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Blutgrab

Blutgrab

Titel: Blutgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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und streichelte ihm zärtlich durch das Gesicht.
    Ulbricht zuckte die Schultern, dann zeigte er ihr noch das enge Badezimmer und sein Schlafzimmer. Hier stand immer noch das alte Ehebett, das er damals mit Birgit gekauft hatte, als sie die Wohnung bezogen hatten. Seit vielen Jahren gab es nur noch eine einzige Bettwäschegarnitur.
    »Hübsch«, sagte Maja.
    »Potthässlich, total veraltet und eigentlich ein Fall für den Sperrmüll«, relativierte Ulbricht. Maja wollte ihm widersprechen, als es an der Tür klingelte. »Mahlzeit«, rief sie und erlöste Norbert Ulbricht so aus seiner unangenehmen Situation, die ihm die letzten einsamen Jahre vor Augen geführt hatte. Nun freute er sich auf das gemeinsame Abendessen mit Maja.
    Wuppertal-Sonnborn, Hubertusallee, 23.05 Uhr
    Es ging schneller, als Michels erwartet hatte: Sie fuhren bis zur Bushaltestelle vor dem Eingang des Zoos. Sinnigerweise hieß die Haltestelle »Zoo Haupteingang«. Einige flache Stufen führten hinauf zum Eingangsbereich, der von einem L-förmigen Kubus aus Stein und Glas beherrscht wurde. Das historische Gebäude der Zoogastronomie im Hintergrund war zu dieser Stunde stimmungsvoll angeleuchtet, nur den Springbrunnen hatte man um diese Uhrzeit abgeschaltet, vielleicht fürchtete man sich vor dem letzten Nachtfrost. Die beiden Türme, die das Gebäude rechts und links flankierten, ragten majestätisch in den Nachhimmel.
    In dem modernen Flachdachgebäude rechts des strahlend weißen Gebäudes waren die Kassen und der Souvenirshop untergebracht.
    Fast gleichzeitig stiegen die drei dunkel gekleideten Manner aus. Auf eine Maskierung hatten sie verzichtet.
    Michels, der gefahren war, blickte sich aufmerksam um. In den Villen auf der anderen Straßenseite brannte kein Licht - wahrscheinlich schliefen die vornehmen Herrschaften langst. Im Hotel »Zum Zoo« auf der gegenüberliegenden Straße war auch schon alles dunkel, nur die rotweiße Leuchtreklame schleuderte ihr Licht in die Dunkelheit hinaus. Der Pinguinale-Pinguin in den Hausfarben stand regungslos im Eingangsbereich. Ein stummer Zeuge aus Glasfaserkunststoff und sicher keine Gefahr für die Mission der drei Manner.
    Bernd Michels wandte sich wieder um und sondierte die Lage. Auch das Gebäude am Eingang des Zoos wirkte verlassen.
    »Und du bist sicher, dass der Eingangsbereich nicht videoüberwacht ist?«, fragte er.
    Achim Fritz winkte ab. »Die Kameras laufen nur tagsüber.«
    »Warum haben die dich eigentlich damals rausgeschmissen?«, mischte sich Grundinger ein. Die Männer wussten im Grunde nicht viel voneinander, doch Grundinger erinnerte sich daran, dass Achim Fritz einmal als Tierpfleger im Wuppertaler Zoo gearbeitet hatte.
    »Eine blöde Sache.« Fritz winkte ab. »Damals gab es einen Skandal in der Presse: Irgendeine Auszubildende hat behauptet, dass ich sie angetatscht haben soll. Dienstaufsichtsbeschwerde, Gespräche mit dem Chef, Anklage.«
    Michels pfiff durch die Zähne. »Das sieht dir ähnlich, du geiler Bock. Hast den Lehrmädchen an die Titten gelangt?«
    »Nein, aber es gab ein Verfahren wegen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. Beweisen konnte mir niemand etwas, aber ich hab kurz danach die Papiere gekriegt. Ende im Gelände.« Fritz machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Deshalb find ich es gut, wenn der Zoo mal wieder in der Presse auftaucht.«
    »Hast du das Huhn denn wenigstens belästigt?«
    Achim Fritz grinste dreckig.
    »Ich habe sie nur gebeten, mir einen mündlichen Gefallen zu tun, wenn du kapierst?« Er machte eine eindeutige Geste. »Der Rest geht dich nichts an.«
    »Soll ich euch noch eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen bringen, oder können wir dann mal zu Potte kommen?«, drängte Michels.
    »Mann, mach mal keinen Stress, den haben wir morgen noch genug.« Grundinger winkte ab und machte sich am Kofferraum der dunklen Limousine zu schaffen. Dieser Mercedes war der letzte Wagen für ihre Mission, und Grundinger hatte keine Ahnung, wo Michels die gepanzerte S-Klasse besorgt hatte.
    Den Leichnam hatte Fritz in eine Art Wachstuchdecke eingehüllt. Eine bleiche Hand lugte in verkrampfter Haltung aus der Rolle heraus, und Grundinger schätzte, dass die Leichenstarre bereits eingesetzt hatte. »Und du hast ihn echt verfolgt, bis er zu Hause war, bevor du ihn umgepustet hast?«
    »Na klar. Im Treppenhaus hatte ich wenigstens keine Zeugen. Der Benz stand gleich vor der Haustür, und die olle Decke hab ich vom Sperrmüll vor der Tür geholt. Es ging alles sehr

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