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Blutheide

Blutheide

Titel: Blutheide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.Hanke und C. Kröger
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fragte Juliane trocken und sachlich.
    »Doch«, antwortete Bene, »so viel, dass ich nicht weiß, wo ich anfangen soll.«
    Er legte den Löffel auf die Untertasse und sah ihr wieder ins Gesicht. Sie war noch genauso hübsch wie damals. Etwas müde sah sie aus, aber ansonsten hatte sie sich kaum verändert. All die alten Erinnerungen, die er während der ganzen Jahre erfolgreich verdrängt hatte, stiegen wieder in ihm auf. »Julie, es … es tut mir unendlich leid, bitte glaub mir!«
    »Genau das fällt mir irgendwie schwer«, antwortete sie, ohne den Blick von ihm abzuwenden. »Das mit dem Glauben meine ich.«
    »Ja, das ist mir klar.« Bene stockte kurz. »Aber ich weiß einfach nicht … Also ich meine, egal, was ich jetzt sage … nichts kann wieder gut machen, was ich dir damals angetan habe, das ist mir völlig klar.«
    »Und für diese Erkenntnis hast du acht Jahre gebraucht?« Juliane blieb so ruhig und sachlich, wie sie nur konnte.
    »Ja … nein. Ich weiß auch nicht.« Bene fühlte sich zunehmend unwohl. »Natürlich hab ich das immer gewusst. Aber damals hatte ich einfach keine Ahnung, was ich tun sollte. Und je länger ich gewartet hab, desto mehr verließ mich der Mut, mich bei dir zu melden.«
    »Und warum bist du dann ausgerechnet jetzt wieder hier? Muss dein Bruder dir wieder mal aus der Patsche helfen?«
    »Nein, ich hab mich geändert!« Bene sprach die Worte voller Überzeugung aus, bevor ihm die vergangene Nacht wieder einfiel und er merkte, dass er soeben irgendwie erneut gelogen hatte. »Wirklich Julie, ich mach keinen Mist mehr. Die Zeiten sind vorbei. Ich habe hier ein verdammt gutes Jobangebot bekommen und ich möchte völlig neu anfangen.«
    »Dein Bruder scheint dir das sogar zu glauben.« Julianes Blick wirkte wie eine Mischung aus Wut, Erinnerungsschmerz und Provokation. »Mir fällt das ehrlich gesagt etwas schwerer.
    »Ich weiß Julie, und das ist dein gutes Recht. Ich erwarte nicht, dass du mir verzeihst, ich kann mir ja heute selbst nicht verzeihen, wie ich mich damals verhalten habe. Vor allem dir gegenüber.«
    »Ich wollte dieses Treffen auch nicht, um dir zu vergeben. Aber es gibt da etwas, das du wissen solltest.« Jetzt war es Juliane, die in ihrem halb vollen Milchkaffeebecher rührte, als gebe es nichts Spannenderes. Doch plötzlich straffte sie die Schultern, sah Bene in die Augen und erklärte mit fester Stimme: »Ich wollte dir eigentlich nur mitteilen, dass du eine siebenjährige Tochter hast. Sie heißt Leonie.«
    Bene sah Julie fassungslos an. »Ich habe … ich bin … Vater? Und das erzählst du mir erst jetzt?« Er hatte kaum ausgesprochen, da war ihm bereits bewusst, was er Dummes gesagt hatte. »Entschuldige, Julie, das ist … also, das hab ich so nicht gemeint. Wann und wie hättest du es mir auch sagen sollen.«
    Bene wäre am liebsten aufgesprungen und davongelaufen. Doch er hatte das Gefühl, dass seine Beine ihn im Moment nicht tragen würden, so wacklig, wie sie sich gerade anfühlten. Und Julies Blick machte klar, dass weglaufen jetzt das Verkehrteste war, was er tun könnte. Ihm lag fast die Frage auf der Zunge, ob Julie sich seiner Vaterschaft sicher war, doch das konnte er sich gerade noch rechtzeitig verkneifen. Aber auch nach so vielen Jahren schien Julie ihn genau zu kennen: »Wage es nicht, mich zu fragen, ob du auch wirklich der Vater bist!«
    »Sie heißt also Leonie?«, fragte er, immer noch leicht benommen.
    »Ja, sie heißt und ist meine Leonie, geht in die erste Klasse, und wir beide haben unser Leben verdammt gut im Griff – ohne Mann und Vater.« Julianes Ton sprach für sich. »Ich erzähle dir das also nicht, weil ich plötzlich Vater, Mutter, Kind mit dir spielen will, nur weil du gerade mal wieder in der Stadt bist. Ich denke einfach, dass du wissen solltest, dass du eine Tochter hast. Mehr nicht. Ich will kein Geld von dir und ich will auch nicht, dass du dich um sie kümmerst. Wir brauchen dich nicht. Aber nach meinem Gespräch mit Ben …«
    Bene sah ruckartig auf und unterbrach sie: »Ben wusste davon? All die Jahre? Und er hat mir nichts davon gesagt?«
    »Wehe, du machst deinem Bruder deshalb Vorwürfe! Das Versprechen, niemandem etwas davon zu sagen, habe ich ihm abgenommen, und ich bin ihm sehr dankbar, dass er sein Wort gehalten hat.« Julianes Betonung auf er war nicht zu überhören. »Wenn Ben nicht gewesen wäre, würde es Leonie und mir heute vermutlich erheblich schlechter gehen. Er hat uns unterstützt, so gut es ging und

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