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Blutheide

Blutheide

Titel: Blutheide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.Hanke und C. Kröger
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Bene die Schultasche, in der Hoffnung, irgendwo vielleicht einen Hinweis auf den Besitzer zu finden, doch der Ranzen war leer. Kein Buch, kein Heft oder Stift. Ein paar Krümel waren alles, was Bene am Boden des Ranzens ausmachen konnte. Komisch. Als er gerade resigniert aufgeben wollte, blitzte in einem der seitlichen Reißverschlussfächer ein Stück Papier hervor. Bene fischte es heraus, faltete es auseinander und las die mit einer recht krakeligen Kinderhandschrift geschriebenen Zeilen auf dem weißen Notizzettel:
    ›Betet und sünt meine Kinder, denn noch nie hat die macht meines Plans begonnen sich so deudlich zu zeigen wie heute.‹
    Was war das denn Kryptisches? Ein Zitat? Oder der Ausschnitt aus einem düsteren Gedicht? Bene wusste allmählich nicht mehr, was er denken oder tun sollte. Ein Gedicht in einer Schultasche, okay – das war nicht zwingend ungewöhnlich, schließlich lernte man so was auch in der Schule. Bene hatte das selbst noch in unangenehmer Erinnerung, denn das war nie sein Ding gewesen. Aber diese Zeilen? In einem ansonsten leeren Kinderranzen? Irgendwie passte das nicht, obwohl sie eindeutig von einem Kind geschrieben waren. Dafür sprachen neben der typischen Kinderhandschrift auch die Rechtschreibfehler in dem Text. Aber es hörte sich so sektenmäßig an. Als ob da jemand bekehrt werden sollte. Von wegen beten und sühnen und so. Na ja, eigentlich konnte es ihm egal sein, denn das brachte ihn in jedem Fall nicht weiter. Außerdem war er sich jetzt sicher, dass der Ranzen gar nicht für ihn bestimmt war. Die Kollegin vom Empfang hatte sich bestimmt verhört, als das Paket abgegeben worden war. Dennoch kam ihm die Sache merkwürdig vor. Bene schaute noch einmal alle Fächer durch, aber nirgends fand er einen Hinweis oder gar einen Namen. Er beschloss, sich später oder am nächsten Tag darum zu kümmern. Er brachte den Ranzen zu seinem Spind hinter der Bar und kehrte an seinen Arbeitsplatz zurück. Noch immer war kein Gast an der Bar und er hatte nichts zu tun. Diese Momente hasste er maßlos, denn das war für ihn verschwendete Zeit, auch wenn sie ihm bezahlt wurde. Er sah sich kurz um, ob Jan Gronau, sein Chef, irgendwo in der Nähe war. Als er weder ihn noch irgendwelche Kollegen erblicken konnte, schnappte er sich sein Handy und drückte die Wahlwiederholungstaste. Seit seinem spontanen Anruf bei Katharina in der letzten Nacht hatte er sein Handy nicht mehr benutzt. Und obwohl es noch nicht lange her war, dass er ihre Wohnung verlassen hatte, war ihm danach, ihre Stimme zu hören.
17.02 Uhr
    Katharina hatte Leonie gebeten, im Wohnzimmer auf sie zu warten, während sie kurz mit Ben sprechen wollte. Auf dem Weg zu ihm in die Küche klingelte ihr Handy. Sie erwartete die Rückmeldung vom Kommissariat zu der Abfrage in den Krankenhäusern und meldete sich, ohne vorher aufs Display zu schauen.
    »Von Hagemann, hallo?«
    »So förmlich heute, Frau von Hagemann?« Bene war froh, das Gespräch mit einem lockeren Spruch beginnen zu können, denn beim ersten Freizeichen hatte er bereits Zweifel gehabt, ob es richtig war, Katharina anzurufen. Bevor er es sich jedoch hatte anders überlegen können, hatte Katharina sich auch schon am anderen Ende der Leitung gemeldet. Normalerweise rief er nie am nächsten Tag bei einer Frau an – er wurde angerufen. Aber er konnte ja mal eine Ausnahme machen …
    »Bene?«, fragte Katharina mit einer Mischung aus Überraschung, Freude und Verärgerung. Sie hatte jetzt wirklich Wichtigeres zu tun, als Privatgespräche zu führen, erst recht, da Benes Bruder sich nur ein paar Meter entfernt aufhielt. Prompt lenkte sie ihren Schritt in Richtung Haustür, um Bene abwimmeln zu können, ohne dass ihr Chef es mitbekommen würde.

    Bene merkte sehr wohl, dass sein Anruf bei Katharina keine übermäßige Freude auslöste und versuchte, seine aufkeimende Unsicherheit zu überspielen, indem er einfach losredete: »Stell dir vor, was mir gerade Merkwürdiges passiert ist! Jemand hat mir ins Hotel einen Schulranzen mit einem ganz komischen Geschreibsel darin geschickt. Irgendwas aus ’nem Gedicht oder ein Zitat oder so ein Quatsch. Und das Teil ist ein furchtbar bunter Ranzen für kleine Mäd…«
    Katharina fiel ihm ins Wort, so deutlich wie nötig und gleichzeitig so leise wie möglich. »Bene, ich kann nicht, ich stecke mitten in … Moment mal, was hast du da gerade gefaselt? Ein Gedicht?« Katharina hatte ihm nicht aufmerksam zugehört, aber die Satzfetzen Kind,

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