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Blutgold

Blutgold

Titel: Blutgold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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den Arm um
die Schultern gelegt, die Beine überkreuzt und lächelte verhalten. Fearghal
stand sehr gerade, die Hände hinter dem Rücken, doch den Kopf hatte er ein
wenig geneigt, sodass er an der Schulter seines kleinen Bruders ruhte.
    Ich druckte das Bild aus, dann suchte ich weiter. Janet Moore war in
unterschiedlichen Stadien der Nacktheit abgelichtet, auf eine Weise, die Leon
vermutlich für künstlerisch gehalten hatte: die Brüste von Kissen verdeckt, mit
sehr verschmitztem Gesicht. Dann war da ein Foto von ihr, auf dem sie nackt
dastand, ohne irgendetwas zu verdecken, die Arme hingen locker herab, ihre
Miene war ein wenig traurig. Hastig ging ich zum nächsten Foto über.
    Nun kam ich offenbar zu den neuesten Fotos. Ich fand mehrere Bilder der
Aussteiger draußen im Lager: eines von Peter, dem älteren Mann unter Leons
Freunden, mit einem Joint im Mundwinkel; Ted Coyle, halb über seine
Schürfpfanne gebeugt, die Hand grüßend erhoben; andere Camper, deren Gesichter
ich wiedererkannte, manche in Pose geworfen, manche unbemerkt fotografiert.
    Schließlich kam ein Foto, bei dem ich stutzte. Ich hätte die Person auf
dem Bild beinahe übersehen, denn vordergründig handelte es sich um eine
Aufnahme der Waldlandschaft. Im Hintergrund stand ein scheunenähnliches
Gebäude, dessen Wellblechdach voller rostgeränderter Löcher war. Aus dem
Gebäude trat ein Mann, und den kannte ich: Die ergrauenden Haare trug er in
einem Pferdeschwanz. Auf dem nächsten Foto – das zugleich das letzte war – war
er besser zu sehen. Nun blickte Pferdeschwanz direkt in die Kamera. Seine Züge
waren gut zu erkennen, er blickte nachdenklich. Vermutlich hatte er Leon
gesehen, als dieser ihn fotografierte.
    Ich druckte auch dieses Bild aus. Dann nahm ich beide Fotos aus dem
Ausgabefach des Druckers.
    Helen
Gorman verfasste gerade einen Bericht über einen Verkehrsunfall, als ich zu ihr
kam.
    »Stellen
Sie ein Team zusammen, fahren Sie raus zum Carrowcreel, und suchen Sie dieses
Gebäude«, sagte ich und reichte ihr das Foto von Pferdeschwanz.
    »Warum?«, fragte Gorman.
    »Weil dieser Scheißkerl da drin offenbar irgendein Ding gedreht hat.
Etwas, was schlimm genug war, um Leon Bradley zu ermorden, damit er ihn nicht
verraten konnte. Und jetzt stellen Sie ein Team zusammen, Helen.«
    »Ja, Sir.«Sie stand hastig auf und ging.
    Vincent
Morrison operierte von einem Gewerbegebiet am Rand von Derry aus, in der Nähe
von Campsie. Als ich auf seinem Firmengelände ankam, standen zwei Transporter
in den Wartungsbuchten. Bei einem war der Motor freigelegt, und ein junger Mann
im Overall lag auf dem Boden darunter. An der Empfangstheke saß eine junge Frau
und löste ein Kreuzworträtsel.
    »Ich möchte
zu Vincent Morrison«, sagte ich.
    »Haben Sie einen Termin?«, fragte sie und sah kaum zu mir hoch.
    »Nein, ich bin die Polizei.«
    »Aber nicht hier oben«, ließ sich eine Männerstimme vernehmen. Ich
blickte auf und sah Vincent Morrison mit verschränkten Armen am Türrahmen
seines Büros lehnen. Ich erkannte ihn von den Fotos, die ich im Internet
gefunden hatte. Er war ein schmächtiger Mann – schmal gebaut und spindeldürr.
Er trug ein weites T-Shirt, in dem seine Arme noch dünner wirkten, als sie
waren. Sein Gesicht war hager, der Mund mit dem schmalen Oberlippenbart leicht
geschürzt. Er trug eine Brille und blinzelte mehrfach.
    »Das ist richtig, Mr Morrison«, räumte ich ein.
    »Sie sind der, der gestern meinen Transporter mitgenommen hat«, sagte
er und drohte mir spielerisch mit dem Finger.
    »Ich war dabei, das stimmt«, sagte ich, verkniff es mir aber zu fragen,
woher er das wusste. »Ihr Mitarbeiter hat im Heck Ihres Transporters alles
Mögliche verkauft.«
    »Man gibt diesen Leuten Arbeit, und was passiert?«, fragte er und hob
die Hände in einer Geste, die besagte: Was will man machen?
    »Dennoch war es Ihr Lieferwagen, in dem der Mann illegale Waren
verkaufte, Mr Morrison. Der PSNI wird sich darüber
sicher irgendwann mit Ihnen unterhalten wollen. Einstweilen frage ich mich, ob
Sie mir wohl helfen können.«
    »Wenn ich kann.«
    »Ich versuche, einen Ihrer Angestellten zu finden. Barry Ford.«
    Morrison schürzte den Mund ein wenig stärker und schüttelte den Kopf.
    Ich holte das Foto von Ford hervor und reichte es Morrison. »Keiner
scheint sich an diesen Mann erinnern zu können«, sagte ich. »Offenbar arbeitet
er aber für Sie.«
    Morrison warf einen Blick auf das Foto, faltete dann das Blatt zusammen
und reichte es

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