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Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Titel: Blutherz - Wallner, M: Blutherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wallner
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machte Richard so traurig, dass er sich weniger wie ein erfolgloser Retter vorkam, als wie ein peinlicher Spanner im Schlafzimmer seines Bruders. Die Liebenden lagen aneinandergekuschelt da und genossen die wohlige Trägheit nach
der Leidenschaft. Die Kerzen flackerten, das Feuer im Kamin brannte – niemand außer Richard hätte angenommen, dass in diesem Zimmer soeben nicht die schönste Romanze, sondern der Leidensweg eines Mädchens begonnen hatte.
    Da es ihm nach wie vor nicht gelang, sein Gestell flottzubekommen, nahm Richard das Verbindungsstück, das die Schläuche in den Katheter führte, und koppelte sich von der Infusion ab. Während er sich lautlos zurückzog und in sein Zimmer hinunterging, begann der Inhalt der Beutel auszulaufen. Es war Blut, das zu Boden tropfte.

10
    S ie war allein. Aber sie war noch immer bei ihm. Sie er wachte in seinem Bett, aber er war nicht da. Sam wollte sich aufrichten, doch eine stählerne Faust schien ihren Schädel niederzudrücken. Wie eigenartig verwandelt das Zimmer bei Tageslicht wirkte, wie ein Raum in einem Museum. Alles befand sich an seinem Platz, und doch empfand Sam Teddies Turm heute als seltsam unbelebt, ja versteinert. Selbst die Vorhänge, die Tischdecke, die Glut im Kamin kamen ihr wie aus Stein vor. Nach ein paar kräftigen Atemzügen gelang es ihr, den Kopf zu heben und zum Fenster zu schauen. Den trüben Oktobertag fand sie wenig verheißungsvoll. Das Geschirr war abgeräumt worden. An der Tür verharrte ihr Blick, sie erkannte bräunliche Schlieren auf dem Boden; man hatte dort etwas aufgewischt. Sie ließ den Kopf zurücksinken; die vergangene Nacht stieg vor ihr auf.
    Unwirklich war alles gewesen, in seiner Wildheit, der Verrücktheit, aber auch darin, was von den leidenschaftlichen
Stunden geblieben war. Sam wunderte sich, dass sie nicht das Gefühl tiefen Vertrauens in sich trug, das sie von einer erwachenden Liebe erwartet hätte; in ihr waren viele Fragen. Sie suchte die Antwort darauf, ob ihre Hingabe richtig, ob sie natürlich gewesen war. Zwar sagte ihr die Erinnerung, dass sie phantastische Stunden erlebt hatte, zugleich empfand sie ein tieferes Gefühl, das ihr wie eine Warnung erschien. Sie hatte sich selbst noch nie so erlebt! Der Verdacht durchzuckte sie, ihr ungewöhnliches Verhalten könnte mit dem Getränk zu tun gehabt haben, dem Feuergeist, den Teddie ihr einflößt hatte. Plötzlich, und ohne zu wissen, woher das kam, fühlte sich Samantha an ihre früheste Kindheit erinnert und an den Zustand ihrer Mutter damals. Man hatte der kleinen Samantha erklärt, ihre Mama sei guter Hoffnung, Sam könne sich bald auf ein Brüderchen freuen . Von guter Hoffnung hatte sie jedoch keine Spur entdeckt, ihre Mutter sah fahl und ängstlich aus; später hatte ihr Louise erzählt, dass die Schwangerschaft durch einen Unfall vorzeitig beendet worden sei. Eine Nachbarin hatte Sam gegenüber jedoch angedeutet, dass ihre Mutter den Sturz absichtlich herbeigeführt habe; sie habe das Kind verlieren wollen.
    Was waren das für verflixte Gedanken an einem glücklichen Morgen! Warum diese düstere Erinnerung? Natürlich, nach der gestrigen Nacht konnte Sam den Gedanken an eine Schwangerschaft nicht vollends wegschieben und gestand sich verwirrt ein, dass weder Teddie noch sie an Verhütung gedacht hatten. Bestimmt kommt er gleich und bringt Frühstück, dachte sie, um ihre Ängste abzuschütteln. Wo lagen ihre Sachen? Auf dem Sessel entdeckte sie den säuberlich zusammengelegten Schwesternkittel und ihre Schuhe. Für einen Moment fürchtete sie, ihren Dienst schon wieder versäumt zu haben, dann fiel ihr ein, sie war erst für die Nachmittagsschicht
eingeteilt. Sie hatte Zeit, mit Teddie beisammen zu sitzen, zu plaudern und ihr junges Glück zu genießen. Schade, dass sie nicht zusammen erwacht waren, zu gerne hätte sie seine perfekte Frisur zerstrubbelt gesehen, die dämonischen Augen müde und verschlafen, sogar sein Mundgeruch vor dem Zähneputzen hätte sie gefreut.
    Als Erstes duschen, beschloss Sam, schlug die Decke zurück und kam auf die Füße. Oh hallo, der Drink war nicht von schlechten Eltern gewesen! Alles drehte sich, dabei hatte sie nur ein Glas davon getrunken. Sie beschirmte die Augen mit der Hand und machte sich auf die Suche nach dem Bad.
    So groß und elegant das Turmzimmer war, so viele Ecken und Nischen Sam erkundete, ein Badezimmer fand sie nicht. Das ist das Blöde an diesen alten Häusern, dachte sie, vom hygienischen Standpunkt aus

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