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Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Titel: Blutherz - Wallner, M: Blutherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wallner
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Orchideen«, gab sie flüsternd zurück. »Verführerisch und gefährlich – wunderst du dich, wenn ich darauf anspringe?« Sie trat zurück und atmete heftig durch die Nase,
um Sauerstoff ins Gehirn zu kriegen. Doch ihre innere Zerrissenheit blieb. Die vernünftige Krankenschwester in ihr wollte zu sich selbst finden, zugleich sehnte sich das hoffnungslos verliebte Mädchen nach Taddeusz’ Umarmung. Sie wollte von ihm mitgerissen, verführt, ja, sie wollte sogar von ihm gebissen werden!
    »Wir hätten nicht herkommen sollen.« Auch ihm schien der Vorfall zuzusetzen; er entblößte die Zähne, ein dunkles Lächeln umspielte seine Züge. Samantha konnte den Blick nicht von ihm wenden; in diesen endlosen Sekunden war es ihr egal, ob er ein Vampir war oder nicht. Sie wollte ihn, so tief und unausweichlich, dass Teddie ein Monster hätte sein können, sie würde nicht von ihm lassen. Atemlos standen sie voreinander, wünschten, sehnten sich, zersprangen fast vor Gefühlen und versuchten, die Fassung wiederzugewinnen.
    »Du reißt mich noch ins Verderben«, sagte sie.
    »Ich wollte es nicht«, stammelte er. »Glaub mir, es ist nicht meine Schuld, aber …« Er schlug die Hände vors Gesicht. »Es ist uns vorgezeichnet. Es gibt nichts, was wir dagegen tun könnten!«
    Angst durchlief sie, der Schauder vor der tieferen Wahrheit seiner Worte. Zugleich das Glücksempfinden über seine düstere Liebeserklärung. Ja, dachte Samantha, wir sind einander vorbestimmt, es war Schicksal, ihm zu begegnen, Schicksal, in sein Leben, in das seiner Familie hineingezogen zu werden. Warum sträube ich mich dagegen? Ist es nicht das Aufregendste, Verrückteste, das mir je passiert ist?
    »Lass uns gehen.« Er strebte zum Ausgang zurück.
    Sie traten ins Freie. Als habe nur die Aura der Orchideen beide in diesen Zustand versetzt, brachte die kühle Herbstluft sie auf den Boden der Realität zurück.
    »Das war … sehr interessant.« Nüchtern schaute er auf die
Uhr. »Ich muss gehen. Ich habe einen wichtigen Geschäftstermin.« Er sah sich um, in welcher Richtung das Haupttor lag. »Bist du böse, wenn ich dich nicht nach Hause bringe?«
    Auch wenn sie von dem abrupten Ende ihrer Verabredung enttäuscht war, wusste Sam, ein Höhepunkt wie der eben erlebte würde nicht wiederkehren. »Lauf nur. Ich gehe noch spazieren.«
    Er verabschiedete sich, ohne sie noch einmal zu berühren. Während sie ihm nachschaute und die fliegenden weißen Mantelschöße kleiner und kleiner werden sah, erschrak Sam plötzlich. Dort, im Schatten eines Magnolienstrauches, stand er wieder. Der Unbekannte, der Vermummte, der ihr vor einigen Tagen einen solchen Schrecken eingejagt hatte. Noch konnte sie Taddeusz um Hilfe rufen, er würde den Verfolger hinter dem Strauch hervorzerren und ihm die Maske vom Gesicht reißen. Warum tat sie es nicht, wieso stand sie unbeweglich auf den Stufen des Orchideenhauses und beobachtete, wie ihr Liebster sich zwischen den exotischen Pflanzen verlor? Sam betrachtete das Phantom, das die Hand zur Sonnenbrille hob und sie verrückte. Sie setzte sich in Bewegung. Diesmal lief sie nicht vor dem Kerl davon, sondern ging direkt auf ihn zu. Zuerst sah es so aus, als wollte er im dichten Grün der Magnolie verschwinden, gleich aber tauchte der verschleierte Kopf wieder auf; Samantha war um einiges näher gekommen. Die Gestalt trat ins Freie und erwartete sie.
    »Was soll das Versteckspielen?«, sagte sie. »Warum kannst du mich nicht ansprechen wie ein normaler Mensch, Dickie?«
    »Weil ich keiner bin«, antwortete der Vermummte. »Wie hast du mich erkannt?«
    »So wie du fummelt nur einer an seiner Brille herum.« Sie war erleichtert, dass sich ihre Vermutung bestätigte. »Schluss mit dem Mummenschanz. Du kannst dich demaskieren.«

    »Wenn du auch nur das Geringste begreifen würdest, wüsstest du, das ist unmöglich!«
    »Warum?« Sie streckte die Hand nach dem Schleier aus.
    »Weil mich die Sonne umbringt!« Er trat zurück.
    »Du behauptest, dass die Sonne, die du angeblich so liebst, deinen Tod bedeutet?«
    »Wie oft soll ich dir das noch …?«
    »Du behauptest, dass du und dein Bruder, dass deine ganze Familie Vampire sind?«
    »Glaubst du mir endlich?«
    »Nicht so rasch. Wenn die Kóranyis Vampire sind und sich vor dem Tageslicht verstecken müssen, wieso bin ich dann gerade eine Stunde lang mit Taddeusz bei herrlichem Wetter spazieren gegangen?« Triumphierend sah sie ihn an.
    Der Vermummte faltete die Hände, die in schwarzen

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