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Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Titel: Blutherz - Wallner, M: Blutherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wallner
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Mann so widerwärtig, dass sie den Bildern nichts mehr abgewinnen konnte. »Ich finde sie einfach hässlich. Und ich frage mich, warum Sie so was malen und nicht etwas anderes.«
    »Das ist eine gute Frage«, sagte Mircea unvermittelt ernst. »Da muss wohl irgendwas mit mir nicht stimmen, dass ich solch finsteren Mist male.« Das schöne Gesicht kam Sam mit einem Mal jünger und ziemlich traurig vor. Sie meinte, in Mircea ein verängstigtes Kind zu erkennen, das sich davor fürchtete, aus dem Haus zu laufen.
    Plötzlicher Lärm lenkte Samantha ab; jemand war durch den Hintereingang hereingekommen. Bevor sie einen Blick auf den neuen Besucher werfen konnte, trat Teddie zu ihr.
    »Wollen wir gehen?«
    »Noch nicht.« Sie versuchte, ihm über die Schulter zu sehen. »Ich lerne gerade ein paar Leute kennen.« Er lächelte, aber sie bemerkte Unruhe in seinem Blick. Mit einem Schritt gelang es ihr, wieder freien Blick auf das Geschehen zu bekommen. Hatte dort nicht eine Brille aufgeblitzt? War Richard doch gekommen?
Wusste er, dass sie auch hier war? Bevor Sam sich vergewissern konnte, war der Urheber des Tumults schon wieder verschwunden.
    »War das nicht …?«
    »Wer?« Teddie drehte sich um.
    »Ich dachte, ich hätte deinen Bruder gesehen.«
    »Dickie?« Scheinbar überrascht führte Taddeusz seine Freundin nach hinten. »Was war hier los?«, fragte er den Kellner.
    »Schon erledigt«, antwortete der. »Bloß ein Penner, der was vom Buffet schnorren wollte.«
    Teddie wandte sich zu Samantha. »Du hast dich wohl getäuscht.«
    »Ich glaube aber, er war es.«
    »Mister Lockool, haben Sie meinen Bruder gesehen?«, fragte Taddeusz den Gastgeber.
    »Dickie?« Der Gockel grinste. »Das werde ich wohl nicht mehr erleben, dass man unseren Richard bei einer Vernissage antrifft.«
    Darüber lachten sie beide herzlich. Sam war nicht zum Lachen zumute.
    »Wieso interessierst du dich für meinen Bruder?« Taddeusz gab ihr ein volles Glas.
    Das war der Moment, in dem Sam sich entscheiden musste. War ihr Gefühl für Teddie groß und vertrauensvoll genug, musste sie ihm jetzt offenbaren, dass sein Bruder einen schrecklichen, einen unaussprechlichen Verdacht gegen ihn hegte.
    »Ich möchte eben alle aus deiner Familie besser kennenlernen«, antwortete sie stattdessen, nippte und wandte sich wieder den Bildern zu.

16
    B evor Sam am nächsten Morgen nach Kew Gardens auf brach, wurde ihr zum zweiten Mal schlecht. Ist mir schleierhaft, dachte sie, über die Kloschüssel gebeugt. Ich habe kaum etwas gegessen und die zwei Gläser Sekt können ja wohl nicht die Ursache sein. Als sie mit üblem Geschmack in ihr Zimmer zurückkam, entdeckte sie neben dem Zahnputzglas das Fläschchen mit Teddies Geschenk. Komm bloß nicht auf dumme Gedanken! Solange du nicht weißt, was die Bariactar - Kirsche eigentlich ist, lässt du die Finger davon. Aber die Übelkeit wollte nicht weichen, elend war ihr, am liebsten hätte sie sich wieder ins Bett gelegt. Als ihr beim Versuch, in die Jeans zu schlüpfen, schwindelig wurde, entschied Sam sich kurzerhand um. Sie taumelte zum Waschbecken, entkorkte das Fläschchen und nahm einen zaghaften Schluck. Wieder schüttelte es sie von dem Geschmack, zugleich stellte sich auch diesmal das Wohlbefinden, jene unerklärliche Heiterkeit schon nach Sekunden ein. Wenn es so wunderbar wirkt, kann es wohl kaum schädlich sein, entschuldigte sie ihre Schwäche, band die Turnschuhe zu und verließ das Untergeschoss.
    Der Tag hätte für ihr Experiment nicht pefekter sein können. Obwohl es der erste November war, vertrieb ein frischer Wind die tief hängenden Wolken, hin und wieder lugte die Sonne hervor. Sam nahm die Underground, brauchte fast eine Dreiviertelstunde bis an ihr Ziel, wurde aber mit einem zauberhaften Anblick belohnt. Die Treibhäuser von Kew Gardens, die Orangerien und Palmenpavillons sahen wie eine phantastische kleine Stadt aus. Im Wechsel von Sonne und Wolkenfetzen ließ der königliche botanische Garten seine Farben spielen, die Glashäuser funkelten, und das viele Grün darin war ein
Labsal an einem Herbsttag wie diesem. Trotz der vielfältigen Pracht gehörte Sams Aufmerksamkeit einem einzigen Baum, der Milleniums-Akazie, deren Stamm aus einem Teich emporwuchs. Sie war eines der Wahrzeichen von Kew Gardens. Dort hatten sie sich verabredet, dort wollte Sam Taddeusz erwarten.
    Als sie den weit verästelten Baum erreichte, war er bereits da. Teddie stand am Ufer des Weihers und stocherte mit einem Zweig in

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