen, warum …«
    »Es würde dir nur leidtun, und dann würdest du dich entschuldigen.«
    »Was ist daran schlecht?«, fragte der Priester.
    »Du bist doch die Unschuld. Wie kannst du dich da entschuldigen?«
    »Du willst es mir nicht sagen?«
    Er schüttelte den Kopf und griff dem Mann unter die Arme. Der Priester wehrte sich, wollte auf dem Boden bleiben.
    Mit einem Ruck zog er ihn hoch und wuchtete ihn auf den Stuhl. Dann wickelte er die Spitzengardine um seine Hüften. Anschließend fesselte er den

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