Blutgold
mir.
»Ich kenne Barry. Er hat für mich gearbeitet. Hab ihn seit ein paar
Tagen nicht mehr gesehen. Was hat er getan?«
»Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll«, sagte ich. »Ich hätte gerne
seine Adresse, falls Sie die haben.«
Morrison wandte sich an die junge Frau am Empfang, die auf ihrem
Kugelschreiber kaute und noch immer mit ihrem Kreuzworträtsel kämpfte, und
schnippte mit den Fingern. »Suchen Sie Barrys Personaldaten heraus, Sharon.«
»Danke«, setzte ich an, doch Morrison unterbrach mich.
»Wo wurde dieses Bild aufgenommen?«, fragte er.
»Dem gehen wir gerade nach.«
Morrison nickte und stieß sich vom Türrahmen ab. »Ist das dann alles?
Ich hatte gehofft, Sie würden mir meinen Transporter zurückbringen, aber wie
Sie schon sagen, darüber werde ich wohl mit dem PSNI reden müssen.«
»Da wäre noch etwas. Welche Art Geschäfte macht Ihr Unternehmen mit
Eligius Technology?«
»Tatsächlich geht Sie das nichts an«, erwiderte er und lachte.
»Ihr Name ist im Rahmen einer Mordermittlung gefallen, Sir. Es ging um
Rechnungen, die Sie Eligius ausgestellt haben. Ihr Partner Seamus Curran hat
bereits bestätigt, dass Sie etwas für Senator Cathal Hagan befördern. Er hat
gesagt, Sie hätten sich in Tschetschenien kennengelernt. Schicken Sie da oft Laster
hin?«
»Wir sind eine Spedition«, erklärte er. »Wir arbeiten für viele
Unternehmen, manche sind bekannter als andere. Und wir fahren in viele Länder.«
»Was befördern Sie für die?«, fragte ich.
»Alles, wofür sie uns bezahlen. Also, das geht Sie nun wirklich nichts
an, Inspektor. Wenn Sie unsere Geschäftsunterlagen einsehen wollen, besorgen
Sie sich einen Durchsuchungsbefehl, dann sehen Sie ja, was passiert. Nur dass
Ihr Durchsuchungsbefehl hier oben natürlich wertlos ist.«
»Ein Auftrag von einem so großen Unternehmen wie Eligius, und Sie
erwarten wirklich, dass ich Ihnen abnehme, Sie wüssten nicht, was Sie für die
befördern?«
»Das habe ich nicht gesagt«, erwiderte Morrison lächelnd. Mir fiel auf,
dass einer seiner Schneidezähne schief stand und ein Stück vor den Nachbarzahn
ragte. »Ich habe gesagt, das geht Sie nichts an. Und es schert mich wirklich
einen Scheißdreck, ob Sie mir auch nur ein Wort glauben oder nicht, Sie haben
hier keine Befugnisse. Ich gebe Ihnen diese Adresse, weil ich ein netter Kerl
bin. Stellen Sie mir noch mehr Fragen, und ich setze Sie mit einem Arschtritt
vor die Tür.«
Morrisons Aggressivität bestärkte nur meine Entschlossenheit,
herauszufinden, warum sein Vertrag mit Eligius so wichtig war. Zudem hatte ich
ja die Ertragsberichte – mir sagten sie nicht viel, aber jemand mit
Zahlenverständnis würde sicher erkennen, warum sie Leon Bradley so bedeutsam
erschienen waren. Ich wollte niemanden auf meiner eigenen Wache darum bitten,
damit Patterson nicht erfuhr, dass ich gegen Hagan ermittelte. Doch da gab es
noch jemand anderen, der, wie ich wusste, mit dem größten Vergnügen nach dem
Dreck am Orcas-Stecken suchen würde: Ted Coyle, der mir erzählt hatte, er sei
Buchhalter gewesen.
Unterwegs
zum Carrowcreel rief ich Gilmore an und gab ihm die Adresse, die Morrison mir
für Barry Ford gegeben hatte. Er lebte in Derry, was außerhalb meines
Zuständigkeitsbereichs lag. Doch der PSNI konnte
ihn sich ganz legal holen, zur Not auch mit Waffengewalt.
Etwa drei
Meilen vor der Abzweigung zum Carrowcreel erhielt ich einen Anruf von Helen
Gorman. Sie und drei weitere Polizisten hatten erneut die Umgebung des Flusses
abgesucht und die Scheune von dem Foto aus Bradleys Kamera gefunden. Sie lag
fünf Minuten zu Fuß östlich von der Stelle, wo wir die Kamera gefunden hatten.
Zuerst hatte das Gebäude verlassen gewirkt, doch als sie näher herangegangen
waren, war ihnen ein ganz in der Nähe geparktes Auto aufgefallen. Es musste
sich doch jemand in der Scheune befinden.
Ich wies sie an, auf mich zu warten, und fuhr dann zurück Richtung
Orcas. Es hätte zu lange gedauert, zuerst zum Lager der Goldschürfer zu fahren
und von dort aus flussaufwärts zu gehen. Doch von der Stelle aus, wo wir Leons
Kamera gefunden hatten, war der Zaun um die Orcas-Mine zu sehen gewesen.
Ich fuhr also über das Orcas-Gelände zu diesem Zaun und parkte dort, wo
er dem Fluss meiner Schätzung nach am nächsten lag. Ehe ich den Wagen
abschloss, holte ich meine Schusswaffe aus dem abschließbaren Fach im Boden
zwischen den beiden Vordersitzen für den Fall, dass Pferdeschwanz bewaffnet
war. Er hatte bereits einmal
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